Bombenspiel
berühmte Victoria & Alfred Waterfront in Kapstadt. Der weiße Mann und die kupferfarbene Schönheit an seiner Seite fielen nicht auf im Gedränge der Einheimischen und Touristen, darunter zahlreiche Liebespaare aus aller Welt.
Hier, in der Tafelbucht, wo 1605 die ersten Schiffe der niederländischen Vereinigten Ostindischen Kompanie vor Anker gegangen waren, hatte man im 19. Jahrhundert geschützte Hafenbecken errichtet, und heute galt das restaurierte Werftviertel als eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt am Fuße des Tafelbergs.
Der besondere Reiz dieser alten Hafenanlage besteht in ihrer Mischung aus Alt und Neu, und aus der Kombination von malerischen Restaurants für die Touristen und lebendiger Seefahrt. Fasziniert schlenderten die beiden eng umschlungen an den Docks entlang, vorbei an farbenprächtigen Kuttern, beobachteten, wie zwei alte Kähne über einen Kanal in das hintere Hafenbecken geschleppt wurden, spazierten danach über die Schwenkbrücke zum Marktplatz, am achteckigen roten Clock Tower vorbei, der zu den ältesten Gebäuden im Hafen zählt.
Gleich gegenüber grüßten Gallionsfiguren alter Segelschiffe statt moderner Kunst vor dem hellblauen zweigiebeligen Port Captain’s Building, daneben zeigten Wegweiser mit Kilometermarken Entfernungen und Richtungen der größten Städte in aller Welt an und machten Kapstadt für den Betrachter zum Mittelpunkt der Erde.
Den Nachmittag hatten die beiden Verliebten, da der Himmel bewölkt war und der Tafelberg sich unter seinem berühmten Tischtuch versteckt hatte, zum Besuch des botanischen Gartens Kirstenbosch genutzt. Die Kirstenbosch Botanical Gardens waren 1913 an den Südosthängen des Tafelbergs angelegt worden, hier stand noch ein Teil jener Bittermandelhecke, die der erste Kap-Gouverneur Jan van Riebeeck 1660 zum Schutz vor den Hottentotten angepflanzt hatte.
Auf dem über 500 Hektar großen Gelände fanden sich all die vielen landestypischen Fynbos-Arten. Protea und Erika zählten zu den berühmtesten Vertretern dieser Pflanzengruppe, aber auch Gänseblümchen, Lilien und Iris sowie Geranien; daneben leuchteten die gelben Strelizien in der Sonne, die knallrot blühenden Korallenbäume, federblättrige Palmen und intensiv grüne Akazien. Malachitnektarvögel und andere Kolibriarten schwirrten zwischen den Blüten umher, auch Drongoschnäpper, Hagedaschs und Perlhühner fühlten sich hier wohl.
»Fynbos bezeichnet allgemein den feinen Busch , eben die niedrigen Büsche mit kleinen Blättern, deren Vielfalt mit 8.500 Arten am Kap am größten ist«, erklärte der Ingenieur seiner Begleiterin. Er hatte große Lust verspürt, sie einfach zwischen den farbenfrohen blühenden Büschen auf die Wiese zu betten und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, doch wussten beide, dass derartig freizügige Liebesspiele in der Öffentlichkeit riskant waren und beließen es bei heißen Streicheleinheiten auf einer der versteckten Bänke unter Schatten spendenden Palmen.
»Wie wär’s noch mit einem Abstecher nach Stellenbosch?«, hatte die dunkle Schönheit ihren Lover gefragt. »Wir haben noch Zeit. Wir können nicht zu mir, bevor mein Mann zum Flughafen fährt.«
Groot Constantia. Hier lag Südafrikas ältestes Weinanbaugebiet und eines der nobelsten Wohnviertel Kapstadts. Bis an die Flanken der Berge reichten die Weinflächen, Reben in Reih und Glied, soweit das Auge reichte; es war auffallend, dass zwischen den Rebstöcken jeweils ein paar Reihen Getreide angebaut wurden. Mit zu den schönsten Herrenhäusern der Kapprovinz gehörte das von Groot Constantia.
Im Schatten einer mächtigen alten Eichenallee spazierten sie auf das im kapholländischen Stil erbaute Haupthaus zu, vorbei an einem künstlichen Teich im Hof und den einstöckigen reetgedeckten Stallungen, in denen alte Kutschen ausgestellt waren.
Er hatte sie während der Weinprobe keine Minute aus den Augen gelassen. Er beneidete ihren Mann und fühlte etwas wie Eifersucht in sich. Es war das erste Mal, dass er sich in eine dunkelhäutige Frau verliebt hatte, und die Exotik ihres Körpers, der Duft ihrer Haut und die Zärtlichkeit ihrer fleischigen, vollen Lippen hatten ihn fasziniert. Sie bewegte sich grazil wie eine Katze, ihre Körperbeherrschung bei fast akrobatischen Stellungen im Bett hatte ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben und ihre Fantasie ihn ständig aufs Neue überrascht.
Zum Abendessen waren sie nach Kapstadt zurückgefahren, um die Zeit totzuschlagen.
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