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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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durcheinander in dem zerbrochenen Glas.
    Als ich ihr Ankleidezimmer erreichte, pochte mir heftig das Herz, und falls Herzen explodieren könnten, wäre es da geschehen.
    »Julia«, sagte ich und öffnete die Tür.
    Sie lag auf dem Boden, gleich neben der leuchtend gelben Chaiselongue. Sie hatte eine hässliche Schramme im Gesicht, eine aufgeplatzte Lippe, und in ihrem blauen Seidenmorgenmantel war ein Riss. Ein Loch. Eine blutbesudelte Stelle.
    So viel leuchtend rotes Blut. Frisches Blut. Aber sie atmete noch, und sie öffnete die Augen, als ich mich neben sie kniete und ihr die Hand flach auf die Brust legte.
    »Ich bring ihn um, Julia«, sagte ich. »Ich schwöre bei Gott, ich bringe ihn um!«
    »Nick …«, sagte sie und wollte sich bewegen.
    »Nicht rühren, nicht sprechen«, sagte ich. »Ich rufe den Notarzt. Halt bloß durch!«
    »Nicht anrufen«, flüsterte sie.
    Ich war mir sicher, dass sie eine Chance hatte. Oder ich konnte mir vielleicht nichts anderes vorstellen. Der Apparat war in Reichweite, und ich tätigte den Anruf.
    »In wenigen Minuten ist ein Krankenwagen da«, sagte ich. »Du kommst wieder auf die Beine.«
    »Nein«, sagte sie. »Nicht. Ich sterbe.«
    Meine Hand lag immer noch auf ihrer Brust.
    »Du stirbst nicht«, flüsterte ich, während sich mir die Kehle zuschnürte. »Ich lasse dich nicht sterben.«
    »Nick«, sagte sie.
    »Sei still, Julia, spare deine Kraft, nicht sprechen«, sagte ich.
    »Hör mir zu«, flüsterte sie. »Ich habe niemals jemanden außer dir geliebt, und ich werde dich stets lieben … pass bitte auf dich auf … und … vergiss mich nicht …«
    Ihre Augen waren so strahlend, so violett, bevor sie sie zum letzten Mal schloss, und die schwarzen Wimpern hoben sich deutlich von der Haut ab, die so völlig bleich geworden war. Sie tat einen kleinen Atemzug, und dann noch einen, und dann nichts mehr. Ihr Gesicht veränderte sich, und an ihrer Halsschlagader war kein Puls zu spüren. Alles blieb stehen, und es gab keinen Grund, ihr Luft in die Lungen zu pusten, weil es nicht ihre Lungen waren. Es war ihr Herz. Ich wusste, dass sie tot war.
    Ich legte die Arme um Julia und spürte, wie ihr warmes Blut mein Hemd tränkte. Von dort, wo ich mit ihr auf dem Boden lag, konnte ich den plötzlichen Regen sehen, der auf die Terrasse fiel, und ich konnte die Sirenen hören, die jaulend auf das Stadthaus zukamen.
    Die Polizei ist immer die Erste, die auf einen Notruf reagiert, und fast sofort, nachdem das Sirenengeheul erstarb, polterten Leute die Treppe herauf.
    Vier Uniformierte traten mit gezogenen Waffen in den Raum, und zwei davon zerrten mich von Julia weg. Ihre Stimmen klangen so fern, und mir war es gleichgültig, was sie sagten. Ich erhob keinen Protest, als mich jemand auf den Fußboden zurückstieß und mir sagte, ich solle meine Arme gerade ausbreiten, damit sie mich durchsuchen könnten. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass ich keine Waffe hatte, zogen sie mir die Arme hinter den Rücken und legten mir Handschellen um die Gelenke. Es waren so viele Stimmen.
    Ich hörte einen Burschen sagen: »Sie ist wunderschön. Was für eine wunderschöne Frau!«
    »Was ist los mit dir, Beecher?«, kam von einer anderen Stimme. »Sie ist tot. Ist nicht mehr wunderschön.«
    Inzwischen waren weitere Polizisten im Raum, eine Horde. Einer von ihnen war ein Sergeant in Zivil, der gleich neben Julia kniete.
    »Der Leichnam ist warm«, sagte er. »Wer ist dieser Bursche?«
    »He«, sagte einer der Uniformierten zu einem anderen, der eine der über den Boden verstreuten weißen Rosen aufgehoben hatte. »Nichts anrühren – du weißt das doch, um Himmels willen! Du verwischst Spuren an einem Tatort. Jetzt alle raus!«
    Alle außer diesem Polizisten und dem Sergeant verließen das Zimmer.
    »Ruf die Kripo«, sagte der Sergeant.
    »Hab ich bereits getan«, erwiderte der Polizist. »Sie kommen.«
    Der Uniformierte und der Sergeant verzogen sich außer Hörweite und besprachen sich. Sie wirkten verschwommen, und ich schloss die Augen. Ich hörte Julias Stimme. Ich sah sie im Park, im Gewächshaus. Dort gingen wir gern hin und setzten uns an einen Springbrunnen, wo drei bronzene junge Mädchen tanzten.

27
    Eine Stunde später saß ich in einem Verhörzimmer auf der Polizeiwache und wurde von Detective Thomas Fallon von der New Yorker Mordkommission verhört. Er trug zerknitterte Kleidung und zerkratzte Schuhe und war ein dünner, drahtiger Typ mit rauer Stimme. Das Haar fiel ihm immer

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