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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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wie man ihre Gattung nennt, nur geschwächten und kranken Menschen gefährlich. Falls es dem Züchter aber gelungen ist, das schwache Gift der Leichenspinne durch das Gift der Schwarzen Witwe zu potenzieren, wäre es denkbar, dass … sie einen Menschen töten kann.«
    Irgendwas ist mit ihm, dachte Violet, während sie Borneman bei seinen Ausführungen beobachtete. Wie unruhig er wirkte! Das war keineswegs die Bewunderung für die Möglichkeiten der Wissenschaft – es war Angst.
    »Wer immer dieses Tier gezüchtet hat, muss ein Genie sein«, schloss er mit zitternder Stimme und erhob sich.
    Ein Genie fürwahr, dachte Violet beunruhigt. Ein verrücktes Genie. Ein Wahnsinniger, der hiermit eine gefährliche Waffe geschaffen hat.
    »Könnte diese Spinne auch in einen Menschen gelangen?«, fragte Violet weiter. Am liebsten hätte sie Lord Stanton erwähnt, doch ihr Instinkt riet ihr, es nicht zu tun.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Borneman verwirrt.
    »Nun, es heißt doch, dass man im Schlaf aus Versehen Insekten verschluckt.«
    »Nun, Leichenspinnen heißen so, weil sie sich in Leichen festsetzen und dort ihre Brut ablegen.«
    »Wie lange dauert es denn, bis diese Spinnenbrut schlüpft?«
    »Oh, das dauert eine Weile. Meist sind die Leichname da schon unter der Erde. Das ist natürlich fatal, falls der Wirt ein Mensch ist, denn sie können zwar in luftdichten Räumen leben, aber nur, solange sie frische rote Blutkörperchen bekommen. Blut zerfällt bei einem Leichnam recht schnell, und wenn sie keinen Sauerstoff mehr von dort bekommen, sterben sie ab. Tierkadaver verwesen zwar ebenfalls, sind aber leichter zu verlassen, denn sie kommen für gewöhnlich nicht unter die Erde, sondern bleiben einfach liegen. Jedenfalls ist das im Dschungel der Fall. Schlimmstenfalls werden die Spinnen von einem anderen Tier mitverschluckt, das sie aber durch dessen Verdauungstrakt wieder verlassen können.«
    »Und wenn die Spinne so giftig ist, wie Sie sie beschrieben haben?«
    »Wird sie, da sie von dessen Magensäure bedroht ist, das neue Wirtstier wahrscheinlich töten, bevor sie ihren Weg nach draußen sucht.« Noch immer blickte Borneman drein, als hätte ihn gerade der Blitz getroffen.
    Warum eigentlich?, dachte Violet. Ich bin diejenige, die sich Sorgen machen muss.
    »Wenn Sie möchten, können Sie dieses Exemplar gern behalten«, sagte sie und reichte dem Mann, der um Jahre gealtert zu sein schien, zum Abschied die Hand. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Professor.«
    »Irgendwelche neuen Erkenntnisse, Mylady?«, fragte Alfred.
    »Und ob!«, antwortete Violet, und während sie unternehmungslustig zur Treppe marschierte, fasste sie für Alfred das Gespräch kurz zusammen. »Irgendwie muss Stanton diese seltsame Spinne verschluckt haben«, schloss sie. »Das Tierchen hat Angst bekommen und ihn umgebracht.«
    »Das würde bedeuten, dass wir keine Schuld an diesem Unglück tragen.«
    »Genau das bedeutet es. Und heute Abend werde ich meinem Vater davon berichten.«
    Alfred stockte. »Sie wollen Ihrem Vater davon erzählen?«
    »Natürlich! Er muss wissen, woran Stanton wirklich gestorben ist.«
    »Aber meinen Sie denn, er wird Ihnen auch nur ein Wort glauben?«
    »Er kann Borneman fragen.«
    »Natürlich kann er das, aber er wird Sie fragen, wie Sie an diese Information gekommen sind und wo Sie die Spinne herhaben. Außerdem haben wir noch immer nicht den Mörder gefunden. Sie sagten doch selbst, dass die Spinne gezüchtet wurde. Der Züchter ist sicher auch dafür verantwortlich, dass sie in Stantons Körper gekommen ist.«
    Da hatte er recht, das musste Violet zugeben. Ihr wurde nun auch klar, dass sie ihrem Vater nichts von ihrem nächtlichen Besuch in der Morgue erzählen durfte. Und wenn Lady Sharpe davon erführe, könnte sie ihre Zukunft als Forscherin glatt vergessen.
    »Also gut, dann werden wir nach dem Mörder suchen.«
    Zwei Straßen vor Adair House stiegen sie aus der Motordroschke aus und gingen des Rest des Wegs zu Fuß. Das Wetter war merklich schlechter geworden. Wenn das so weiterging, würde es am nächsten Tag Lord Stanton bei seiner Beerdigung in die Gruft regnen.
    »Wissen Sie, was seltsam ist?«, fragte Violet ihren Butler, der neben ihr ging und wahrscheinlich seine Vorkehrungen für den Abend überdachte.
    »Nein, Mylady.«
    »Borneman klang ziemlich sicher, als er behauptete, dass sich das Spinnengift verstärkt habe. Eigentlich ist es bei Kreuzungen doch auch möglich, dass Eigenschaften abgeschwächt

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