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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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Tänzerin, spürte ihre weiche Haut, ihre geübten Hände …
    Aber es war Julia in meinen Armen. Dieses eine letzte Mal mit Julia.
    Hadley war oben in der Dusche, und ich saß im Wohnzimmer, ein Glas Jameson in der Hand, da klingelte das Haustelefon. Auch oben war eines, also musste Hadley es gehört haben.
    Das Verlassen des Sessels verschaffte mir das bewusste Gefühl, der Schwerkraft zu trotzen. Oder der Sessel war ein Magnet, und ich war wie Stahlspäne.
    »Ja«, sagte ich, nachdem ich den Hörer vorn im Flur aufgehoben hatte.
    »Mr Sutro ist auf dem Weg nach oben«, sagte der Pförtner.
    Der Gedanke traf mich, dass Hadleys Haar mitten am Nachmittag nass war, und das in der Wohnung einer Fremden, und was Sutro denken und was Hadley tun würde.
    Es war nicht mehr mein Problem. Hadley wusste, was sie tat, und mich kümmerte es einen Scheißdreck, was Sutro dachte.
    Da der Aufzug im Schneckentempo fuhr, blieb genügend Zeit, um ins obere Geschoss zu laufen. Ich klopfte einmal an die Tür des Gästezimmers, bevor ich sie öffnete und die offene Badezimmertür auf der anderen Seite des Raums erblickte.
    »Hadley, er ist hier – also beeil dich bitte«, sagte ich. »Mir ist nicht danach, für seine Unterhaltung zu sorgen.«
    Sie erwiderte nichts, und ich wartete nicht auf eine Antwort, weil Constances Türklingel ertönte.
    Nile Sutro war befriedigende fünf Zentimeter kleiner als ich. Er hatte dünne Lippen, was, Rue zufolge, alles von schlechten Manieren bis hin zum Massenmörder bedeuten konnte.
    Sein blassblondes Haar war lang wie bei einem Künstler, und seine Augen waren versteckt hinter der Sonnenbrille, die er wahrscheinlich Tag und Nacht trug.
    Er hatte ein weißes Leinenhemd an, enge schwarze Jeans, keine Socken. Seine Krokoschuhe sahen aus wie Sloanes samtene Hausschuhe ohne das Wappen, und er hatte einen langen, federleichten grauen Schal umgeschlungen. Achtlos drapiert. So achtlos, wie das Tuch eines Mannes Ende August nur sein kann.
    Er bot mir nicht die Hand, und ich war versucht zu fragen, ob das Absicht war. Auf seine Hände achten. Vielleicht waren sie versichert. Wie Jennifer Lopez’ Arsch.
    Ich führte ihn ins Wohnzimmer.
    »Sie sind Nick Sayler«, sagte er, und ich nickte. »Ich weiß nicht, wie wir Ihnen für alles danken können, was Sie getan haben.«
    »Geben Sie einfach auf sie acht«, sagte ich.
    »Keine Bange«, erwiderte er, sich an meinen Tonfall anpassend. »Können Sie mir bitte Ihre Büroadresse geben, damit ich die Rechnung begleichen kann?«
    »Es gibt keine Rechnung«, entgegnete ich.
    »Eine solche Großzügigkeit kann ich nicht annehmen«, sagte er.
    »Na ja, Sie können keine Rechnung begleichen, wenn Sie keine erhalten.«
    »Warum keine Rechnung?«, fragte er.
    »Nennen Sie’s karmische Provision.«
    »Eine wunderschöne Wohnung«, sagte er und schaute sich um. »Ihre?«
    Wie lange hatte er gebraucht, um zu zeigen, was für ein Armleuchter er war?
    »Nein«, antwortete ich. »Gehört einer Freundin.«
    »Oh, ja – habe ich vergessen«, sagte er. »Sie wohnen auf einem Schiff – in New Jersey.«
    Ja, dachte ich. Ich werfe Anker mitten in Hoboken.
    »Genau«, sagte ich.
    »Was können Sie mir über den Überfall sagen?«, fragte er.
    »Ich weiß nicht mehr als Detective Fallon«, erwiderte ich.
    »Natürlich«, sagte Sutro. »Aber Sie haben sie aus der Klinik geholt. Sie haben sie zuerst gesehen – wissen Sie, weshalb sie Ihre Karte hatte?«
    »Weiß ich wirklich nicht«, entgegnete ich.
    »Ich kann’s nicht fassen, dass das schon seit Tagen so gelaufen ist«, sagte Sutro. »Und sie kann sich ganz bestimmt an nichts erinnern?«
    »Ich glaube, das muss sie beurteilen«, antwortete ich. »Bislang sieht es nicht so aus, und …«
    »Was tut sie?«, unterbrach mich Sutro und sah auf seinem Handy nach, wie spät es war. »Sie verspätet sich immer.« Er zwang sich ein Lächeln aufs Gesicht. »Entschuldigung«, fuhr er fort. »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts«, erwiderte ich. »Soll ich hochgehen und sie holen?«
    »Ja, bitte«, sagte er, und ich war froh, dass er nichts dagegen hatte.

67
    »Hadley«, sagte ich, als ich die offene Tür zum Gästezimmer erreichte. »Komm schon – er wartet. Du musst runterkommen … oder er kommt wahrscheinlich hoch.«
    Nichts.
    »Hadley«, wiederholte ich.
    Das Zimmer war leer, und als ich hinüberging und sah, dass das Bad ebenfalls leer war, beschleunigte sich mein Herzschlag heftig.
    Sie war abgehauen. Ich hätte fast

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