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Bollinger und die Barbaren

Titel: Bollinger und die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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beherrschen. »Was heißt da schaden? Wir lieben uns und ...«
    »Du vergisst, wo du bist! Das ist Schauren, nicht das Nauwieser Viertel in Saarbrücken.«
    Im Nauwieser Viertel wohnten die Studenten und Künstler der Stadt. Wie sie es sagte, klang es so, als spräche sie von der
     Landesnervenheilanstalt. In der Nacht zuvor hatte ich ihr meine Liebe gestanden – und jetzt zeigte sie mir die kalte Schulter.
     Wir verabschiedeten uns kühl, ich legte zuerst auf.
     
    |33| W ir wollten nach diesem langen Tag gerade Feierabend machen, als draußen gehupt wurde. Straßer schaute aus dem Fenster und
     grinste.
    » Patron , da tut sich was. Lassen Sie uns vor die Tür gehen.«
    Vor dem Revier parkte Alain Miller mit seinem neuen Wagen. Einem VW Sharan. Viel zu groß für den Junggesellen.
    »Warum haben Sie nicht was Kleineres genommen?«, fragte ich.
    Eigentlich interessierte ich mich nicht für Autos. Aber Alain war ein Fanatiker. Louis trug dem Rechnung, indem er so tat,
     als würde er sich von der Autoleidenschaft unseres jungen Kollegen mitreißen lassen, obwohl er mir dabei listig zuzwinkerte.
     Vielleicht konnte ich mein schwieriges Verhältnis zu Alain Miller etwas entkrampfen, wenn ich mich an der Fachsimpelei beteiligte.
    »Ich kenne den Händler. Ein Schulfreund, der jetzt in Forbach eine VW-Vertretung hat. Er hat mir Prozente gegeben. Ein Schnäppchen,
     sozusagen. Der Sharan hat bei allen Tests besser abgeschnitten als die anderen Modelle der gleichen Klasse. Da dachte ich,
     ich springe mal über meinen Schatten.« Alain riss die seitliche Schiebetür auf. »Und Platz hat man da. Wenn ich meine Mutter
     zum Arzt bringe, hat sie’s jetzt so bequem wie in einem Krankenwagen.«
    Das stimmte allerdings, der Wagen bot Platz für eine kleine Fußballmannschaft. Miller schlug stolz die Faust auf einen der
     Sitze.
    »Und diese Verarbeitung! Das bekommt man eben nur in der oberen Klasse. Da lohnt sich die Anschaffung.«
    »Aber du kannst für deine Mutter doch den Geländewagen benutzen«, sagte Straßer.
    »Erstens ist das ein Dienstwagen«, sagte Miller, indem er mir einen bedeutungsvollen Blick zuwarf, »und zweitens, wie sieht
     das denn aus, wenn ich ständig mit dem Polizeiauto rumkutschiere? Zum Einkaufen nach Bitche. Zum Arzt nach Metz.«
    »Ins Eros-Center nach Saarbrücken«, sagte Straßer mit einem Grinsen. Er umkreiste den Großraumwagen und musterte ihn |34| eingehend. Er ging sogar in die Knie und schaute den Unterboden an. »Sieht anständig aus, Alain. Da hast du keinen Fehlgriff
     getan.« Ächzend kam er wieder hoch und klopfte anerkennend gegen die Karosserie. »Silbermetallic. Macht ganz schön was her.
     Mensch, Alain, mit so einem Wagen gelingt es dir vielleicht sogar, eine Frau aufzureißen, was?«
    Straßer zwinkerte mir wieder zu. Ich schaute weg, mir war dieser Ton peinlich. Alain Miller war rot geworden.
    »Wie gesagt: Ich habe mir den Sharan vor allem wegen meiner Mutter gekauft.«
    »Aber deine Mutter willst du doch nicht flachlegen, Alain, oder?«
    »Louis, bitte!«, sagte Miller und tat so, als müsste er etwas am Armaturenbrett kontrollieren.
    Straßer stieg hinten ein. »Sehr bequem. Und edel. Mensch, Alain, hier hast du’s noch besser als zu Hause in deinem Bettchen.«
    Alain Miller drehte sich zu ihm um. »Zum Verreisen ist der Wagen ebenfalls ideal. Schade nur, dass meine Mutter nicht mehr
     so weit fahren will. Sie hat auch was dazugegeben. Von ihrem Ersparten. Ohne sie hätte ich mir die teure Kiste gar nicht leisten
     können ...«
    »Deine Mutter, deine Mutter«, sagte Louis und brachte seinen Sitz in eine flache Position. »Schau mal, wie gut man da liegt.
     Lass deine Mutter bloß zu Hause.«
    »Wie wär’s mit einer kleinen Probefahrt?« Alain Miller wollte ablenken.
    »Warum nicht?«, sagte Straßer. »Fahren wir rüber zum ›Forêt de Schauren‹, und du gibst einen auf deinen Sharan aus.«
    »Einverstanden«, sagte Alain, dankbar dafür, dass Straßer endlich mit dem Gerede über seine Mutter aufhörte.
    »Leute!«, sagte ich. »Wir haben einen harten Tag hinter uns und sollten ...«
    »Spielverderber«, zischte Miller leise.
     
    |35| A m Abend fand eine Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle von Grand-Schauren statt. Der Bürgermeister hatte sie kurzfristig
     einberufen und über die regionalen Radios, den SR und die französische und die deutsche Tageszeitung bekanntgeben lassen.
     Überhaupt wurde über das nächtliche Feuer auf dem Wackesberg und den Toten,

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