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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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zischte sie. »Wie können Sie mich nur so erschrecken?«
    Der Butler lächelte listig. »Ich wollte Ihnen nur demonstrieren, wie gut ich mich tarnen kann.«
    »Habe ich jemals Zweifel daran geäußert?«
    »Nein, Mylady.«
    »Dann unterlassen Sie es in Zukunft, einfach hinter mir aufzutauchen, als wären Sie ein Geist!«
    »Sehr wohl, Mylady.« Alfred deutete eine kleine Verbeugung an, dann öffnete er die Tür.
    Beim Verlassen des Hauses zog sich Violet ihre Schiebermütze tief ins Gesicht. Erst als sie auf dem Gehsteig waren, fiel ihr ein, dass Bedienstete eigentlich nicht aus der Vordertür des Hauses kamen. Doch von den wenigen Passanten schien niemand darauf geachtet zu haben.
    So rasch wie möglich begaben sie sich zur Seitenbahnstation, wo sich an diesem Nachmittag die Leute drängten, als gäbe es in irgendeinem Kaufhaus etwas umsonst. Alfred und Violet gerieten zwischen ein paar Männer, die nach Schweiß und Kerosin rochen, Arbeiter des Dampfviertels.
    »Hoch mit dir, du Flegel, lass die Dame sitzen!«, schnarrte einer von ihnen Violet an, als eine Frau einstieg, ihrer Kleidung nach zu urteilen die Gesellschafterin oder die Gouvernante einer Kleinadelsfamilie. Es war anzunehmen, dass der Mann sie beeindrucken wollte.
    Als Alfred ihn zurechtweisen wollte, hielt Violet ihn mit einem kurzen Blick zurück und stand mit einer gemurmelten Entschuldigung auf. Dass der Mann sie für einen Jungen hielt, bewies nur, wie exzellent ihre Tarnung war.
    Schließlich hatte auch diese Fahrt ein Ende und sie konnten aussteigen. Von hier aus waren es nur noch ein paar Minuten Fußmarsch bis zur Morgue. Glücklicherweise herrschte auf der Straße so dichtes Gedränge, dass zwei Personen mehr nicht auffielen.
    »Ich hoffe, Sie sind sich darüber im Klaren, dass dies alles andere als ein leichtes Unterfangen wird«, murmelte Alfred, während er den Blick über die Passanten schweifen ließ.
    »Ich bin immer wieder begeistert von Ihrem Optimismus, Alfred«, entgegnete Violet. »Warten Sie doch erst einmal ab.«
    »Verzeihen Sie, Mylady, aber ich kann meine Lebenserfahrung nicht so einfach abschütteln. Was schiefgehen kann, geht schief, das hat mir mal ein alter Freund gesagt. In Ihrem Alter wollte ich es auch nicht glauben, aber mittlerweile weiß ich, dass was dran ist.«
    Zwei große Kutschwagen standen vor der Morgue. Der eine gehörte der Polizei, der andere dem Undertaker, wie der weiße Schriftzug auf schwarzem Grund zeigte.
    Die Geschäfte des Totengräbers mussten gut laufen, denn sein Wagen war brandneu. Etwas gelangweilt wirkten allerdings seine Gehilfen, die neben dem Wagen standen und sich den Schmutz unter den Fingernägeln hervorpulten. Drei Polizisten mit Schlagstöcken umrundeten das Gebäude.
    »Sehen Sie, was sage ich!«, zischte Alfred hinter ihr. »Es ist nahezu unmöglich, in das Gebäude zu kommen.«
    »Ich will ja auch nicht rein, sondern an eines der Fenster. Da ist eine Lücke!« Ohne lange zu überlegen, huschte Violet davon. Die beiden Polizisten, die sich auf der anderen Straßenseite befanden, nahmen keine Notiz von ihr, die beiden von ihren Fingernägeln faszinierten Totengräber sahen sie ebenfalls nicht. Behände schlüpfte Violet am Wagen des Undertakers vorbei und huschte durch eine kleine Pforte auf den Innenhof der Morgue. Von den Särgen, die an der Wand standen, nahm sie keine Notiz. Schnurstracks strebte sie jenen Kellerfenstern zu, die zum Sektionsraum gehören mussten.
    Tatsächlich vernahm sie nur wenig später Stimmen. Als sie neben einem der Fenster in die Hocke ging, bekam sie die passenden Gesichter dazu.
    Lady Sharpe stand zusammen mit einem stämmigen Mann in braunem Lodenmantel neben zwei Ärzten in weißen Kitteln um die Metallbahre, auf der der nackte Körper von Lord Broockston lag. Im Hintergrund entdeckte Violet zudem noch einen Gehilfen, der gerade in der Nase bohrte.
    »Lady Sharpe, meine Herren, wir haben hier den Leichnam des zweiundvierzig Jahre alten Lord Jonathan Broockston«, begann der Coroner seinen Vortrag und griff nach einem Skalpell. »Da Zeugen davon berichten, dass der Verstorbene Anzeichen von Erstickung zeigte, werde ich zuerst einen Schnitt in Höhe der Luftröhre machen.«
    Dunkles Blut floss über Broockstons bleichen Hals auf die Bahre und an deren Rand in eine Rinne.
    Violet hatte auf einmal wieder das Gefühl, einen Löffel Ipecac-Sirup geschluckt zu haben. Ihr Magen war unerträglich flau und Speichel lief in ihrem Mund zusammen. Doch

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