Bombe im Bikini
»Daß
alles so gekommen ist, daran hast natürlich du schuld .«
»Ich?«
»Wenn dein Freund nicht
herausgefunden hätte, daß ich hier wohne, und wenn sein Freund nicht gerade
einen guten Privatdetektiv gebraucht hätte, und wenn überhaupt sein Freund —
ich meine jetzt den ersten, von dem ich sprach — mich nicht um Hilfe
gebeten...«
»Mavis!«
Ich musterte ihn kalt. »Wenn du
mich ständig unterbrichst, hat es wohl wenig Sinn, dir die Story zu erzählen.
Dann kann ich mich auch gleich schuldig bekennen und mich in der nächsten Arena
hinrichten lassen — oder wo sonst man Mörderinnen in Mexiko liquidiert .«
Johnny preßte eine Hand vor die
Stirn. »Und ich Roß«, murmelte er, »habe mich aus freien Stücken in diese Sache
eingelassen .«
»Soll ich fortfahren ?« fragte ich ihn. »Oder soll ich die Polizei anrufen und
mich stellen ?«
»Nur ein paar Fragen, Mavis,
ehe du weiterredest«, sagte er. »Nenn sie doch beim Namen. Das macht alles so
viel einfacher. Und fang bitte noch mal von vorn an. Mein Freund — wer ist das ?«
»Luis Salazar natürlich«,
erwiderte ich. »Du scheinst kein sehr verläßlicher Freund zu sein, wenn du nicht mal die Namen deiner Freunde behältst. Ich kann mich
sogar noch entsinnen, wie meine Freundin in der Volksschule hieß !«
Johnny entzündete am Stummel
der alten eine neue Zigarette und sah mich an. »Bis vor einem Augenblick habe
ich noch nie im Leben von einem Luis Salazar gehört .«
»Aber das ist doch lächerlich,
Johnny. Er ist ein alter Freund von dir, er hat es mir ja selbst erzählt. Dein
Gedächtnis muß gelitten haben. Und überdies kennt jedes Kind Luis Salazar, er
ist Mexikos berühmtester Stierkämpfer .«
»Bitte, Mavis«, sagte er, »so
glaub mir doch: Salazar muß dich belogen haben. Ich habe ihn noch nie im Leben
gesehen. Und Mexikos berühmtesten Stierkämpfer würde ich selbst dann nicht
erkennen, wenn er mir seinen Umhang um die Nase wirbelte .«
»Jetzt weiß ich wirklich nicht
mehr, was ich sagen soll«, meinte ich. »Aber wenn ich an den dummen Verdacht
denke, den dieser Rafael Vega gegen mich hegt...«
»Vega!« Johnny schrak hoch.
»Den Namen habe ich schon gehört. Das ist der Chef der hiesigen Geheimpolizei !«
»Stimmt«, sagte ich. »Er trägt Tag
und Nacht eine dunkle Brille .«
»Der >Schwarze Tod<«,
murmelte Johnny.
»Aber irgendwie ist er auch
wieder ganz nett«, fügte ich hinzu.
»Ganz nett!« Johnny schüttelte
sich. »Er ist ein Tückebold von Fallensteller und in
vier Kontinenten berüchtigt für seine feste Überzeugung, daß der einfachste
Weg, zwei verschiedene Meinungen auf einen Nenner zu bringen, ein Genickschuß ist .«
»Von seinem Ruf als Polizist
weiß ich nichts«, sagte ich. »Ich weiß nur, daß er mir das Leben gerettet hat;
doch seither geht er ausgesprochen unsanft mit mir um .«
»Eine völlig normale Reaktion«,
sagte Johnny. »Er ist sich selber böse, daß er sich die Mühe gemacht hat .«
Ich ging zum Telefon und
bestellte eine neue Flasche Rye , Eis und zwei Gläser.
Dann ließ ich mich wieder im Sessel nieder.
»Willst du dir jetzt die Story
anhören ?« fragte ich.
Er nickte. »Gewiß. Im Anfang
also war Luis Salazar, der beste Stierkämpfer Mexikos. Und er hat dir erzählt,
er sei auch der beste Freund Johnny Rios — und er bat dich, einem anderen
Freund zu helfen .«
»Juan Gonzales«, sagte ich.
»Ebenfalls Stierkämpfer.«
»Der zweitbeste von Mexiko?«
»Johnny! Wie hast du das
erraten ?«
»Ich kann Gedanken lesen«,
knurrte er. »Weiter.«
Also erzählte ich ihm den Rest,
alles genauso, wie es passiert war. Einmal unterbrach mich der Kellner, ein
zweites Mal Johnny, der die Gläser füllte, aber schließlich kam ich doch zu
Ende, indem ich ihm noch von Lola Smart und ihrer unerfreulichen Absicht
berichtete, in » Sneak « über mich zu schreiben.
Und da saß er nun bei seinem
dritten Glas und mit einem leicht glasigen Ausdruck in den Augen. »Mavis«,
sagte er, als habe er einen Kloß im Hals, »das kann auch nur dir passieren .«
»Sicher«, sagte ich. »Aber was
ist die Lösung ?«
»Die Lösung?«
»Wer war es? Wer hat Gonzales
und Pepe umgebracht? Wer hat im Flughafen den Geldkoffer gestohlen und den
anderen dort deponiert? Und wieso wollte Don Alfredo mich ermorden lassen — und
ist seine Tochter Conchita dieselbe Conchita, der ich laut Gonzales das Geld
übergeben sollte ?«
Er seufzte. »Es wird ein
Weilchen dauern, bis ich dir all diese Fragen beantworten
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