Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
von Dr. Justin Greenburg gelten«, intonierte der Bürgermeister.
»Oh, nein«, flüsterte Hadley.
»Während wir die Einzelheiten des Mordes noch nicht kennen«, fuhr er fort, »wissen wir, dass Dr. Greenburgs Tod eine Tragödie ist. Seien Sie versichert, dass ich die volle Kraft meines Amts hinter unsere Bemühungen stelle, den Verbrecher dingfest zu machen und sicherzustellen, dass so etwas nie wieder geschieht. Vielen Dank.«
»Nick, was ist da passiert?«, fragte Hadley. »Woher haben Sie es gewusst?«
Der Polizeichef reichte seinen Schirm weiter, stellte das Mikrofon ein und räusperte sich.
»Was gewusst?«, fragte Margo.
»Vielen Dank, Herr Bürgermeister«, sagte der Chef. »Lassen Sie mich das Engagement des Bürgermeisters unterstreichen, den Verursacher dieser grässlichen Tat zu finden. Ich habe eine Task Force ins Leben gerufen, um dieses Verbrechen zu verfolgen, und ich kann versprechen, dass die Task Force zu Ergebnissen kommen wird. Vielen Dank.«
Sämtliche Reporter riefen gleichzeitig Fragen, wedelten mit den Händen und den Mikrofonen. Der Bürgermeister trat einen Schritt vor.
»Das war’s«, sagte er.
Sie setzen immer eine Task Force ein. So viele, dass sie geradezu bedeutungslos geworden sind.
Als die Nachrichten von einer Werbung für Big Bob’s Discount Stores unterbrochen wurden, bellte mein Handy.
»Nick«, rief Hadley, »bitten sagen Sie mir, was passiert ist!«
»Entschuldigen Sie mich, Hadley«, erwiderte ich. Feigling. »Wir reden gleich – aber den Anruf muss ich jetzt annehmen.«
»Du weißt, dass ich dich verhaften lassen könnte«, sagte Fallon anstelle eines Grußes, nachdem ich draußen auf der Galerie den Anruf entgegengenommen hatte. »Wo zum Teufel steckst du?«
»Ich habe dich drei Mal angerufen«, sagte ich.
»Versuch nicht, dich bei mir einzuschleimen«, erwiderte er.
»Das ist bei dir gar nicht möglich.«
»Ja, das musst gerade du sagen.«
»Hör mal, Tommy«, sagte ich. »Greenburg allein würde keine Pressekonferenz rechtfertigen. Offensichtlich wissen jetzt alle von den drei Überfällen. Aber ich vermute, dass ihr, du und Goode, nicht gerade an vorderster Front verkündet habt, es seien drei Frauen mit demselben Zeichen überfallen worden.«
»Das ist genau richtig«, erwiderte er. »Aber du kannst mir zumindest danken. Ich bin zur Neurologie zurück und habe dafür gesorgt, dass niemand etwas gesehen hat. Habe dir für den Augenblick Luft verschafft.«
»Für den Augenblick?«
»Dann bin ich zu dem Dok in der Notaufnahme runtergerannt, der deine Tänzerin zusammengeflickt hat, und er hat bekräftigt, dass sie den Gedächtnisverlust hatte, den Greenburg auf der Patientenkartei vermerkt hat. Er teilte mir mit, dass ihr die Zahl 44 in den Rücken geritzt worden war. Ich habe bloß nachgeprüft.«
»Ich weiß«, sagte ich, »weil du sie bislang noch nicht gesehen hast.«
»Also haben wir jetzt eine Task Force, zwei tote Mädchen, einen toten Doktor und eine Obdachlose, die vermutlich in der Stadt umherirrt.«
»Und du kriegst Prügel anstelle von Streicheleinheiten.«
»Das kannst du mir nicht antun. Du musst sie zurückbringen.«
»Werde ich«, sagte ich.
»Sofort«, sagte er.
»Morgen«, sagte ich. »Vergiss nicht, sie ist bloß das Opfer.«
»Und eine Zeugin.«
»Ohne Gedächtnis«, sagte ich.
»Hast du mich im Fernsehen gesehen?«, fragte er und gab es kurzzeitig auf.
»Ich habe dich gesehen«, erwiderte ich. »Hinter dem Polizeichef. Du hast schlimm ausgesehen.«
»Ja«, gab Fallon zu. »Ich fühle mich schlimm. Glaube, ich muss was Schlechtes gegessen haben. Ich konnte dir den Tag über nicht antworten, weil wir im Beisein des Bürgermeisters unsere Handys ausschalten mussten.«
Wenn Fallon sagt, er habe etwas Schlechtes gegessen, bedeutet das, er hat etwas getrunken. Sehr viel von etwas.
»Schlau«, meinte ich. »Damit die Kommissare der Mordkommission nicht erreichbar sind.«
»Sag mir, wo du bist, zum Teufel!«, forderte er mich auf.
»Stonington, Connecticut.«
»Wir könnten sie holen kommen«, sagte er.
»Ja«, entgegnete ich. »Zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück, und du kannst sie nicht zwingen mitzukommen. Oder du besorgst vielleicht eine richterliche Verfügung.«
»Sei kein Arschloch, Nick«, sagte er. »Sie hat einen Namen?«
»Hadley Fielding«, antwortete ich. »Sie war eine Ballerina.«
»Und sie lebt in Stonyville?«
»Nein. Ich habe sie zu ihrer Freundin Margo Holderness gebracht.«
»Holderness«,
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