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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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launisch.«
    »Danke, Alfred.«
    »Sie sehen immer noch ein wenig grün aus, Mylady, sind Sie sicher, dass Sie in die Stadt gehen können?«
    »Aber natürlich, Alfred«, entgegnete Violet. »Das Grün wird schon wieder vergehen. Und wenn nicht, bin ich im Botanischen Garten wenigstens gut getarnt.«
     

9. Kapitel
     
    Da um diese Uhrzeit in der Innenstadt und somit auch in der Seitenbahn der Teufel los war, zog es Violet vor, erneut die Dienste eine der Motordroschken in Anspruch zu nehmen – selbst auf die Gefahr hin, dass die Fahrt wieder rasant werden könnte.
    Immerhin kann nun nichts mehr aus meinem Magen kommen, dachte sie spöttisch und strich sich über den Bauch.
    Als sie sich in die roten Polster der Droschke sinken ließ, bemerkte sie einen Mann, der auf der anderen Straßenseite an einem Laternenpfahl lehnte und vorgab, seine Pfeife anzünden zu wollen.
    »Sehen Sie diesen Mann, Alfred?«
    »Natürlich«, entgegnete der Butler, ohne hinzusehen.
    »Was halten Sie von ihm? Beobachtet er uns, weil wir so ein seltsames Paar abgeben, oder hat er irgendwelche Absichten?«
    Alfred neigte den Kopf ein wenig, als interessierte er sich für ein Detail an der Tür der Droschke. In Wirklichkeit nahm er den Kerl näher unter die Lupe.
    »Schwer zu sagen. Er ist kein Asiate, was schon mal sehr beruhigend ist. Möglicherweise ist er wirklich nur zufällig da. Andererseits könnte er auch ein Spitzel sein.«
    »Lady Sharpes Auge.«
    »Ich würde das nicht ausschließen. Aber ich glaube kaum, dass er uns folgen wird. Bestenfalls ist er jemand, der angeheuert wurde, um die Straße zu beobachten. Er wird der Spy Mistress berichten, dass er uns gesehen hat, mehr aber auch nicht.«
    Wollen wir es hoffen, dachte Violet, das Letzte, was wir gebrauchen können, sind irgendwelche Schnüffler.
    Nachdem sie einen kleinen Stau auf der London Bridge und eine Demonstration von Frauenrechtlerinnen auf dem Trafalgar Square überwunden hatten, stiegen sie aus der Motordroschke und gingen noch ein Stück zu Fuß.
    Weithin sichtbar reckte der erst vor Kurzem eröffnete Botanische Garten Ihrer Majestät seine messingverzierte Glaskuppel in den Himmel. Für die Forscher war dieser Neubau, der natürlich mit allem technischen Schnickschnack ausgestattet war, ein wahrer Segen, für Einwohner und Besucher der Stadt London neben den zahlreichen Parks der Stadt eine Attraktion, die man unbedingt gesehen haben musste.
    Für Violet war es nicht der erste Besuch hier, mindestens fünf Mal hatte ihr Vater sie mitgenommen. Allerdings war sie nie weiter gekommen, als in die Pflanzenhalle, in der den Zuschauern aktuelle Forschungsobjekte präsentiert wurden. Während sie entweder mit der Nanny oder ihrer Mutter hatte zurückbleiben müssen, war ihr Vater in den Verwaltungsgebäuden verschwunden, um mit dem Direktor oder von ihm geförderten Forschern zu sprechen, zu denen auch John Borneman gehörte.
    Obwohl es Vormittag war und die meisten Leute bei der Arbeit, drängten sich vor den Eintrittskassen die Menschen. Schalterclerks mit laubgrünen Armschonern verteilten Billetts und Heftchen, in denen verschiedene Routen durch den Garten empfohlen wurden. Ohne diese gedruckten Wegweiser konnte man sich schnell zwischen den tropischen Pflanzen verirren, die beinahe aus der ganzen Welt stammten. Zwischen den Pflanzen befanden sich Käfige mit verschiedenen exotischen Tieren, vornehmlich Jägern, bei denen die Gefahr bestand, dass sie sich an den frei lebenden Tieren oder Menschen gütlich taten. Die harmlosen Tiere – Schmetterlinge, Insekten und Vögel – freuten sich ihres Lebens auf den Blättern und in Baumkronen. Hin und wieder wurden hier auch mechanische Tiere gezeigt, doch nur zu besonderen Anlässen. Ansonsten war der Botanische Garten eine Insel reiner Natürlichkeit inmitten einer zunehmend von Technik beherrschten Welt.
    Violet lächelte versonnen in sich hinein, als sie sich wieder daran erinnerte, wie sie als Kind einmal einem sogenannten Morphofalter begegnet war. Er hatte sich einfach auf ihre Hand gesetzt und sie angesehen, während seine Flügel all ihre Finger bedeckten. Diese großen blauen Schmetterlinge waren ziemlich scheu und lebten, nachdem sie die letzte Stufe der Metamorphose erreicht hatten, nur wenige Tage, weil ihr Herz das Gewicht ihrer Flügel nicht lange aushielt. Dass eine so wunderbare Kreatur dafür geschaffen sein sollte, nur wenige Tage zu leben, gerade so lange, um sich fortzupflanzen, hatte Violet traurig

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