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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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bei all dem Klimbim lieber wieder auf die Fahrbahn. Mit der Zeit nimmt die Zahl der Radfahrer etwas ab, die Straßen werden breiter, die Häuser größer und moderner. Dann bremst der Wagen plötzlich scharf ab und der Fahrer zeigt auf ein stattliches, neues Gebäude, ganz im europäischen neuzeitlichen Business-Baustil, mit viel Glas und Sichtbeton. Die Einfahrt zum Innenhof ist mit einer Schranke versperrt, an der Pforte sieht er die Namen mehrerer bekannter, deutscher Unternehmen. Unbekannt war Leon bisher in der Aufzählung lediglich ›DigDat‹, doch genau da will er hin.
    Er weist seinen Fahrer schnell an, auf der Straße weiterzufahren, lässt ihn wenden und auf der gegenüberliegenden Straßenseite parken.
    Leon steigt aus und spaziert zum Eingang des Industrieparks. Niemand hält ihn auf. Er geht in den Innenhof, zu einer großen Glastür, neben der nochmals der Schriftzug ›DigDat‹ in großen, goldenen Buchstaben auf einem dunklen Granitstein zu lesen ist.
    Unschlüssig bleibt er stehen, schaut an dem Gebäude hoch, geht zu seinem Taxi zurück. Er bittet den Fahrer, auf jeden Fall zu warten, zeigt ihm einen 50-Euro-Schein und bucht ihn damit für den ganzen Tag.
    Langsam schlendert er wieder zurück zu dem Firmeneingang. Er ist sich über sein Vorgehen noch nicht ganz im Klaren. Soll er in der Firma vorsprechen und diesen ominösen Herrn Otto aufsuchen? Oder warten, bis einige Mitarbeiter aus der Firma kommen und sich an diese wenden?
    Während er hin und her überlegt, öffnet sich die Tür des Bürohauses, einige junge Vietnamesen strömen heraus. Leon betrachtet sie, aber sie sehen für ihn alle gleich aus, er findet, sie gleichen jungen Chinesen, die in Deutschland studieren.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt plötzlich unvermittelt einer der jungen Männer, der sich aus dem Pulk gelöst hat.
    Leon lacht: »Wo kann man hier ein Bier trinken?«
    »Ein Bier?«, wiederholt der junge Vietnamese überrascht, »hier jedenfalls nicht.«
    »Dann woanders. Trinken wir ein Bier, ich lade dich ein.«
    Der Vietnamese schaut noch verblüffter, lacht allerdings breit und sagt: »Ich habe in München studiert, ja mei, ihr Deutschen.«
    »Auf geht´s, komm, trinken wir ein Bier auf München«, beharrt Leon und schiebt den jungen Mann aus dem Areal der DigDat-Firma.
    Sie steigen in das Taxi, der Vietnamese weist dem Fahrer den Weg, vor einer Straßenbar halten sie an.
    »Ich heiße Viet«, sagt er.
    »Ich, Leon.« Daraufhin prosten sie sich zu.
    Leon fragt Viet aus, was er macht, was die Firma produziert und wer dieser Herr Otto ist.
    »Björn Otto ist ein ganz reicher Mann«, antwortet Viet mit viel Ehrfurcht, »aber er zahlt ganz schlecht«, schnaubt er.
    »Vielleicht ist er deshalb so reich«, sinniert Leon, doch Viet widerspricht.
    »Nein, der macht viel Geld mit ganz vielen deutschen Firmen.« Viet zählt sie alle auf, für Leon klingt es wie das Who is Who der Nobelbranchen.
    »Was macht Björn Otto sonst? Wo kommt er her?«
    »Aus der DDR«, lacht Viet, »wie ich auch, ich habe zuerst in Leipzig studiert, nach der Wende habe ich noch einige Semester in München angehängt.«
    »Und Otto?«, bleibt Leon bei seinem Thema.
    »Mr Otto war in Berlin, ich glaube, der war bei der Polizei. Aber er war wohl schon zu DDR-Zeiten hier in Vietnam, er hat sehr gute Beziehungen in das Wirtschaftsministerium.«
    Leon ordert das zweite Bier und schlägt vor, etwas zu essen. Der Taxifahrer und Viet stimmen sofort zu und bestellen bei dem Barkeeper hinter der Theke. Leon schaut sie fragend an.
    »Hund haben wir nicht bestellt«, scherzt Viet, »nur ein bisschen Oktopus in Fischsoße, schmeckt gut.«
    »Hund?«, zeigt sich Leon neugierig, »gibt es das hier?«
    »Hier in diesem Lokal nicht«, entschuldigt sich Viet, »aber wenn du willst, zeige ich dir, wo.«
    Leon denkt an Senta und ihre fetten Rippen und winkt lieber ab. »Warum glaubst du, dass Otto gute Beziehungen zum Ministerium hat?«, insistiert er.
    Viet schaut Leon kritisch an und blickt sich daraufhin im Lokal um. Er spricht kurz zwei Sätze auf vietnamesisch mit dem Taxifahrer, um danach zu lachen und unbedarft weiterzuplappern: »Ich sehe, was er zum Teil für Besuch bekommt, das sind alles hohe Funktionäre. Er hat im obersten Stock eine Abteilung sitzen, die arbeitet nicht mit uns zusammen, die arbeiten für die Ministerien, aber da haben wir keinen Zugang.«
    Leon bestellt ein weiteres Bier, redet mit Viet kurz über Lokale, in denen Hundefleisch serviert wird.

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