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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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verzeihen Sie mir, dass ich Sie tatsächlich nicht wiedererkannt habe. Sie sehen heute so anders aus.« Der halb mechanische Mann schloss sie vorsichtig in seine Arme. Der Geruch von Eisen und Schmieröl stieg Violet in die Nase, als sie sich an seine Brust schmiegte, in deren Mitte eine Eisenplatte den Teil der Rippen ersetzte, den die Granatsplitter herausgerissen hatten.
    »Das ist der Dresscode der Familie Adair«, entgegnete Violet und grinste. »Ihr kennt mich ja sonst nur in meiner Erfinderkluft.«
    »Und was machen Ihre Erfindungen, Lady Violet? Haben Sie die Leute von der Academy schon kräftig das Fürchten gelehrt?«
    Alfred prustete leise los, woraufhin Violet ihm einen missbilligenden Blick zuwarf.
    »Nein, bisher versetze ich nur Alfred in Angst und Schrecken. Du erinnerst dich doch sicher noch an meinen Butler.«
    »Natürlich!« Der halb mechanische Mann drückte Alfred so kräftig die Hand, dass dieser vor Schmerz das Gesicht verzog. »Willkommen im Zirkus, Mr Alfred! Ich wusste doch, dass wir Sie eines Tages begeistern können.«
    »Das glaube ich weniger, doch ich bin meiner Herrin verpflichtet. Wohin sie geht, gehe ich ebenfalls.«
    »Sehr lobenswert!«, entgegnete Hiracus.
    »Ich statte Lady Siberia einen kurzen Besuch ab, warum bleiben Sie nicht hier und lassen sich von Hiracus erzählen, wie die Tournee war.«
    Alfred verzog schon wieder das Gesicht. »Wenn Sie das wünschen, Mylady.«
    »Ich wünsche es.«
    Violet wusste nur zu gut, dass die Zirkusleute Alfreds Abneigung gegen sie deutlich wittern konnten. Da er wusste, dass Hiracus ihm, was Körperkraft anging, überlegen war, war er hier am besten aufgehoben und würde es nicht wagen, seltsame Bemerkungen zu machen. Und wer weiß, vielleicht freundeten sich die beiden doch ein wenig an?
    Als Violet den Vorhang zurückschob, strömte ihr der Duft nach Sägespanen und Heu entgegen. Viele Tiere hatte der Zirkus nicht, doch auch mechanisch verbesserte Pferde und Tiger wollten es sauber und gemütlich haben.
    Angesichts der leeren Bankreihen wurde Violet ganz heimelig zumute. Früher einmal hatte sie davon geträumt, mit einem Zirkus durch die Welt zu reisen. Ihre Leidenschaft für den Zirkus – die sie wohl von ihrer Nanny hatte, von ihrer Mutter jedenfalls nicht – hatte sie schließlich an diesen Ort geführt, wo sie auf Mr Blakley getroffen war.
    Blakley war dafür bekannt, das Talent eines Artisten sofort erkennen zu können. So war er an sie herangetreten und hatte gefragt, ob sie nicht bei einer Zaubernummer mitwirken wolle. Damals hatte es ein kleines Missgeschick bei der zersägten Jungfrau gegeben, sodass diese Nummer für eine Weile gestrichen werden musste, bis die Jungfrau wieder zusammengeflickt war. Mit einer neuen Nummer, für die ihm Violet ganz ausgezeichnet zu passen schien, hätten sie die Lücke füllen können.
    Violet hatte so dankend wie bedauernd abgelehnt, denn ihr Vater hätte gewiss ganz Scotland Yard losgeschickt, um sie aus dem Zirkus fortzuholen. Doch irgendwie hatte sie sich mit Mr Blakley angefreundet, sodass er ihr nicht nur regelmäßig Freikarten zuschickte, sondern ihr auch gestattete, hinter die Kulissen zu schauen. Als sie ihm von dem Labor, das sie sich eingerichtet hatte, erzählte, war er Feuer und Flamme gewesen. »Vielleicht können Sie eines Tages eine neue Sensation für mich erfinden!«, hatte er gesagt und dabei freudig in die Hände geklatscht.
    Violet hatte ihm versprochen, das zu tun. Doch leider war bisher, nach drei Jahren Arbeit, noch immer nichts herausgekommen, das man als sensationell bezeichnen konnte. Natürlich hatte sie hier und da kleine Erfolge verzeichnen können, aber bei denen hätte Mr Blakley sicher nur müde abgewinkt.
    Eine Wolke Algengeruch riss sie aus ihren Gedanken und erinnerte sie an ihr Vorhaben, Lady Siberia aufzusuchen. Der Wassertank, in dem diese sich einen Großteil des Tages aufhielt, war auf eine bewegliche Vorrichtung montiert worden, die der Lokomotivendrehscheibe eines Bahnhofs ähnelte. Darauf wurde der Tank bei Vorführungen gedreht, damit jeder Besucher gute Sicht auf die Kunststücke der Oktopuslady hatte. Außerdem diente die Vorrichtung dazu, den Wassertank zur Seite zu fahren, damit für die anderen Darbietungen genug Platz war.
    Das ihr schon von Weitem entgegentönende rhythmische Schwappen zeigte an, dass Lady Siberia gerade ihre Kunststücke probte. Keine war im Wasser so wendig wie sie. Wenn sie Unterwasserpirouetten drehte, Saltos aus dem Wasser

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