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Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Bomann, Corinna - Clockwork Spiders

Titel: Bomann, Corinna - Clockwork Spiders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Bomann
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von der Sektion mitbekommen hatte, bevor der übereifrige Polizist sie vertrieben hatte. »Wir müssen unbedingt an die Kapsel kommen«, beendete sie ihren Vortrag.
    »Ich glaube kaum, dass der Coroner sie freiwillig hergeben wird«, entgegnete Alfred und wischte sich den Staub von seiner Jacke.
    »Vielleicht sollten wir ihm Geld bieten.«
    »Die Kapsel ist ein Ermittlungsgegenstand, ein Beweisstück. Das wird er nicht so ohne Weiteres hergeben. Vielleicht sollten Sie auf die Dienste von Mr Blakleys Handlanger zurückgreifen.«
    »Oder ich greife auf Ihre Dienste zurück, Alfred«, entgegnete Violet.
    »Wenn ich Sie daran erinnern darf, Mylady, ich bin kein Dieb.«
    »Das weiß ich, aber Sie sind dennoch sehr geschickt. Ich brauche die Kapsel jedenfalls dringend.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?«
    »Erinnern Sie sich an das, was Mr Pattinson gesagt hat? Dass Metallreste im Magen des Toten gefunden wurden?«
    »Sie glauben, auch er hätte eine Kapsel verschluckt?« Alfred schüttelte den Kopf. »Warum waren dann nur noch Stücke übrig? Und warum hatte Broockston eine ganze Kapsel im Hals?«
    »Das werden wir herausfinden, wenn wir die Kapsel haben.«
    Violet blickte Alfred eindringlich an. »Kommen Sie, Alfred, das ist doch nicht so schwer. Sie schnappen sich die Kapsel und wir untersuchen sie heute Abend im Labor.«
    »Wenn das Ihr Wunsch ist, Mylady, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben«, gab der Butler unwillig zurück. »Aber ich möchte Sie daran erinnern, dass wir jetzt nach Hause zurückkehren sollten, denn die Beerdigungsfeierlichkeiten für Lord Stanton werden in knapp zwei Stunden beginnen.«
     

11. Kapitel
     
    Vier Pferde zogen den prachtvoll geschmückten Leichenwagen den Friedhofsweg hinauf. Unter dem mit weißen Rosen geschmückten Baldachin stand der Sarg, auf dem das Banner mit dem Familienwappen prangte.
    Violet, die ein schwarzes, mit Spitze verziertes Seidenkleid trug, ging zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter, die sich ebenso wie andere Freunde und Bekannte dem Leichenzug angeschlossen hatten.
    Es gab nichts Bedrückenderes als eine Beerdigung, und noch schlimmer wurde es, als Violet sich ausmalte, es hätte ihren Vater getroffen. Sicher, hin und wieder hatten sie ihre Differenzen, und manchmal wünschte sich Violet, er würde ihr ein wenig mehr Freiheit zugestehen. Doch die Vorstellung, dass er ebenfalls getötet werden könnte, erschütterte sie bis ins Mark.
    Wie gern würde sie ihm von ihrem Besuch im Botanischen Garten erzählen! Sie hatte gehört, dass manche Söhne ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Vätern hatten und mit ihnen über alles reden konnten. Doch sie war eine Tochter, und ihr Vater war ihr Vater. Wie sie ihn kannte, würde er ihr ein Jahr Hausarrest geben, wenn er von ihren Extratouren erfuhr. Selbst wenn ihr Bericht dazu führen würde, das Haus Adair zu entlasten.
    Aber noch immer war sie der Meinung, dass Alfred recht hatte. Solange der Mörder nicht gefasst war, durfte sie nicht riskieren, entdeckt und womöglich aus dem Verkehr gezogen zu werden. Lady Sharpe mochte ermitteln, wie sie wollte, doch Violets Interesse an der Aufklärung des Falls war tausendmal größer als ihres.
    Als die Gruft der Stantons vor ihnen auftauchte, verlangsamte der Zug sich allmählich, und schließlich blieb der Leichenwagen, hinter dem die engste Verwandtschaft des Lords ging, stehen. Der Sarg wurde von Trägern in schwarzen Anzügen und mit weißen Handschuhen von der Pritsche gehoben und zu dem Podest getragen, wo er stehen sollte, bis der Reverend seine letzten Worte gesprochen hatte.
    Seltsamerweise erinnerte Violet der Anblick der Träger an ihren Butler.
    Alfred wollte die Abwesenheit der Herrschaft nutzen, um an die Kapsel zu gelangen. Da Violet bereits Lady Sharpe unter den Trauergästen ausgemacht hatte, standen seine Chancen wohl gar nicht schlecht – vorausgesetzt, sie trug das Beweisstück nicht in ihrer Handtasche herum.
    Schließlich reihten sich sämtliche Trauergäste vor der Gruft auf. Die nächsten Bekannten stellten sich hinter die Familie, danach folgten alle anderen.
    Violet tat die arme Lady Stanton leid. Unter einem tiefschwarzen Schleier verborgen, war ihr Gesicht nicht zu erkennen – wohl aus gutem Grund. Violet hatte noch nie eine trauernde Witwe gesehen, aber ihre Augen waren sicher verquollen. Während sie mitleidig zu den Stantons hinüberblickte, bemerkte sie Percivals stechenden Blick. Er war nun das männliche Oberhaupt der Familie – und

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