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Bombe an Bord (Haie an Bord)

Bombe an Bord (Haie an Bord)

Titel: Bombe an Bord (Haie an Bord) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Straßenkarte
bediente; und Klößchen stellte Vermutungen an, welche Köstlichkeiten die
Hotelküche wohl zu bieten habe.
    Tim hatte seine Freundin an der Hand
genommen. Aber da der Rückweg durch reine Einkaufsstraßen führte, legte Gaby
mehr und mehr von dem Verhalten an den Tag, das vorhin beide Mütter gezeigt
hatten.
    Hier blieb sie stehen. Und dort. Da ja
sowieso — wegen der irren Röcke. Gleich nebenan köderte ein
Strandmoden-Geschäft mit bunten Auslagen, und bei den bedruckten Sweat-Shirts
mußten jedem Teenie die Augen übergehen.
    Klößchen stöhnte und ließ Befürchtungen
laut werden, man werde sicherlich die Vorspeise verpassen — was ein miserabler
Einstand wäre.
    Tim und Karl äußerten keinen Unmut,
zügelten den Schritt, schlenderten aber trotzdem weiter, als Gaby wieder vor
einem Schaufenster kleben blieb.
    „Das ist eben einer der Unterschiede
zwischen Jungen und Mädchen“, stellte Karl mit philosophischem ( weisen )
Scharfblick fest.
    „Einer von vielen“, nickte Tim. „Einige
sind erfreulich, andere weniger.“
    „Was uns betrifft, sehen das die
Mädchen sicherlich genauso.“
    „Das ist anzunehmen.“
    Klößchen war ein Stück voraus. Wenn’s
zu den Futtertrögen geht, ist er immer der erste.
    Tim blieb stehen und drehte sich um. Am
besten, er legte sich Gaby über die Schulter. Wenn er sie nicht runterließ,
konnten sie in zehn Minuten beim Hotel sein.
    Heh, hallo! Sein Blick wurde
pfeilspitz.
    Was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht.
    Eben hatte sich Gaby vom Schaufenster
abgewandt. Sie wollte ihren Weg fortsetzen. Aber der war versperrt.
    Ein Typ stand vor ihr, stützte eine
Hand an die Schaufensterscheibe und benutzte den Arm als Barriere.
    Eine Barriere, die Gaby galt.
    Sie funkelte den Typ an und machte einen
Schritt nach links, um ihn zu umgehen.
    Sofort vertrat er ihr den Weg.
    Das ärgerte sie fürchterlich. Angst
machte es ihr nicht. Sah sie doch, daß sich Tim im Anmarsch befand.
    Signore Pferdegebiß, dachte er. Also
doch! Belauscht uns und will jetzt meine Gaby anmachen, dieser
Nußknacker-Gigant. Der denkt wohl, weil er Kokosnüsse aufbeißen kann, ist er
auch als Aufreißer groß.
    Obwohl ihm der Typ den Rücken zudrehte,
hatte er ihn erkannt: am bunten Hemd, an der Haltung.
    „Was soll das? Laß mich vorbei.“ Gaby
machte ein bitterböses Gesicht, was ihr natürlich nichts half.
    Die Passanten, die jetzt nicht mehr so
zahlreich flanierten (spazieren gehen), nahmen keine Notiz.
    „Erst wenn du mir sagst, wo wir uns
nachher treffen“, er sprach deutsch. Seine Stimme klang heiser — wie bei
halswickelpflichtiger Mandelentzündung.
    Tim legte ihm die Hand auf die
Schulter.
    „Du bist an der falschen Adresse,
Freundchen. Wir...“
    Signore Pferdegebiß reagierte ohne
Warnung. Es war unfair und hinterhältig. Und offensichtlich geplant und
beabsichtigt. Blitzartig schlug er mit dem Ellbogen hinter sich.
    Tim stand zu dicht, um auszuweichen.
    Lediglich die Bauchmuskeln konnte er
anspannen im letzten Bruchteil der Sekunde.
    Aber der heimtückische Stoß traf ihn
voll auf der Magengrube. Der Schmerz lähmte. Tim taumelte zurück und krümmte
sich zusammen. Für einen Moment schien sich der Schmerz mit langen Krallen an
den Schlüsselbeinen festzuhaken. Er hörte, wie Gaby aufschrie. Dann erhielt er
einen Tritt in die Kehrseite. Nein, es war kein Tritt. Er saß auf dem Boden.
Der Schmerz hatte ihm die Beine weggezogen wie Strohhalme.
    Beide Arme vor den Leib gepreßt, hob er
den Kopf.
    Signore Pferdegebiß stand vor ihm,
grätschte die Beine und grinste. Jetzt grinste er tatsächlich. Ein Gorilla
hätte ihn um seine Beißer beneidet.
    „Na, wie schmeckt dir das, du Flasche?“
erkundigte er sich in fehlerfreiem Deutsch.
    Dann hob er den Fuß, um Tim ins Gesicht
zu treten.

18. Bittere Reue
     
    Etwa zur gleichen Zeit lenkte Massimo
Alvaro seinen Lancia durch das Tor des Lagers, hielt auf dem Platz zwischen den
Gebäuden und schaltete den Motor aus.
    Peter Weineackel lag auf den Rücksitzen
und hatte es nicht gewagt, sich zu rühren.
    Als er jetzt ins Freie gezerrt wurde,
sah er, daß ihn Narbengesicht nicht nach Hause brachte, in die Via Aurelio,
sondern an einen unbekannten Ort.
    War das ein Bauernhof? Oder so was
ähnliches? Die Gebäude sahen wie Ställe aus.
    Es war bedrückend still.
    Peter wurde von Alvaro am Arm gepackt
und in eins der Wohnhäuser geführt.
    Es war der Raum, in dem die
Kindersklaven das sogenannte Gegengift erhielten. Nebenan murmelten

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