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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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richtig guten Serienmörder mehr gehabt«, überlegte Fallon. »Mit den Prostituierten. Alle vergraben im Hinterhof des Hauses seiner Mutter. Die alte Schachtel hat behauptet, sie hätte keinen Schimmer von den Leichen und der Damenunterwäsche überall im Zimmer ihres Sohnes gehabt. Vermutlich hält Shawcross den Rekord – aber mein Favorit ist der Sonntagssadist.«
    »Vielen Leuten wäre deine Wortwahl gleichgültig«, sagte Goode. »Und wie viele Frauen müssen getötet werden, bevor du jemanden einen richtig guten Serienmörder nennst?«
    Fallon überhörte sie und fragte: »Nick, hast du von Emil Kane gehört?«
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Der Sonntagssadist. Vor meiner Zeit – aber ich habe von ihm gehört.«
    »Sag mir, was du von ihm gehört hast!«, forderte mich Fallon auf.
    »Warum?«
    »Nur zur Unterhaltung«, erwiderte Fallon. »Du wirst gleich begreifen, worauf ich hinauswill.«
    »Ist das wirklich nötig?«, fragte Goode.
    »Nein«, entgegnete Fallon, »aber wir stecken in diesem Scheißverkehrsstau, und Sayler wird’s gefallen.«
    »Das Einzige, was mir gefällt, ist, aus diesem Wagen rauszukommen. Ich habe dir gesagt, ich würde mit der alten Dame reden, aber ich habe heute gemeint, nicht morgen.«
    »Wir sind fast da«, sagte Fallon und zeigte einen seiner seltenen geduldigen Momente in Anbetracht dessen, dass wir in zehn Minuten keine zwei Blocks weit gekommen waren.
    »Na gut«, sagte ich. »Was ich über den Sonntagssadisten weiß, ist, dass er immer Rothaarige umgebracht hat, und zwar immer sonntags.«
    »Ist das alles?«, nörgelte Fallon. »Wie alt bist du, Sayler, zwölf?«
    »Du weißt, worauf er damit hinauswill?«, fragte ich.
    »Ich glaube schon«, erwiderte Goode.
    »Vielleicht, Tom«, sagte ich, »teile ich bloß nicht deine Faszination von Vergewaltigung und Mord. Ich glaube, er hat ihnen den – was war’s noch gleich – Ringfinger abgeschnitten?«
    »Ja«, entgegnete Fallon. »Noch etwas?«
    Im Wagen roch es inzwischen übel, seitdem Fallon die Fenster wegen des heftigen Regens geschlossen hatte.
    »Nein, das war’s, mehr weiß ich nicht«, antwortete ich. »Von Klaustrophobie einmal abgesehen.«
    Ich streckte die Hand nach dem Türgriff aus, aber Goode packte sie.
    »Es waren alles Tänzerinnen«, sagte sie. »Keine Prosituierten, bloß Tänzerinnen, darunter eine Balletttänzerin.«
    »Du machst Witze«, meinte ich.
    »Nein«, sagte Fallon. »Nette, respektable, rothaarige Tänzerinnen. Nicht eine Nutte in der Bande. Und er hat alles in allem sechs erledigt. Unser Bursche ist inzwischen bei fast dreien angelangt.«
    »Warum Tänzerinnen?«, fragte ich.
    »Warum nicht?«, fragte Fallon zurück.
    »Das ist wirklich nicht komisch, Thomas«, sagte Goode und wandte sich mir zu. »Die Sache mit den roten Haaren hatte mit seiner Mutter zu tun – klassisch. Der Sonntag war der einzige Tag, an dem er freihatte. Er hat niemals verraten, warum er Tänzerinnen wollte, aber das spielte keine Rolle. Der Staatsanwalt hat Anklage erhoben, und Kane hat lebenslänglich ohne Bewährung bekommen.«
    »Morgenthau war der Staatsanwalt?«, fragte ich. Er war mein ganzes Leben lang Staatsanwalt für Manhattan gewesen. Er hat sein Büro mit etwa neunzig geräumt.
    »Nein«, erwiderte Goode. »Das ist länger her gewesen. Nick Hogan war Staatsanwalt – diese Verhandlungsprotokolle liegen auf Mikrofilm –, und Real Time Crime Center hat sie nicht, weil sie noch nicht ins System eingegeben worden sind.«
    »Könnt ihr ihn herbringen?«, fragte ich. »Sein Gehirn zerpflücken?«
    »Was von seinem Gehirn noch übrig ist«, erwiderte Fallon. »Er hat die letzten vierzig Jahre in Sing Sing in Ossining gesessen.«
    »Was«, fragte ich, »leidet er jetzt an Alzheimer?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Fallon. »Aber wir bekämen ihn sowieso nicht raus, nicht mal, wenn wir einen gepanzerten Laster hinschicken würden.«
    »Was ist mit dort hingehen?«, fragte ich.
    »Goode, möchtest du hin?«, fragte Fallon. »Ich geh nicht.«
    »Nein, vielen Dank«, entgegnete Goode. »Abgesehen davon gibt’s nicht ausreichend Parallelen, um sich dieser Mühe zu unterziehen. Zum einen hat es bei den 44er-Überfällen keine sexuellen Übergriffe gegeben.«
    »Ganz bestimmt nicht?«, fragte ich.
    »In den ersten beiden Fällen gab es keine Hinweise«, erwiderte Goode und räusperte sich dann. »Und wir würden es wissen, wenn deine Freundin vergewaltigt oder sonst wie sexuell belästigt worden wäre.

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