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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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zu Stengele.
    Zum Trotz schenkte er dem Jungen später eine Geige, und der Kerl ging daraufhin regelmäßig in seine Musikstunden. Herbert machte dies mächtig stolz, warum, weiß er heute.
    »Mr Bakaii war bei mir im Office. Der Deal ist perfekt«, reißt Otto ihn aus seinen Erinnerungen und klopft Herbert grob auf die Schulter, »du hast es geschafft, die Chinesen wollen dich kennenlernen, wir haben verkauft, mitsamt dir, mein Junge!«
    Dieser sächselnde Björn Otto ist Herbert Stengele zuwider. Er mag seine Art nicht und vor allem hasst er seinen Mundgeruch. Am liebsten würde er sofort aus diesem Haus verschwinden. Allerdings ist Markus für solche Gedanken nicht zugänglich. Herbert hatte den Tag über immer wieder versucht, unter vier Augen mit ihm zu reden. Doch Iris steht meist neben Markus, sie achtet auf beide wie eine Gefängnisaufseherin. Er will hier raus, aber nicht mehr ohne seinen Sohn!
    »Komm, stoß mit mir an! Ich bin jetzt dein Manager und du kommst groß raus«, feixt Björn Otto, »du bist der Darth Vader im Krieg der Sterne.«
    Herbert Stengele zögert. Er will das Glas nicht nehmen, doch er spürt, dass er mit diesem Menschen anstoßen sollte. Er sitzt mit ihm allein in dem großen Wohnraum, Markus und Ines sind in ihrem Zimmer.
    Otto scheint die Gedanken Stengeles zu erraten, er grient: »Lass mal, Ines muss dein Söhnchen noch in einiges einführen.« Auf einmal brüllt er laut los: »Oder er in sie!«
    Herbert Stengeles Augen werden dunkel. Wie immer in Stresssituationen beginnen sie zu flattern. Schließlich hat er sich nicht mehr unter Kontrolle, er greift nach dem gefüllten Sektglas und schüttet es Björn Otto ins Gesicht.
    Otto hält mit seinem überheblichen Lachen kurz inne, schaut Herbert irritiert an, wischt mit dem Ärmel den Sekt aus seinem Gesicht und fährt zynisch fort: »Wenn du willst, bumst die auch dich.«
    Herbert Stengele wendet sich ab, er weiß nicht, wohin mit sich, weiß nicht, was er tun könnte, es zerreißt ihn fast, da ertönt die ehemalige Nationalhymne der DDR.
    Gut gelaunt greift Björn Otto zu seinem Handy und ruft: »Pronto«, in sein Gerät, um kurz darauf wieder zu lachen. »Oh, Mr Yes, please«, prustet er erneut, »kommen Sie doch vorbei.«
    Er lauscht kurz und weist den Anrufer an: »Nehmen Sie ein Taxi, ich wohne in Phu My Hung, das liegt im siebten Distrikt.« Daraufhin gibt er seine genaue Adresse durch, legt auf und ruft nach der jungen Frau, die er in der Küche beschäftigt hat.
    »Wir bekommen Besuch. Mach mal was zu futtern für fünf Personen in einer Stunde – und stell Bier kalt!«
    Herbert Stengele löst sich langsam aus seiner Starre, schaut Otto interessiert an und fragt sich, wen er wohl eingeladen hat. Allerdings würde er sich eher auf die Zunge beißen, als diesen Widerling zu fragen.
    Da tönt Ottos Ruf durchs Haus: »Ines! Wir bekommen Besuch, Herr Stocks kommt in einer Stunde, macht euch fertig.«
     
    Leon sitzt ratlos im Taxi neben seinem schnarchenden Fahrer und überlegt, was er tun könnte. Sein schlechtes Gewissen rät ihm zu einem weiteren Versuch, in Taisersdorf anzurufen. Doch wieder springt nur der Anrufbeantworter an.
    Leon entschließt sich diesmal, eine Nachricht zu hinterlassen, in der er Lena um einen Rückruf bittet. Er will ihre Absolution: »Hey, Lena«, beginnt er cool, »ich bin’s.« Bricht wieder ab und räuspert sich, schielt auf den schlafenden Fahrer, obwohl der ihn sowieso nicht verstehen würde, und raspelt Süßholz. »Bitte, ruf mich kurz zurück«, bettelt er schließlich, »ich will deine Stimme hören, du musst mich verstehen, ich habe solche Sehnsucht nach dir, aber ich konnte nicht anders, ich muss wissen, wo Stengele ist.« Dann legt er auf.
    Er hätte ohnehin nicht weiterreden können, denn baff sperrt er Augen und Mund auf: Er traut seinen Augen nicht, das Warten hat sich gelohnt, wow! Aus einem Taxi vor seiner Nase steigt mitten in Ho-Chi-Minh-Stadt dieser gelackte Holger Stocks, der deutsch-schweizerische Waffenhändler.
    Leon stiert ihm nach, verfolgt, wie der Mann in die Villa von Björn Otto eingelassen wird, und ist vollkommen perplex. Er hat noch in den Ohren, wie Ines in Stengeles Wohnung deutlich die Chinesen als Interessenten der Patente genannt hat. Aber Stocks? Der will doch an die Iraner verkaufen!
    Jetzt versteht er gar nichts mehr.
    Leon tippt eine Nummer in sein Handy und hört auch schon die Stimme des Kommissars. »Herr Dold, ja bitte, was gibt es Neues?«
    »Herr Sibold, so

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