Bolero - Ein Nick-Sayler-Thriller (German Edition)
Wie passen Sie ins Bild?«
»Oh, ich kenne diese Mädchen, seit sie Babys waren«, erwiderte Mildred. »Ich war Assistentin der Gewandmeisterin beim Ballett.«
Mildred schenkte uns Whiskey nach und fuhr fort: »Ich glaube, wir sollten Billy anrufen.«
»Sie haben Sutro noch nicht angerufen«, bemerkte ich. »Und Margo hat versucht, Billy zu erreichen. Sie weiß nicht, wo er ist.«
»Ja«, sagte Mildred. »Sie nicht, aber ich.«
39
Bevor ich mehr aus Mildred herausquetschen konnte, kam Margo mit einer leeren Flasche in die Küche gewirbelt.
»Ich habe den Champagner verschüttet, Milly«, sagte Margo. »Könntest du mir einen neuen holen?«
Beim letzten Mal, als ich Cristal Rosé gesehen hatte, hatte der Preis, je nach Alter, um die vier- bis sechshundert Dollar die Flasche gelegen.
»Komm schon, Milly«, drängte Margo. »Und Nick Sayler. Schalten wir doch das Licht hier überall an. Ist ein so beschissener Tag. Milly, wo bewahrst du die Kekse auf?«
Mildred schlug die Augen nieder und gab keine Antwort.
»Ich bin kein Polizist«, sagte ich.
»Weiß ich«, kicherte Margo. »Sie sind bloß Privatschnüffler. Wo schnüffeln Sie denn am liebsten privat, hm? Milly, bitte, hol mir die verdammten Kekse!«
»Margo«, sagte Hadley, »darf ich mir deinen Wagen leihen?«
Ich hatte nicht gesehen oder gehört, dass sie in die Küche geschlüpft war.
»Aber es regnet in Strömen«, sagte Margo. »Und es ist spät, und du hast getrunken. Und der Film ist noch nicht zu Ende.«
»Nein«, sagte Hadley gleichmütig. »Ich habe nicht getrunken, nur du. Und mir macht der Regen nichts aus. Und wir können den Film zu Ende gucken, wenn ich zurückkomme.«
»Wohin willst du?«, fragte Margo. »Ich meine, du erinnerst dich nicht, wo du bist.«
»Ich weiß, wo ich jetzt bin«, erwiderte Hadley. »Und du kannst mir die Richtung sagen.«
»Du hast deinen Führerschein nicht dabei«, sagte Margo.
»Warum sollte ich angehalten werden?«, fragte Hadley. »Ich möchte bloß zu einer Tankstelle oder einem Laden.«
»Wozu?«, wollte Margo wissen.
»Zigaretten«, erwiderte sie.
»Du rauchst nicht mehr«, sagte Margo.
»Hör mal«, sagte Hadley. »Bin ich hier eine Gefangene? Ich meine, ich weiß nicht, wann ich mich wieder an alles erinnere. Autofahren ist Teil des prozeduralen Gedächtnisses. Also vertraust du mir entweder oder nicht. So einfach ist das.«
Als Margo zu mir herüberschaute, blieb ich neutral.
»Natürlich«, sagte Margo. »Ich vertraue dir. Nimm einen Wagen. Ich gebe dir Geld und sage dir, wohin du fahren musst. Hast du noch immer Kopfschmerzen? Du wirst nicht ohnmächtig werden, oder?«
»Nein, ich werde nicht ohnmächtig werden, und ich nehme Buddy als Beschützer mit.«
»Wovor?«, fragte Margo.
»Vor der Nacht«, erwiderte Hadley ominös. Und Margo lachte.
Wir drei gingen durchs Haus zu einer makellosen Garage mit fünf Stellplätzen, wo Margo vorschlug, ihre Freundin solle den Land Rover nehmen, der aussah, als sei er noch nie in Gebrauch gewesen, seitdem er dem Ausstellungsraum entronnen war.
Sobald Hadley rückwärts auf die Zufahrt gesetzt hatte, sagte ich: »Okay, geben Sie mir die Schlüssel für einen anderen Wagen.«
»Sie werden ihr folgen?«, fragte Margo.
»Nein, Margo«, erwiderte ich. »Ich hatte bloß daran gedacht, eine Spritztour mit dem Lamborghini Ihres Mannes zu unternehmen.«
»Entschuldigung«, sagte sie, holte ein paar Schlüssel von einem Haken an der Wand in der Nähe und warf sie mir zu. Auf demSchlüsselring war der angreifende Bulle von Lamborghini zu sehen. Zu spät, um zu sagen, dass ich es nicht so gemeint hatte.
»Ich fahre mit«, sagte sie und öffnete die Beifahrertür.
»Das ist keine gute Idee«, meinte ich.
»Okay«, gab sie widerstrebend nach. »Verlieren Sie sie nicht.«
Ich wartete ab, bis Hadley durch die Tore gefahren war, bevor ich ihr langsam folgte. Sie würde den Lamborghini auf dem Highway nicht wiedererkennen und sowieso nicht auf einen Verfolger achten.
Nach fünfzehn Kilometern mit einigen wenigen anderen Wagen auf der Straße fuhr sie zu einem 7-Eleven.
Ich parkte unter einer defekten Lampe auf der anderen Seite der Zapfsäulen und beobachtete Hadley im Geschäft mit Buddy an einer hellgrünen Leine. Sie schritt langsam das Innere ab und betrachtete sich alles. Eis, Rasiercreme, Kaffeemaschinen, Zeitschriften. Sie umrundete das Ganze ein weiteres Mal, bevor sie zur Kasse ging und eine Packung Zigaretten besorgte.
Ich behielt die Vorgänge
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