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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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von dem oder den Mördern keine Spur. Nichts, gar nichts, außer dass wir wissen, mit welcher Waffe Kluge ermordet wurde, und dass alle Spuren auf ehemalige Stasimitarbeiter deuten!«
    »Und nun? Die Bootsexplosion?«, bohrt Leon neugierig weiter.
    Sibold kratzt sich mit der linken Hand an seinem Bartgestrüpp, mit der rechten zieht er die Angelrute wieder flussaufwärts. »Tja, ich bin nicht mehr in der Sonderkommission. Seit die Hinweise sich verdichten, dass ehemalige Stasimitarbeiter den Mord begangen haben, und es offensichtlich ist, dass internationale Waffenschieber dahinterstehen, hat sich der Staatsschutz und das BKA den Fall unter den Nagel gerissen. Sie wissen doch: Ich gehöre zu den Indianern.«
    »Sehen die Häuptlinge des Staatsschutzes oder des BKA eine Verbindung zur Motorbootexplosion bei Uttwil?«
    »Wohl kaum«, grübelt der Kommissar, »soviel ich höre, geht man bisher von einem Unfall aus. Blitzschlag ist die einfachste Erklärung, und viel zu ermitteln fanden die Brand-Experten bisher nicht.«
    »Morgen wird Schwanke diesem Herrn Stocks das Schmiergeld übergeben. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
    »Lieber Herr Dold«, setzt Sibold an, und Leon erkennt am Tonfall, dass er nun wieder eine Lektion von dem Kommissar verpasst bekommt. »Angeln ist nicht Ihr Fachgebiet, die Welt der Geheimdienste ist es offensichtlich ebenso wenig und von Staatsrecht haben Sie auch keinen blassen Schimmer. Sie können froh sein, dass Sie Journalist sind, so können Sie überall ein bisschen mitreden, müssen aber von nichts richtig Ahnung haben.«
    »Ich weiß, dass Stocks ein Waffenschieber ist, und ich weiß, dass er mit Schmiergeldern in Berlin Politiker zu bestechen versucht. Und ich weiß: Diesem Hinweis hat die Polizei nachzugehen.«
    »Ha, schon wieder nur fast richtig!«, erwidert der Kommissar gelassen. »Ich habe Ihnen doch schon am Telefon gesagt: Gehen Sie zu meinen Kollegen in Friedrichshafen. In der Sonderkommission wird man sich um Ihre Erkenntnisse kümmern, dafür wurde diese Stelle extra eingerichtet, und Ihre Aufgabe als Bürger ist es jetzt, sich dort zu melden und Ihre sachdienlichen Hinweise vorzubringen!«
    »Und Sie?«, zischt Leon plötzlich aggressiv, »Sie, Herr Kommissar, was ist Ihre Aufgabe?«
    »Ich werde mich um das Motorboot kümmern«, zwinkert er Leon vergnügt zu, und zieht nebenbei erneut seine Angelrute mit dem auf dem Wasser tanzenden, rot schimmernden Schwimmer flussaufwärts, »ich habe da so einen vagen Tipp bekommen, dass das Motorboot gestern Abend gar nicht von einem Blitz getroffen wurde, sondern vielleicht Fremdeinwirkung die Explosion auslöste. Dieser Sache hat die Polizei auf der untersten Behördenebene nachzugehen, zu der ich mich, wie Sie wissen, zähle.«
    »Danke«, strahlt Leon, »ich wusste, Herr Kommissar, dass Sie sich der Sache annehmen. Aber was machen wir mit diesem Mr Stocks aus Zug?«
    »Wir?«, der Kommissar schnauft, »Sie gar nichts. Mann, Dold! Ich werde mit den Herren vom BKA reden, aber glauben Sie mir, die entscheiden selbst, was sie hören wollen und was nicht. Manchmal machen die auch einen auf taub, denen sind doch genauso die Hände gebunden.« Nur kurz schaut der Kommissar bei seinen Worten kurz mal zu Leon auf, dreht sich wieder mürrisch ab, zieht erneut an seiner Angel und brummelt etwas für Leon Unverständliches vor sich hin.
    Leon steht der Schweiß auf der Stirn, mit der flachen Hand wischt er ihn weg. Er wundert sich, wie dieser rundliche, dicke Mann in seiner Jacke unbeirrt in der sengenden Hitze den ganzen Tag an dem Bach stehen kann.
    Der Kommissar bemerkt Leons skeptischen Blick. »Ich wüsste nicht, wo um alles in der Welt es ruhiger ist als hier«, bemerkt er trocken, dreht sich doch nochmal zu Leon um und sagt scharf: »Glauben Sie mir, dieser Stocks ist Ihnen eine Nummer zu groß, mir auch, da müssen wir uns mit dem BKA absprechen, verstanden?«
    »Schon gut, ich habe ja auch anderes zu tun, versprochen«, erwidert Leon mit einem Lächeln um die Lippen, »morgen drehe ich für meine Dokumentation.« Sein Lächeln wird immer breiter. »Am Nachmittag wird das neue Dornier-Museum eingeweiht, da sind sie alle versammelt: Die ganze Familie, sicher auch Gunther Schwanke, Markus Kluge – und wer weiß, vielleicht auch ein gewisser Herr Stocks?«
    »Ich rate Ihnen ernsthaft, halten Sie sich da raus!«
    Leon winkt im Gehen dem Kommissar noch kurz zu, sieht, wie er wieder konzentriert an seiner Angelrute zupft und sich seinen Hut

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