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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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gestimmt. »Das ist nun mal Gottes Wille«, hatte ihre Nanny sie zu trösten versucht, doch noch lange danach war Violet besessen gewesen von der Frage, ob es nicht eine Möglichkeit gab, das Herz der Falter zu stärken, damit sie noch mehr von ihrem Leben hatten.
    Nachdem sie einen kurzen Blick zu den Kassen geworfen hatten, bedeutete sie Alfred mitzukommen zu der Treppe, die ihr Vater immer erklomm, um zu seinen Besprechungen zu gehen. Im Gegensatz zum prächtigen Pflanzenhaus wirkten die Verwaltungsgänge eher nüchtern und langweilig. Hier und da stand ein Pflanzenkübel herum. Hinter den braunen Türen, die sich kaum von der braunen Wandtäfelung unterschieden, waren gedämpfte Stimmen zu hören.
    Violet hatte nicht die geringste Ahnung, wo sie Professor Borneman suchen sollte. Zwar gab es Messingschilder an den Türen, doch nachdem sie einige Gänge durchquert hatten, ohne die Aufschrift John Borneman zu finden, erkannte Violet, dass das Verwaltungsgebäude ähnlich verwirrend war wie der Garten unter der Glaskuppel. Warum gab es nicht hierfür einen Wegweiser?
    »Moment mal, Miss, was haben Sie hier oben zu suchen?«, tönte streng eine Stimme hinter ihnen. »Der Rundgang beginnt unten.«
    Ein noch recht junger Mann, wahrscheinlich einer der Gehilfen, kam mit erhobenem Arm hinter Ihnen her. Violet drehte sich so würdevoll wie möglich um, dann antwortete sie lächelnd: »Oh, ich bin nicht wegen des Rundgangs hier. Ich würde gern Professor Borneman sprechen, wenn dieser gerade abkömmlich ist.«
    »Professor Borneman wünscht momentan nicht gestört zu werden!«, brüstete sich der junge Mann.
    Doch Violet hatte nicht all die Unbilden auf sich genommen, um einfach weggeschickt zu werden. Kurz entschlossen spielte sie ihre Trumpfkarte. »Nun, für die Tochter von Lord Reginald Adair macht er vielleicht eine Ausnahme. Immerhin ist dieser ein Förderer seiner Arbeit, und ich bin sicher, dass er einen Moment Zeit für mich aufbringen kann.«
    So, wie der Junge die Augen aufriss, musste er den Namen Adair schon einmal gehört haben.
    »Sie sind Lady Adair?«, fragte er ungläubig.
    »Ja, und das da ist mein Butler. Sie verstehen sicher, dass eine Dame nicht allein durch die Stadt geht.«
    Verwirrt starrte der Junge sie an, offenbar unsicher, ob er sich eher den Unmut seines Professors oder dessen Gönners zuziehen sollte. Violet ihrerseits musterte ihn möglichst streng und hoffte, dass ihr Blick dieselbe Wirkung entfaltete wie der ihres Vaters.
    »Also gut«, sagte der Junge schließlich. »Ich führe Sie zu ihm. Aber wenn er Sie nicht sehen will, kann ich nichts tun.«
    »Er wird mich sehen wollen, keine Bange«, entgegnete Violet so selbstsicher wie möglich.
    Der Geruch nach Bohnerwachs nahm zu, je weiter sie in das Gebäude vordrangen. Immer wieder blickte sich der Junge verstohlen um, so als hoffte er, dass Violet es sich noch einmal überlegen würde.
    Schließlich machten sie an einer Tür halt, an der ein Messingschild mit dem Namen John Borneman hing. Der Bursche klopfte und wie ein Hausdiener oder Butler meldete er: »Da ist eine Lady Adair, die Sie unbedingt sprechen möchte.«
    »Sie soll reinkommen«, beschied der Botaniker ihn, woraufhin der Junge zurücktrat und Violet mit einer kleinen Handbewegung hineinwinkte. Violet bedeutete Alfred, an der Tür zu warten, dann trat sie ein.
    »Guten Tag, Professor Borneman!« Mit ausgestreckter Hand und einem freundlichen Lächeln ging sie auf den Forscher zu. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    Seit seinem letzten Besuch in Adair House hatte sich der Botaniker und Insektenforscher nicht verändert. Er war recht dünn, sein dichtes, von vielen Wirbeln durchzogenes Haar saß grau und etwas wirr auf seinem Kopf. Er trug zu seiner schwarzen Hose ein dezent braun-weiß gestreiftes Stehkragenhemd, eine messingfarbene Uhrkette baumelte an seiner groben braunen Weste.
    Hinter ihm hingen zahlreiche Abbildungen von Insekten, zwei riesige Topfpflanzen standen neben dem Fenster. Ansonsten war das Büro eher spartanisch eingerichtet, außer vollgestopften Bücherregalen und dem Schreibtisch samt Stuhl gab es hier nichts, was Gemütlichkeit hätte verströmen können.
    Borneman nahm seine Messingbrille von der Nase und reichte Violet die Hand. »Natürlich stören Sie nicht, Lady Adair. Sie sind Lord Reginalds Tochter, nicht wahr? Violet, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Ganz recht.«
    »Nun, es spricht für Ihren Vater, dass er seiner Tochter einen Namen gegeben hat,

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