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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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ausdrücklich vor übermäßigem Konsum, nicht nur wegen der heftigen Reaktion, sondern auch, weil es in hohen Dosen giftig sein könnte.«
    »Keine Sorge, ich werde mich an die Anweisung halten. Immerhin möchte ich nachher doch in den Botanischen Garten.«
    Daraufhin machte Alfred kehrt, um den in Packpapier gewickelten Humidor ins Zimmer seines Herrn zu bringen. Violet betrachtete die Flasche in ihrer Hand. Sie hasste es, Magenschmerzen zu haben, und noch mehr hasste sie es, sich zu übergeben. Doch was tat man nicht alles für die Familie!
    Gerade als sie sich einen Becher des Sirups eingießen wollte, klopfte es erneut. Diesmal war es nicht Alfred, sondern Mary.
    »Mylady hat mir gerade mitgeteilt, dass sie in einer halben Stunde aufzubrechen gedenkt. Wünschen Sie Hilfe beim Ankleiden, Lady Violet?«
    Ob das Korsett meinen Magen noch schneller dazu bringt, seinen Inhalt wieder herauszubringen?, fragte sich Violet, dann nickte sie. »Ja danke, Mary, das ist sehr freundlich von dir.«
    An die zehn Minuten klammerte sich Violet an den Bettpfosten, während Mary an den Bändern ihres Korsetts zerrte, um eine möglichst schmale Taille zu schnüren. Ab ob ich sonst breit wie ein Elefant wäre, ging es Violet durch den Kopf, während sie die Luft anhielt, um Mary ein wenig entgegenzukommen. Als schließlich alle Knoten festgezogen waren, betrachtete sie sich im Spiegel. Die perfekte Sanduhrform. Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn ich denn Luft bekäme und nicht das Gefühl haben müsste, dass mir sämtliche Organe zu den Ohren wieder herauskommen, dachte Violet. Nachdem Mary ihr ins Kleid geholfen hatte, schickte Violet das Dienstmädchen fort und wandte sich dann dem Sirup zu. Wie lange würde es dauern, bis er wirkte? Wenn der Anfall sie erst in der Kutsche überkam, war der Tag verloren.
    Während ihr der eigentümliche Geruch des Mittels in die Nase stieg, füllte sie die Deckelkappe voll. Pflanze vom Wegrand, die krank macht, hatten die Eingeborenen Südamerikas die Brechwurz genannt, das hatte sie mal irgendwo gelesen. Wollen wir hoffen, dass es schnell geht, dachte sie, als sie den Sirup schluckte und dann das Gesicht verzog. Er schmeckte tatsächlich viel grässlicher, als er roch.
    Unten an der Treppe wurde sie bereits von ihrer Mutter erwartet. Lady Emmeline trug ein dezentes dunkelblaues Kleid mit weißem Kragen, der ein wenig an Matrosenuniformen erinnerte, aber nicht so groß war, dass es unpassend gewirkt hätte. Die Mitglieder einer Familie, die ins Gerede gekommen war, mussten möglichst würdevoll und unauffällig auftreten, um die öffentliche Meinung nicht noch zu verschlechtern.
    »Violet, da bist du ja!«, rief sie, während sie ungeduldig den Griff ihres Schirms befingerte und dann mit der rechten Hand den Sitz ihrer Frisur überprüfte.
    Während sie die Treppe langsam hinunterstieg, spürte Violet dem Sirup in ihrem Magen nach. Noch bemerkte sie keine Wirkung. Vielleicht hätte sie doch mehr davon trinken sollen. Am Fuße der Treppe angekommen wurde ihr noch immer nicht übel. Im Hintergrund nahm sie Alfred und Mary wahr, die auf Anweisungen ihrer Herrin warteten.
    Violet bemerkte, dass der Butler fragend die Augenbrauen hochzog. Offenbar hatte er erwartet, dass sie bereits mit grünem Gesicht die Treppe herunterkam.
    »Dein Kleid sitzt etwas nachlässig«, bemängelte Lady Emmeline und begann an Violets Ärmelspitzen herumzuzupfen. »Bevor nicht alles perfekt ist, kommst du mir nicht aus dem Haus!«
    Violet wollte gerade entgegnen, dass man das unter dem Cape ganz bestimmt nicht sehen würde. Doch plötzlich regte sich etwas in ihr.
    Wie eine Springflut, die einen unvorsichtigen Strandspaziergänger überrascht, kam die Übelkeit über sie. Violet hatte nicht mal mehr Zeit, um einen Eimer zu erbitten. Stöhnend krümmte sie sich zusammen und übergab sich. Dabei verfehlte sie nur knapp den Rocksaum von Lady Emmeline.
    »Du meine Güte, Violet!«, rief ihre Mutter erschrocken aus. »Mary, schnell, lockern Sie ihr das Korsett.«
    Violet hörte sie nicht wirklich, denn schon kündigte sich das nächste Erbrechen an. Inzwischen war Mary mit einem Eimer zur Stelle. Gerade rechtzeitig hielt sie ihn unter Violets Gesicht. Während sich Violet erneut übergab, zerrte Mary an den Verschlüssen ihres Kleides. Violet war das alles ziemlich egal. Aber dann auf einmal ließ der Druck auf ihren Magen nach und sie konnte wieder besser atmen. Das Wasser lief ihr noch immer im Mund zusammen, doch das

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