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Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)

Titel: Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanie McDonell
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erwiderte ich. »Bei schlechtem Wetter.«
    »Möchten Sie eine Schmerztablette?«
    Ich dachte an meinen alten Kumpel Oxycodon. Viele Leute behaupten, ein Junkie würde nie wieder auf die Beine kommen. Und viele Leute haben recht. Aber nicht alle.
    »Haben Sie Aspirin?«, fragte ich.
    »Extra stark«, erwiderte sie. »Allerdings nichts anderes.«
    Ich reagierte nicht.
    »Ich geh’s holen«, sagte sie und verschwand wie eine schwarze Alice durch die Tür, die mir zuvor nicht aufgefallen war. Und ich war wie die Raupe, die erste Abhängige, die mir je begegnet war. Schwester Mary Alphonsus hatte das Kapitel aus Alice im Wunderland vorgelesen und sie dabei vorgestellt, wie sie auf ihrem Pilz hockte und selbstvergessen ihre Wasserpfeife schmauchte.
    »Etwas Wasser?«, fragte Mildred, die mit einer Packung Aspirin zurückkehrte.
    »Haben Sie Jameson hier?«
    »Habe alles«, entgegnete sie, und wir beide entschieden uns für Jameson on the rocks. Sie ließ das Eis in die Gläser fallen, und ich schenkte ein.
    »Sie schlagen ganz schön zu, Süßer«, sagte sie.
    »Erzählen Sie mir von Hadley!«, forderte ich sie auf.
    »Nun gut, was wissen Sie bereits von ihr?«, fragte sie.
    »Genau das, was sie von sich weiß – nichts.«
    »Warten sie nicht im Arbeitszimmer auf Sie?«, fragte Mildred.
    »Nein, sie sind oben«, erwiderte ich. »Möchten Sie lieber nicht mit mir reden?«
    »Doch, mein Junge«, sagte Mildred. »Ich möchte mit Ihnen reden. Aber das steht mir vielleicht nicht zu.«
    Kein herrisches Familienmitglied mehr, sondern ganz plötzlich eine diskrete Dienerin.
    »Ich glaube nicht, dass es ihr etwas ausmacht«, sagte ich.
    »Gut. Von welchem Teil ihres Lebens möchten Sie etwas hören?«
    »Überlasse ich ganz Ihnen!«
    »Sie gefallen mir«, sagte Mildred.
    »Danke.«
    »Hadley ist nach wie vor verheiratet«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Und das macht Ihnen nichts?«
    »Wer möchte ihr etwas antun?«, fragte ich und überhörte, was sie gesagt hatte, da es mehr eine Herausforderung als eine Frage gewesen war, und sie wusste es.
    Mildred zündete sich eine neue Zigarette an, stieß den Rauch von sich und drückte sie aus.
    »Niemand«, gab sie zur Antwort. »Dieses Mädchen ist ein Engel. Sie mag ein wenig … kompliziert sein, und wenn einige Leute sie nicht verstehen, so würde ich sagen, dann ist das deren Problem.«
    »Ich habe keine Probleme«, sagte ich.
    »Ihre Mama ist gestorben. Ihr Papa hat sie zur Ballettschule gebracht … er hat wieder geheiratet, hat weitere Kinder, und die Frau hat die Verbindung zu ihr abgeschnitten … sie sind nie gekommen, um sie tanzen zu sehen … sie hat jede Weihnachten bei Margos Familie verbracht … sie und Victorine … arme Victorine, sie war eine merkwürdige Person, mit zwei Brüdern, die weggelaufen und zum Zirkus gegangen sind, und einer Schwester, die auf die schiefe Bahn geraten ist … sie hatte niemanden oben im Norden außer Hadley und Margo und den Jungs …«
    »Den Jungs«, sagte ich. »Sie meinen Holderness und Sutro.«
    »Ja, sie alle sind runter nach Mississippi … nach dem Unfall …«
    »Ich habe von dem Unfall gehört«, sagte ich. »Sutro saß am Steuer. Erzählen Sie mir von ihm!«
    »Okay, aber ich sage Ihnen noch eines, einfach, damit Sie’s wissen, hat nichts mit irgendwas zu tun.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Margo war nie so gut wie Hadley, das ist niemand, aber sie war besser als Victorine – sie ist halt nur gewachsen. Sie ist ein großes Mädchen.«
    »Sie sieht eher wie eine Revuetänzerin aus«, sagte ich.
    »Ja, und sie spricht auch wie eine, ich weiß. Sie hat eine neue Margo aufgebaut, als sie ihr sagten, sie könne keine Ballerina sein.«
    »Sie kommt jetzt gut damit zurecht?«
    »Ja, allerdings«, erwiderte Mildred. »Ihr geht’s gut.«
    »Und Sutro?«, fragte ich erneut.
    »Ein egozentrischer Mann. Überhaupt kein Vergleich zu Billy Holderness … Billy, er würde alles für Hadley tun, angefangen damals, vor langer Zeit, als – Sie wissen, wer bei Hadley in jener Nacht in der Klinik war, als die kleine Gemma starb? Billy. Er hat sich um alles gekümmert. Papiere unterschrieben, dieses hysterische Kindermädchen beruhigt – mir ist dieses Mädchen gleichgültig, Lola oder wie sie hieß. Größenwahnsinnig geworden. Was ich sagen will, ist, dass Billy sich stets um Hadley gekümmert hat.«
    »Und um Margo«, sagte ich.
    »Ja, natürlich«, sagte Mildred. »Und um mich.«
    »Was ist also mit Ihnen, Mildred?

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