Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
vor dem Laden im Blick, durchsuchte die Parkplätze des angrenzenden McDonald’s und des King Kullen Supermarkts auf der anderen Straßenseite. Nichts los. Zwei Leute mit Pick-ups, jung, mit Nasenring, und alt, mit Tätowierungen. Eine Dame mittleren Alters, die einen Regenmantel mit umgekrempelten Ärmeln trug, sodass man das Innenfutter sah.
Die einzige Person von Interesse entstieg einem Minicooper. Die mittelgroße Gestalt trug einen schwarzen Regenmantel, der bis zum Boden reichte, und hatte eine übergroße Kapuze über den Kopf gezogen, wodurch das Gesicht völlig verdeckt war. Die Person glitt, ohne sich irgendetwas im Geschäft anzusehen, direkt hinter Hadley, das Gesicht abgewandt, sodass es nach wie vor nicht zu erkennen war. Wer es auch sein mochte, er begann ein Gespräch mit Hadley, und ich öffnete die Wagentür.
Ich war bereits auf dem Weg zum Geschäft, da rutschte die Kapuze hinab, und zum Vorschein kam das Gesicht eines jungen blonden Mädchens. Wahrscheinlich gerade mal sechzehn. Man kann nie wissen.
Hadley rannte aus dem 7-Eleven durch den Regen, Buddy an ihrer Seite, sprang wieder in den roten Land Rover und fuhr hinaus auf die Straße. Ich wartete eine Minute, um zu sehen, ob sich irgendetwas tat. Nichts.
Als ich mit dem Lamborghini auf die Route 1 hinausschoss, betrachtete ich den Tacho – der ausgelegt war bis auf verlockende 210 Meilen pro Stunde. Eine Schande, es nicht auszuprobieren. Vielleicht ein anderes Mal.
Etwa fünf Kilometer blieb ich konservative fünfzehn Wagenlängen hinter Hadley. Im Verlauf des sechsten Kilometers, nach einem heftigen Donnerschlag und einem halben Dutzend gezackter Blitze, wurde aus dem leichten Regen ein heftiger Guss, der blendende graue Vorhänge auf die Windschutzscheibe legte. Ich drosselte die Geschwindigkeit auf dreißig Meilen pro Stunde – was viel zu viel ist, wenn man nichts sieht –, bis der Wolkenbruch zwei Minuten später nachließ.
Ich hätte sie sofort entdecken sollen, weil auf der Straße vor mir keine Wagen zu sehen waren. Ich ging auf fünfundsiebzig, fünfundachtzig und nach etwas mehr Druck aufs Gaspedal zeigte der Tacho neunzig. Dann wurde ich langsamer, weil ich sie mit dieser Geschwindigkeit überholen würde.
Wenn sie auf der Straße gewesen wäre.
40
Mein Handy vibrierte und bellte.
»Ja?«, rief ich.
»Wir haben die letzten Bellevue-Videos«, sagte Fallon über eine knisternde Leitung. »Sie …«
Seine nächsten Worte waren nicht zu verstehen – und ich versuchte, durch den Regen etwas zu erkennen.
»Später«, sagte ich und ließ das Handy fallen.
Niemand hätte sie sich schnappen können, und ich sah zumindest keine Massenkarambolage. Sie konnte keinen falschen Abzweig genommen habe, weil die Route 1 fast schnurgerade zu dem privaten Abzweig zum Haus der Holderness’ führte.
Das Telefon bellte erneut, und ich ließ es bellen.
Wo zum Teufel war sie?
Ich wendete den Lamborghini erbarmungslos um 180 Grad, packte das Lenkrad fester und fuhr zurück, um mir einen Serviceweg anzusehen, der von der Route 1 wegführte und in den Hadley irrtümlich hätte eingebogen sein können. Aber selbst im Regen hätte sie nicht irrtümlich in eine Straße rutschen können, die in einem rechten Winkel vom Highway wegführte.
Nach diesem Zeitverlust vollführte ich erneut eine Wende um 180 Grad. Sechzig, achtzig, fünfundneunzig. Bei hundertfünfzehn Meilen pro Stunde wusste ich nicht, wogegen ich mich behauptete, aber sich gegen etwas zu behaupten ist das, was mich am Laufen hält.
Er musste auf der Straße gewesen sein … oder der Zufahrt … sie beobachtet haben, wie sie Margos Haus verließ … auf ihre Rückkehr gewartet haben …
Mein Handy summte und klingelte. Ein normaler Anruf.
»Was ist?«, fragte ich.
»Hallo«, erwiderte sie. »Ich bin’s, Hadley.«
»Hadley, wo sind Sie?«
»Ich bin wieder bei Margo«, erwiderte sie. »Es gibt eine Abkürzung zu der Zufahrt über eine Nebenstraße – ich muss mich daran erinnert haben, weil ich sie sozusagen automatisch genommen habe. Margo hat gesagt, Sie sind mir gefolgt – und ich rufe an, weil Sie nicht glauben sollen, mir sei etwas passiert. Wo sind Sie …«
Ich unterbrach sie, fuhr an den Straßenrand und lehnte mich in meinen Sitz zurück. Ich holte tief Luft, stieß sie wieder aus und fuhr dann Billy Holderness’ Lamborghini mit gemäßigten fünfundsiebzig Meilen pro Stunde über die Zufahrt und zurück in seine trockene, klimatisierte
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