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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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offenbar davon überzeugt, dass die Adairs etwas mit dem Tod seines Vaters zu tun hatten.
    Dass er nicht mehr als Heiratskandidat infrage kam, war für Violet nur ein schwacher Trost. Nach dem Begräbnis mussten sie noch auf die Trauerfeier gehen und sich dort den Blicken der anderen Adligen aussetzen. Als ob uns hier nicht schon genug Pfeile treffen würden, dachte sie und senkte den Blick.
    Ob es Alfred gelungen war, die Kapsel zu stehlen? Was würde sie darin finden?
    »Steh aufrecht, Violet«, raunte ihr ihre Mutter zu. »Du willst doch nicht, dass die Leute denken, wir könnten ihnen nicht in die Augen sehen, oder?«
    Als Violet den Kopf hob, erhaschte sie gerade noch so den Blick auf die Gesichter einiger Leute, die sich nach ihnen umgedreht hatten. Der Reverend hatte bereits mit seiner Rede begonnen, vielleicht hatte er auch etwas über die Umstände des Todes von Lord Stanton verlauten lassen, das Violet, ganz in Gedanken, nicht gehört hatte. Glücklicherweise wandten sich die Leute bereits wieder dem Geistlichen zu, der nun über die Verdienste des Verstorbenen zu schwadronieren begann.
    Als der Sarg endlich in die Gruft getragen werden konnte, schluchzte Lady Stanton auf. Zwei Männer aus ihrer Verwandtschaft mussten sie stützen, damit sie den Trägern folgen konnte. Ein wenig übertrieben kam Violet diese Geste schon vor. Der Gedanke, dass vielleicht seine eigene Familie hinter seinem Tod stecken könnte, erschien Violet zwar ein wenig merkwürdig, doch wie schrieb Dr. Bell? Bei den Ermittlungen sollte man keine Person außer Acht lassen, so unschuldig sie auch erschien.
    Irgendwie brachten Violet und ihre Eltern das Begräbnis und die Trauerfeier hinter sich. Man konnte nicht sagen, dass sich die Leute darum rissen, mit ihnen zu sprechen, doch irgendwann hörten die Blicke auf, und ihrem Vater gelang es schließlich sogar, ein paar Worte mit Lady Stanton zu wechseln.
    Glücklicherweise bestand ihre Mutter nicht darauf, dass sie lange blieben, denn ihre Migräne kündigte sich wieder an. Nachdem sie sich ein wenig steif von Lady Stanton und ihrem Sohn verabschiedet hatten, stiegen sie in ihre Kutsche.
    Zu Hause wurden sie bereits von köstlichem Bratenduft und Alfred erwartet, der meldete, ein Mr Hayworth habe eine Nachricht für Lord Adair abgegeben.
    Violet platzte vor Neugier. War es ihm gelungen, an die Kapsel zu kommen? Er wirkte nicht, als hätte er sich sonderlich angestrengt. Hatte er sie vielleicht gar nicht bekommen?
    Als sie fragend zu ihm hinüberblickte, gab er vor, beschäftigt zu sein. Er nahm ihrem Vater und ihrer Mutter die Mäntel ab, dann half er ihr aus dem Cape. Kurz streifte Alfreds Handschuh ihre Haut, dann lag eine kleine, schwere Pappschachtel in ihrer Hand. Ohne hinzuschauen, wusste Violet, dass er bekommen hatte, was sie wollte.
    Obwohl alles in ihr danach drängte, den Inhalt der Schachtel auf der Stelle zu betrachten, wartete sie damit, bis sie wieder im Labor waren. Eigentlich war sie nach der Beerdigung vollkommen erledigt, doch die Neugierde und der Drang, im Fall Stanton weiterzukommen, trieben sie aus dem Haus und hinter ihre Werkbank.
    Fasziniert betrachtete Violet die in den Schraubstock eingespannte Kapsel unter ihrer Lupe. Obwohl die rußende Petroleumlampe eine mangelhafte Lichtquelle war, konnte sie viele Einzelheiten deutlich erkennen. Was für ein Meisterwerk! Wer auch immer die Kapsel hergestellt hatte, musste ein großer Künstler sein. Ja sogar kleine Verzierungen hatte er in das Metall geritzt, so als wäre sie dazu gedacht gewesen, jemandem eine Freude zu machen, und nicht, ihn umzubringen.
    Dass sie Broockston im Hals stecken geblieben war, musste ein Unfall gewesen sein.
    Was wäre wohl passiert, wenn sie wie geplant in seinem Magen gelandet wäre? Enthielt sie möglicherweise etwas? Eine Geheimbotschaft? Oder ein Gift?
    »Vielleicht sollten Sie sich lieber Ihrer Spinnenfalle widmen, die Sie begonnen hatten, bevor Sie sich wieder diesem unseligen Waschautomaten zugewandt haben«, warf Alfred ein, der die Werkstatt ein wenig aufgeräumt hatte. »Diese Kapsel werden Sie, ohne Gewalt anzuwenden, nicht öffnen können.«
    »Woher wissen Sie, dass ich sie öffnen will?« Violet schob die Lupe beiseite.
    »Würden Sie sie sonst so genau betrachten, Mylady? Ich bin sicher, dass Sie nach einem Knopf suchen, mit dem sie sich öffnen lässt.«
    »Und warum sollte sie sich öffnen lassen?«
    »Weil sich etwas darin verbirgt.« Alfred setzte ein wissendes Lächeln

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