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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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›V‹ darauf stünde für
Vollwert.
Schön für mich. Es war kein Heldenmut, das eine zu retten und das andere zu verlieren.
    Der Bursche im Spirituosengeschäft erinnerte sich an mich, und Deutsche sagte der Polizei, wann ich ihn angerufen hatte, und der Anruf konnte zu dem Münzapparat an der Ecke West Tenth Street zurückverfolgt werden. Aber weder der Besuch im Spirituosengeschäft noch der Anruf bei Deutsche konnten mir helfen, weil der genaue Tatzeitpunkt nicht feststand. Er lag irgendwo zwischen der Zeit, als Deutsche Carteret abgesetzt hatte, und meinem Notruf.
    Auf die Frage hin, warum er es sich anders überlegt und den Nachmittag nicht mit seiner Frau verbracht habe, erwiderte Carteret, er habe einige wichtige Papiere vergessen und Deutsche herbeizitiert, um ihn ins Büro zurückzubringen.
    Es sah schlecht für mich aus; ich hätte Julia umbringen können, nachdem er gegangen war, hätte eine Stunde umhergehen, mich der Waffe entledigen, zurückkehren und den Notruf wählen können. Es gab keinen Beweis dafür, dass ich im Stadthaus war, als Carteret es verließ, außer seinem Wort. Es gab keinen Beweis, dass ich nicht dort war, außer meinem Wort.
    Vor den Marines war mein Besuch bei Teak in Cambridge, Massachusetts, die einzige Zeit, zu der ich jemals den Staat New York verlassen hatte.
    Nach der Zeit im Nahen Osten konnte ich überall überleben. Außer im Gefängnis.
    Die Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten erstreckt sich über mehr als fünftausend Kilometer. Die längsten unbewachten Gebiete liegen zwischen dem Staat Washington und Britisch-Kolumbien, und dorthin wollte ich fortlaufen. Wenn sie mich fanden, konnten sie mich töten.
    Am Tag, bevor das Große Geschworenengericht zusammenkommen sollte, suchte ich mir gerade eine Route in die nordwestlichen Gebieteaus. Da rief mich Tom Fallon an und teilte mir mit, dass derjenige, der William Carteret die Morddrohungen geschickt hatte, endlich erfolgreich gewesen war.
    Nach Julias Tod war Carteret ins Four Seasons Hotel umgezogen und dort geblieben, während das zweite Stockwerk des Stadthauses renoviert wurde. Die Hotelbar war berühmt für die heißen Mädchen, die dort arbeiteten und sich zur Cocktailstunde einfanden, um sich große fette Arschlöcher wie Carteret zu angeln.
    Das letzte Mal sah ihn jemand lebend, als er mit einem dieser Mädchen den Aufzug betrat. Ein paar Stunden später schickte ein anonymer Hinweis die Hotelmanager in seine Suite, wo sie ihn tot auffanden – durch einen einzigen Schuss in den Hinterkopf.
    Bei der Durchsuchung seiner Sachen entdeckten die Polizisten meinen .38er sowie einen handgeschriebenen Brief an Julia, datiert vom Tag vor ihrem Tod. Er hatte es sich offenbar anders überlegt und ihn nicht abgeschickt, sondern sich entschlossen, die Botschaft persönlich zu überbringen.
    Er sagte ihr, er habe einen Privatdetektiv angeheuert – nicht von Owen –, der Fotos von Julia und mir geschossen habe. Er sagte, sie sei eine Fotze und eine Hure, die ihn entwürdigt habe, dass sie den Tod verdiene und er sie umbringen würde. Er unterzeichnete mit William Carteret.
    Ich bin nie zu Julias Grab gegangen.
    Da sie keine Familie hatte, die eingreifen und gegen die Bedingungen von Carterets letztem Willen kämpfen konnte, liegen sie und der Mann, der sie ermordete, Seite an Seite unter einem riesigen Marmorgrabstein in Northeast Harbor, Maine. Sie hätte nicht erwartet, dass ich zu einem Besuch käme. Sehr bald waren wir zur Übereinkunft gekommen, dass Staub zu Staub und Asche zu Asche wird. Sie existierte nicht mehr.

29
    Der Regen schien schlimmer geworden zu sein, oder ich war vielleicht nur müder, als ich gedacht hatte.
    Zunächst sagte Hadley nichts. Und sie weinte nicht, was ich zu schätzen wusste, weil mir nicht danach war, sie gerade jetzt zu trösten.
    »Nick, Sie haben nie erzählt, wie Julia aussah.«
    Ich hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Ich wollte das Gesicht der Tänzerin nicht sehen.
    »Sie war wunderschön.«
    Drei große Laster in Folge rasten auf der Schnellspur an mir vorüber und schickten einen Schwall Wasser hoch, den die Scheibenwischer nicht bewältigen konnten. Ich behielt die Außenspiegel im Blick und versuchte, in der Spur zu bleiben, als ich den weißen Pick-up hinter uns entdeckte.
    Er blieb mir die nächsten dreißig Kilometer auf den Fersen. Keine gute Methode, jemanden zu verfolgen – aber ich hatte es mit einem arroganten Psychopathen zu tun. Nach

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