Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
Fischereiflotte im Staat Connecticut war.
Wir fuhren etwa drei Kilometer weiter bis zu einer schmalen, zweispurigen Straße, die zu der privaten Halbinsel führte, wo Margo und ihr Ehemann auf einer Landerhebung wohnten, welche die Narrangansett Bay überblickte.
Das letzte Stück unseres Ausflugs führte über eine unbefestigte Straße durch einen Wald aus immergrünen Bäumen. Die Straße endete an einem verschlossenen Tor zwischen zwei rechteckigen Granitsäulen, die ihrerseits zwischen Ligusterhecken standen, die ein oder zwei Stockwerke hoch zu sein schienen. Auf einem Schild an der Säule rechts stand:
But some assert, on certain grounds
(Beside the damage and the wounds),
It cost the king ten thousand pounds
To have a dash at Stonington.
(Aber einige behaupten, dass es, und das ist sicher,
abgesehen vom Schaden und den Verwundungen –,
den König zehntausend Pfund gekostet habe,
den Angriff auf Stonington unternommen zu haben.)
In der linken Säule war in einer Nische eine graue stählerne Tastatur eingelassen, wo ich den Code eingab, den Margo mir genannt hatte.
Das Tor schwang auf und ließ uns durch, dann schloss es sich wieder hinter uns. Aus der unbefestigten Fahrbahn war eine lange, geschwungene Zufahrt mit weißem und grauem, im Regen glänzenden Kies geworden, die gesäumt war von hohen Ulmen. Hinter den Ulmen erstreckte sich nichts weiter als hügelige, rasenbedeckte Landschaft, wo kein einziger Grashalm den Nerv hatte, braun zu werden, und kein verirrtes Gänseblümchen den kleinen gelben Kopf in die Höhe steckte.
Links von uns wälzte sich das Gras hinab zu einer Kaimauer mit Anlegestelle darunter. Der übrige Rasen ging scheinbar ins Unendliche weiter.
Eine gigantische Eiche stand einsam zu einer Seite des gewaltigen Hauses der Holderness, das in einem quasigriechischen Renaissancestil erbaut war, makellos und ebenmäßig weiß. Nirgendwo ein Fleckchen Schmutz, nicht einmal in den Rillen der geriffelten Säulen, die den Balkon des ersten Geschosses über dem exzentrischen Eingang trugen.
Zweifellos setzte ein illegaler Mexikaner, der vielleicht mitten in der Nacht über den Rio Bravo gekommen war, regelmäßig sein Leben aufs Spiel, immer wieder, wenn er auf eine Leiter stieg oder vom Dach herabhing, um die obersten Teile dieser Säulen zu reinigen. Das Letzte herausholte, nach der Hochdruckreinigung.
Weit entfernt konnte ich durch den Regen ein Gästehaus, ein Schwimmbad und einen Tennisplatz erkennen. Und ich fragte mich, woher das Geld kam.
»Sehen Sie«, sagte Hadley und zeigte auf das Haupthaus. Die höheren Zweige der Eiche berührten fast den Balkon, auf den eineFrau, ungeachtet des Regens, gerade hinausgerannt war. Die Frau winkte wie wild und lief dann ins Innere zurück.
»War das Ihre Freundin?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hadley. »Ich erinnere mich nach wie vor nicht an meinen eigenen Namen. Und ich kann meine beste Freundin nicht wiedererkennen. Falls sie meine beste Freundin ist.«
»Was meinen Sie mit ›Falls‹?«, fragte ich. »Die Zahlen auf der Rückseite jener Karte haben direkt zu ihr geführt – und bei Ihrem Anruf hat sie gesagt, sie würde Sie erwarten. Sie konnte nicht lügen, weil sie nicht wusste, dass Sie Ihr Gedächtnis verloren haben.«
»Vielleicht hat sie es gewusst«, sagte Hadley.
»Woher denn?«, fragte ich. Aber Hadley gab keine Antwort.
»Vermutlich konnte sie es nicht«, gab sie schließlich zu. »Aber wie soll ich nach allem, was geschehen ist, jemandem trauen, den ich nicht kenne?«
»Sie haben uns vertraut«, sagte ich.
»Ich hatte keine andere Wahl«, sagte sie und lächelte, und ihre violetten Augen fingen Licht aus irgendeiner mysteriösen Quelle in dem dämmrigen Nachmittag ein.
Gerade da erreichten wir das Haus und sahen, wie die Eingangstür aufflog. Eine große Rothaarige mit einem prächtigen Körper, die hautenge Jeans und ein sozusagen durchsichtiges weißes T-Shirt trug, rannte auf uns zu, wobei sie immer und immer wieder
Oh, mein Gott!
rief. Ein großer Golden Retriever mit einem wild wedelnden Schwanz folgte im Galopp.
Sobald wir dem Buick entstiegen waren, richtete er sich auf die Hinterläufe auf und warf Hadley im Versuch gegen die Wagentür, ihr das Gesicht abzulecken.
»Sitz, Buddy, sitz!«, rief die Rothaarige, und als ich nach dem Hund griff, winkte Hadley ab, schob ihn herunter und hielt ihn am Halsband fest.
Die Begeisterung des Hundes nahm dem die Schärfe, was ein peinlicher
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