Bombenspiel
der Doc dachte mit Grausen an das nunmehr alles entscheidende Oktoberspiel gegen Russland, als er zurück in die Kabine ging.
Montag, 31. August 2009, Durban - Noch 283 Tage
Der Sicherheitsingenieur uThembani war Henning Fries vom ersten Tage an unsympathisch gewesen. Sein Sicherheitssystem hatte Mängel, doch war er offensichtlich beim Lead Construction Inspector zu gut angesehen, um Konsequenzen befürchten zu müssen.
Henning war sich sicher, dass Mthetwa es war, der sich mithilfe von Raghunandan Rajah Zugang zu seinem PC verschafft hatte, um an das Passwort für seine Dateien zu gelangen. Aber er konnte nichts beweisen.
Henning Fries nahm sich vor, den Zulu künftig noch besser im Auge zu behalten und seinen Bereich, so gut es ging, vor ihm abzuschotten. Zunächst hatte daran gedacht, an seinem Container die Schlösser austauschen lassen. Da Mthetwa jedoch von allen Schlössern die elektronischen Schlüsselkarten verwahrte und die Codierung vornahm, ließ er den Plan wieder fallen.
Henning versah seinen Laptop mit zusätzlichen Sicherungen, obwohl ihm klar war, dass es für einen Computerspezialisten wie Raghunandan Rajah eine Kleinigkeit wäre, seine Zugangsverschlüsselungen zu knacken. Außerdem hatte er von außen Zugriff auf fast alle Programme und Fries ahnte, dass Raghu seinen PC auch ohne seine Einwilligung fernsteuern konnte.
Sein Versuch, eine kleine Kamera zu installieren, die den Container während seiner Abwesenheit abfilmte, wurde von dem Sicherheitsbeauftragten mit der Begründung unterbunden, dass es an sämtlichen relevanten Stellen der Baustelle Überwachungskameras gab, die zeit- und flächendeckend alle Bewegungen dokumentierten. Private Zusatzinstallationen waren aus Sicherheitsgründen nicht gestattet.
uThembani Mthetwa hatte auf einem seiner offiziellen Rundgänge auch den zigarettenschachtelgroßen Rekorder entdeckt, den Fries zwischen den Akten versteckt hatte, und ihn daraufhin zu einem Gespräch gebeten. Fries war nichts Besseres eingefallen, als von Ratten zu erzählen, deren Spuren im Container ihm aufgefallen seien und deren Anwesenheit er mit dem Kamerarekorder oder dem Aufnahmegerät nachzuweisen hoffe. Mthetwa hatte ihm daraufhin eine Packung Rattengift gebracht und eine Falle aufgestellt.
Verzweifelt schärfte Henning dem Boss der Wachmannschaft ein, bei den Kontrollgängen ein besonderes Augenmerk auf seinen Container zu werfen. Doch war er sich sicher, dass uThembani Mthetwa auch davon erfuhr.
Für die nächsten Tage würde es ihn ohnehin nicht interessieren, denn jetzt flog er erstmal nach Kapstadt.
Mittwoch, 9. September 2009, Hannover - Noch 274 Tage
Mit Mario Gómez und Robert Enke hatte der deutsche Mannschaftsarzt gleich zwei Patienten vor dem Rückspiel gegen Aserbaidschan. Mario Gómez hatte vier Tage zuvor wegen Beschwerden im rechten Knie das Training abgebrochen. Die von Doc Fox daraufhin angeordnete Kernspintomografie hatte ergeben, dass weder Bruch noch Bänderriss vorlag. Während Gómez’ Gesundheitszustand sich über Nacht deutlich verbessert hatte und kein schwerwiegender Schaden nachzuweisen war, gab der rätselhafte Infekt des Nationalkeepers Anlass zur Sorge. Ihn hatte Jogi Löw vorsorglich vom Trainingslager im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen befreit. Zwei Tage vor dem Spiel hatte der Deutsche Fußball-Bund dann offiziell den Ausfall des achtmaligen Nationalkeepers mitgeteilt.
Das Spiel gegen Aserbaidschan in der AWD-Arena zu Hannover verlief souverän, wenn auch die erste Halbzeit mit nur einem Tor durch Ballack den deutschen Fans eher fad erschien. René Adler vereitelte den Gästen in der 38. Minute den Ausgleich, zweimal Klose und einmal Podolski sorgten schließlich für den Endstand von 4:0.
Damit stand nun fest, dass es am 10. Oktober in Moskau tatsächlich zum ›Endspiel‹ gegen Russland kommen würde, denn die Schützlinge von Cheftrainer Guus Hiddink hatten am selben Abend gegen Wales ebenfalls gewonnen.
Einen Tag nach dem Sieg der Deutschen über Aserbaidschan holte sich die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft zum fünften Mal in Folge den Europameistertitel. Mit 6:2 Toren im Spiel gegen England ging dieses Ergebnis als höchster EM-Finalsieg in die Fußballgeschichte ein.
Vielleicht sollte ich auf meine alten Tage doch noch die Mannschaft wechseln, dachte Doc Fox erneut bei sich.
Sonntag, 4. Oktober 2009, Kapstadt - Noch 249 Tage
Der junge Ingenieur und seine Geliebte bummelten über die
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