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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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Violet erschrocken. Obwohl er auf ihrem Ball nicht zu den Gästen gehört hatte, war ihr der Name doch geläufig. Jonathan Broockston war eigentlich nur der Sohn eines Industriellen, der es allerdings in den letzten fünfzig Jahren zu einigem Reichtum gebracht hatte und dank seiner Erfindungen und einiger einflussreicher Freunde bei der Royal Academy schließlich von der Königin geadelt worden war. Nach seinem Tod waren Titel und Reichtum auf Jonathan übergegangen. Achtung in Adelskreisen hatte ihm das nicht eingebracht, jedermann aus dem alten Adel nannte ihn nur den Geldlord, auch ihr Vater. Dennoch war dessen Bestürzung über den Tod des Mannes echt.
    »Weiß man schon, woran er gestorben ist?«
    »Er ist nach einem Besuch im Chez Martin zusammengebrochen, mit Vergiftungssymptomen.«
    »Vergiftungssymptome?«
    »Es heißt hier, dass er auf ähnliche Weise wie Lord Stanton gestorben sein soll?«
    »Was?« Violet fuhr vom Stuhl hoch.
    »Kind, was ist los?«, fragte ihre Mutter, die schon fast den ganzen Morgen über damit beschäftigt war, ihre rechte Schläfe zu reiben, weil sie der Meinung war, der nächste Migräneanfall sei nicht weit.
    Violet antwortete ihr nicht. Sie stürmte um den Tisch herum, trat hinter ihren Vater und betrachtete den Zeitungsartikel, der vom Konterfei des schmucken Lord Broockston gekrönt wurde.
    »Violet, setz dich wieder hin, siehst du nicht, dass du deine Mutter aufregst«, brummte ihr Vater nervös.
    Doch da hatte Violet mit dem Lesen bereits begonnen. Viel mehr, als ihr Vater bereits erzählt hatte, stand dort nicht, doch es wurde immerhin berichtet, dass er in Gesellschaft einer Dame zweifelhaften Rufes gewesen war. Und dass die Sektion des Lords diesen Nachmittag um zwei stattfinden würde. Außerdem konnte sich der Verfasser des Artikels den Hinweis auf den Todesfall in Adair House nicht verkneifen.
    »Violet!«, brummte ihr Vater warnend.
    Doch da wusste sie bereits alles, was sie wissen wollte.
    »Ja, Papa, entschuldige.«
    Mit schuldbewusst gesenktem Haupt kehrte sie zu ihrem Platz zurück, doch in ihrem Verstand arbeitete es. Gab es tatsächlich einen Zusammenhang mit dem Tod von Lord Stanton? Und wenn ja, wer hatte es auf einflussreiche Mitglieder des Parlaments abgesehen?
    Bis zum Ende des Frühstücks ließ Violet ihren Vater nicht aus den Augen. O ja, er wirkte ziemlich beunruhigt. Doch warum? Dass Stantons Tod ihm Sorge bereitete, war ja zu verstehen, doch Broockston? Müsste er nicht eher erleichtert sein, dass ähnliche Symptome ihn an einem völlig anderen Ort hinweggerafft hatten? Und was war mit der rätselhaften Dame? Vielleicht hatte sich Stanton auch mit ihr getroffen …
    Als sich ihre Mutter und ihr Vater schließlich zurückzogen und Alfred mit den Dienstmädchen begann, den Tisch abzuräumen, postierte sie sich neben der Treppe und wartete. Nachdem die Dienstmädchen an ihr vorbeigeeilt waren, ohne Notiz von ihr zu nehmen, erschien Alfred. Er bemerkte sie sofort. »Mylady, was tun Sie hier?«
    »Wir müssen ins Leichenschauhaus«, wisperte Violet, während sie Alfred am Arm festhielt. »Diesmal am helllichten Tag.«
    Alfred zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Am Tag?«
    Violet legte den Finger vor die Lippen. »Leise, Alfred, die Mädchen dürfen nichts mitbekommen. Lord Broockston ist gestern Abend in einem Restaurant gestorben, mit ähnlichen Symptomen wie Lord Stanton. Mein Vater ist deswegen ziemlich aufgebracht, obwohl Broockston für ihn auch nur der Geldlord war. Ich fürchte, dass es zwischen den beiden Toden einen Zusammenhang gibt.«
    Alfred überlegte kurz, dann sagte er: »Ich glaube kaum, dass Mr Blakley noch einen Gefallen für uns herausschlagen kann.«
    »Das braucht er auch nicht. Haben Sie sich gestern Abend die räumlichen Gegebenheiten der Morgue gemerkt?«
    »Die räumlichen Gegebenheiten?«
    »Kellerfenster, Alfred. Soweit ich das mitbekommen habe, liegen diese Fenster zum Hof hin. Vielleicht können wir bei der Sektion lauschen.«
    »Auf dem Hof wird es sicher vor Polizei nur so wimmeln.«
    Da hatte er recht. Violet überlegte einen Moment lang, wobei sie auf einer Haarsträhne kaute. Dann kam ihr eine Idee.
    »Sicher werden sie nichts dabei finden, wenn ein Gehilfe auf dem Hof zu tun hat. Sie müssen mir nur ein paar Männersachen geben, damit ich wie ein Junge aussehe.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Das fragen Sie noch? Sie sind doch der Meister der Tarnung!« Violet schüttelte den Kopf. »Also wirklich, Alfred, wenn Sie nicht

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