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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Violet sich ihr geistesgegenwärtig an.
    »Geht von ihm weg!«, rief Annabelle, als sie am Tatort angekommen war. Entsetztes Gemurmel war zu vernehmen.
    Lord Stantons Körper zuckte und wand sich am Boden, während blutiger Schaum aus seinem Mund und seiner Nase floss. Der Inhalt seines Champagnerglases hatte unschöne Flecken auf seinem Gehrock und seinem Hemd hinterlassen.
    Annabelle hockte sich neben ihn, griff nach seinem Handgelenk und versuchte den Puls zu erfühlen.
    »Verdammt«, murmelte sie leise in sich hinein, dann blickte sie sich suchend um. »Ist zufällig ein Arzt hier? Wir brauchen einen Arzt.«
    Irgendetwas sagte Violet, dass auch der Arzt nichts mehr würde ausrichten können. Wenig später trat Dr. Byrton hinzu, Freund und Hausarzt der Familie Adair, der ebenfalls auf dem Ball zugegen war. Seine Arzttasche hatte er nicht bei sich, aber ein kleines Notfallbesteck, wie es neuerdings bei den Ärzten beliebt war. Er entrollte das kleine Futteral und machte sich an die Arbeit.
    Beinahe eine Viertelstunde lang versuchte er, Lord Stanton mit Riechsalz und Herzmassage wieder ins Leben zurückzuholen, doch es nützte nichts. Der Mann hatte sein Leben auf dem Parkett des Ballsaals ausgehaucht.
    Das schien jetzt auch den Gästen klar zu werden, denn diese wichen entsetzt wispernd zurück. Die ersten baten schon um ihre Mäntel.
    Nachdem der Arzt von ihm abgelassen hatte, beugte sich Annabelle erneut über den Toten, strich über seine Kleidung und seine Haut.
    Violet wusste genau, dass sie das nicht einfach so tat. Untersuchte sie ihn nach Spuren?
    »Meine Herrschaften!«, meldete sich ihr Vater nun zu Wort. So blass hatte Violet ihn noch nie gesehen. »Bitte entschuldigen Sie den Zwischenfall. Ich fürchte, wir werden den Ball an einen anderen Ort verlegen müssen.«
    Gemurmel folgte seinen Worten. Lust, das Fest an einen anderen Ort zu verlegen, hatte niemand. Während die ersten Gäste bereits dem Ausgang zustrebten, starrten die anderen ungeniert den Toten an. Lady Stanton kniete auf dem Parkett und weinte tonlos. Percival stand wie eine Salzsäule neben ihr, unfähig sie zu trösten.
    Während Lord Reginald versuchte, die Leute dazu zu bewegen, sich nicht weiter um den Toten zu kümmern, hörte Violet, wie Annabelle leise vor sich hin murmelte. »Das war es also, was sie tun wollten.«
    Am liebsten hätte sie gefragt, wer Lord Stanton auf dem Gewissen hatte, aber da hob Lady Sharpe auch schon den Kopf.
    »Wenn Sie sich nützlich machen wollen, Lady Violet, sagen Sie doch einem der Dienstmädchen, dass sie ein Tischtuch bringen soll, damit wir den Leichnam bedecken können.«
    »Nicht nötig«, ertönte Alfreds feste Stimme, der bereits mit einem weißen Laken über dem Arm hinter ihnen aufgetaucht war. Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber an seinen Augen konnte Violet deutlich sein Entsetzen ablesen.
    »Sehr gut!«, lobte Annabelle, ergriff dann das Laken und breitete es über dem Toten aus. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würden Sie nach dem Undertaker schicken? Er möge den Leichnam abholen und in die Leichenhalle bringen.«
    »Sehr wohl, Madam.« Alfred verneigte sich und verschwand.
    »Und Sie sollten sich auf Ihr Zimmer begeben«, wandte sich die Spy Mistress nun an Violet, die mit schräg gelegtem Kopf den Toten betrachtete. Seltsam, dachte sie, so tot sieht er eigentlich gar nicht aus. In den Horrorgeschichten, die ihre Nanny ihr früher erzählt hatte, waren Tote stets käsig gelb, rochen furchtbar und hatten schwarze Schatten unter den Augen. Lord Stanton wirkte, als würde er nur schlafen. Kaum zu glauben, dass er nicht mehr aufwachen würde.
    »Lady Violet?«, hakte Lady Sharpe nach, als Violet nicht reagierte.
    »Bitte?«, fragte diese, denn sie hatte die Anweisung der Spy Mistress tatsächlich überhört.
    »Ich sagte gerade, dass es besser wäre, wenn Sie sich auf Ihr Zimmer begeben würden. Das hier ist nichts für eine junge Lady.«
    Violet schüttelte den Kopf. »Vielleicht kann ich mich irgendwie nützlich machen.«
    »Nun, dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie das woanders tun könnten, hier würden Sie nur die polizeilichen Ermittlungen behindern.«
    Violet hätte um ein Haar eingeworfen, dass sie noch niemanden von der Polizei sah, doch das verkniff sie sich.
    Seufzend warf Lady Sharpe das Laken über den Leichnam, dann sagte sie: »Vielleicht könnten Sie Ihren Vater suchen und ihm mitteilen, dass ich ihn sprechen muss.«
    »In Ordnung, ich suche ihn.«
    Als Violet sich

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