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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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den er bei Baker & Hutchins in Auftrag gegeben hatte.«
    Violet erinnerte sich. Das Weihnachtsgeschenk für seinen Schwiegervater, jenen Großvater, den Violet alle Jubeljahre einmal zu Gesicht bekam und der für sie eigentlich ein komplett Fremder war. Ihr Vater kaufte das Weihnachtsgeschenk immer recht früh im Jahr, damit er es auch ja nicht vergaß.
    »Dann machen Sie doch einen schnellen Abstecher zur Apotheke. Ich brauche ein Brechmittel.«
    »Das wollen Sie doch wohl hoffentlich nicht Ihrer Mutter unterjubeln«, rief Alfred entsetzt.
    »Es ist ja sehr schmeichelhaft, dass Sie mir so etwas zutrauen«, entgegnete Violet bissig. »Doch Sie irren, Alfred, ich will es selbst nehmen. Wenn mir schlecht ist, wird Mama sicher nicht darauf bestehen, dass ich mitkomme.«
    »Aber möglicherweise wird sie sich um Sie kümmern wollen.«
    Violet sah ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Meine Mutter ist nicht Florence Nightingale! Sie wird den Ausflug allein unternehmen und vielmehr Mary Anweisung geben, auf mich zu achten.«
    »Was Ihren Ausflugsplänen auch nicht gerade förderlich ist.«
    »Da das Brechmittel lediglich dazu gedacht ist, den Magen von schädlichen Substanzen zu reinigen, hält so eine Übelkeit nicht besonders lange an. Sobald es mir wieder besser geht, werde ich Mary wegschicken. Anschließend können wir uns auf den Weg machen.«
    »Wenn Sie mich fragen, klingt das nicht nach einem sonderlich gut durchdachten Plan. Was ist, wenn die Übelkeit doch länger vorhält?«
    »Ich habe keine andere Möglichkeit. Wenn ich nichts unternehme, wird meine Mutter mich durch die gesamte Londoner Innenstadt schleifen, von Boutique zu Boutique, von Kaufhaus zu Kaufhaus. Ehe wir zurück sind, ist es Abend, und ich erreiche niemanden mehr. Bitte, Alfred, ich brauche das Mittel dringend.«
    Der Butler seufzte schwer. »Also gut, Mylady, ich werde es besorgen.«
    »Sie sind wirklich ein Schatz, Alfred!«
    Violet hatte sich gerade umgewandt, als Alfred anmerkte: »Sie hätten mir aber auch befehlen können, das Mittel zu holen. Ich hätte nicht Nein sagen können.«
    »Geben Sie es zu, allmählich finden Sie Gefallen an der Detektivarbeit. Alfred!«
    Der Butler lächelte schmal, dann trat er mit einer kleinen Verbeugung ab.
    Während der Ausflug, den ihre Mutter ihr beim Frühstück schmackhaft zu machen versucht hatte, bedrohlich näher rückte, wartete Violet ungeduldig auf die Rückkehr des Butlers. Vor dem Fenster auf und ab gehend und ihre eiskalten Finger knetend, suchte sie nach einem Plan B, falls Alfred nicht rechtzeitig zurück wäre. Ihr Erfindungsgeist ließ sie dabei allerdings schändlich im Stich.
    Außerdem musste sie überlegen, an wen sie sich bezüglich der Spinne wenden könnte. Ihr Vater unterstützte das Botanische Institut schon seit Langem, hin und wieder hatten sie auch Forscher zu Gast. Doch welcher von ihnen würde verschwiegen genug sein und ihrem Vater nicht gleich brühwarm ihren Besuch auftischen?
    Sie schritt die Galerie vor ihrem geistigen Auge ab, bis sie schließlich beim Gesicht von John Borneman angekommen war. Der Insektenforscher war ein ruhiger, diskret wirkender Mann mit Brille und Halbglatze. Obwohl ihr Vater voll des Lobes über seine Arbeit war, bemängelte er hin und wieder Bornemans gesellschaftliches Engagement. Nach dessen letztem Besuch hatte er gemeint, dass der Insektenforscher menschenscheu und seltsam sei – und das nur, weil er nicht wie andere versucht hatte, sich Lord Adair anzubiedern.
    Das war ihr Mann!
    Schritte vor der Tür ließen sie zusammenzucken. War das Mary, die ihr mitteilen wollte, dass ihre Mutter bereit für den Ausflug war?
    Das Klopfen an ihrer Tür schien diese Befürchtung zu bestätigen.
    Violet schnaufte, dann rief sie: »Herein!«
    Geschmeidig wie ein Dieb schob sich Alfred durch die Tür. »Hier ist es, Mylady.« Er streckte ihr eine braune Flasche mit einem zähflüssigen Sirup entgegen. Auf dem hübsch umrahmten Apothekenschild stand die Aufschrift Ipecac.
    »Der Apotheker sagt, dass Sie nur eine Kappe voll nehmen sollen, wenn Ihre Seele nicht Ihren Leib verlassen soll«, merkte Alfred an, während Violet die Flasche aufschraubte und an dem Inhalt schnupperte. Eigentlich roch das Zeug ganz harmlos, aber seine Wirkung, das wurde in vielen Fachzeitschriften beschrieben, sollte sehr überzeugend sein.
    Violet grinste breit. »Sie meinen, wenn ich nicht sämtliche Eingeweide auskotzen soll.«
    »Wenn Sie so wollen, ja. Der Apotheker warnt

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