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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Schütz
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damit ich meine Ruhe habe. Also, kommen Sie zur Sache.«
    »Haben Sie von der Motorbootexplosion gestern Abend gehört?«
    »Ja«, knurrt Sibold unversöhnlich.
    »Und?«
    »Was und? Ich dachte, Sie wollten mir etwas erzählen?«
    Leon schaut den Kommissar kritisch von der Seite an. Er weiß, dass er der einzige Polizeibeamte ist, dem er erzählen kann, was er gestern Abend gesehen und gehört hat. Er hat zu dem Dicken Vertrauen. Wann immer er mit ihm zu tun hatte, war er ehrlich, wenn auch verschlossen. Nur bei ihm ist er sicher, dass er sich nichts von seinen Vorgesetzten sagen lässt und gelegentlich zu unkonventionellen Wegen bereit ist. Deshalb erzählt er der Reihe nach, was er erlebt hat: Dass Markus Kluge von dem Motorboot wegfuhr, bevor es explodierte, dass er Kluge, Schwanke und diesen Herrn Stocks belauschte und dass er vermutet, dass auf dem Seegrund seit gestern Abend die Iraner schlummern, mit denen Markus Kluge zuvor den ominösen Teleskop-Deal abgesprochen hatte.
    Zum Ende seines Berichts denkt Leon, ihm stünden zum Ausgleich nun auch einige Informationen vonseiten des Kommissars zu, deshalb geht er ihn direkt an: »Die Explosion des Motorbootes, das war ausgeklügelte Arbeit. Auch der Mord Kluges wurde professionell ausgeführt, eine Hinrichtung wie im Handbuch für Scharfrichter. Die Polizei muss doch derart einzigartige, kriminelle Handschriften entziffern können?«
    »So? Muss sie?«
    »Kopfschuss! Ist das typisch für die Mafia? Oder für Waffenschieber?«
    »Beides«, lässt sich Sibold entlocken, »die Hinweise deuten aber auf die Stasi.«
    »Ach«, lacht Leon, »jetzt muss der alte Mielke herhalten, ich denke, diese Zeit ist längst vorbei.«
    »Vom Fischen verstehen Sie nicht viel. Die Welt der Geheimdienste scheint aber auch nicht Ihr Fachgebiet zu sein.«
    »Warum denn bitte Stasi? Was haben die alten Ost-Nasen mit dem toten Kluge oder gar dem Waffenhandel von heute zu tun?«
    »Fakt ist, wie Sie schon selbst bemerkt haben, Kluge wurde ohne Zweifel hingerichtet, davon gehen auch wir aus. Und Fakt ist auch, dass die Mordwaffe eine Makarow ist. Sowjetisches Modell, Neun-Millimeter-Projektil, an der Slipanlage haben wir die Patrone mit einer Munitionssonde gefunden.«
    »Und nur, weil die Waffe ein sowjetisches Modell ist, glauben sie gleich an die Stasi?«
    »Ich bin nicht Mitglied der Katholischen Kirche. Wir glauben bei der Polizei grundsätzlich nicht, wir ermitteln. Und Tatsache ist, dass die Makarow die Dienstwaffe der Stasi und der Nahschuss in den Hinterkopf die übliche Tötungsart des Staatssicherheitsdienstes war.«
    »Aber da es die DDR nicht mehr gibt, gibt es auch ihren Staatssicherheitsdienst nicht mehr, oder?«
    »Als Staatssicherheitsdienst wohl kaum, aber was glauben Sie, tun denn die vielen ehemaligen Mitarbeiter heute? Von was leben sie?«
    »Ja, wohl kaum mehr von ihrem Job als Bedienstete der DDR.«
    »Gelernt ist gelernt, das Handwerk der Spione ist gefragt, und wir haben denen doch gesagt, sie sollen sich Arbeit auf dem freien Markt suchen«, lacht der Kommissar, schiebt sich seinen Hut ins Genick und schaut Leon schelmisch an.
    »Sie hätten zur Treuhand gehen sollen, die Privatisierung war deren Job«, gibt sich Leon geschlagen, »aber Ihre Theorie gibt keine Antworten, sondern wirft neue Fragen auf: Denn nehmen wir einmal an, ehemalige Stasimitarbeiter haben Kluge im Auftrag irgendeines Unbekannten ermordet, weil er ihm das Know-how des Superteleskops nicht verkauft hat. Die Iraner flogen in die Luft, weil sie es kaufen wollten. Da frage ich mich, wie gestern Abend auch Markus Kluge: Warum die Morde? Warum kaufen die Auftraggeber nicht einfach?«
    »Ich denke, Ihr Herr Stocks hat die Antwort schon gegeben: 20 Millionen, das ist kein Pappenstiel. Die ehemaligen Stasiagenten arbeiten da billiger.«
    »Verstehe ich trotzdem nicht. Kluge wurde ermordet, weil er verkaufen wollte. Die Iraner, weil sie kaufen wollten. Was wollen denn nun die Auftraggeber der Morde?«
    »Na, selbst haben!«, lacht Sibold.
    »Aber Schwanke will ja verkaufen?«
    »Wie ich schon sagte, vielleicht will derjenige gar nicht kaufen, vielleicht will er nicht so viel hinblättern«, beharrt Sibold auf seiner Theorie, »glauben Sie mir, wir waren nicht untätig. Wir wissen, dass Matthias Kluge immer wieder Waffen in die arabischen Länder verkauft hat. Wir wissen, dass dieses Teleskop nicht allein zum Sternedeuten taugt, sondern sicherlich eine überaus interessante Strahlenwaffe ist. Aber wir haben

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