Bombenspiel
auskosten, die Macht zu entscheiden, ob er die ausgestreckte Hand wieder zurückziehen würde.
Sein Name würde unsterblich werden, genannt in einem Atemzug mit Darwin, Le Corbusier und Robert Koch. Professor Dr. med. Samuel Strijdom, zu Zeiten der Apartheid Chefarzt im Tygerberg Hospital, dem Universitätskrankenhaus von Stellenbosch.
Davon träumte er, im Urwaldhospital von N’kuwaloobo.
Freitag, 19. Juni 2009, Durban - Noch 356 Tage
Henning Fries hatte festgestellt, dass fremde Personen seinen PC manipuliert und dabei seine ursprünglichen Pläne den geänderten Ausführungen von Abdulrahman bin Hadid angeglichen hatten. Diese waren schließlich von den Architekten aus Hamburg abgesegnet worden. Sofort hatte sich sein Verdacht gegen den Softwareadministrator Raghunandan Rajah gerichtet, der sich als Einziger Zugang zu allen Computern verschaffen konnte.
Zeitgleich waren Ausdrucke der Originalpläne aus seinen Ordnern verschwunden und er hatte Spuren gefunden, die darauf hindeuteten, dass sich während seiner Abwesenheit fremde Personen in seinem Container aufgehalten hatten.
Henning Fries hatte sich angewöhnt, wenn er den Container verließ, eine kleine leichte Perlhuhnfeder in einer bestimmten Weise auf seinem Schreibtisch zu drapieren. Eines der schmalen Oberfenster hielt er gleichzeitig gekippt. Beim leisesten Luftzug durch Öffnen der Tür musste sich die Feder bewegen und ihm so verraten, dass sich fremde Personen Zugang verschafft hatten. Er selbst musste dann nur daran denken, die Tür behutsam und vorsichtig zu öffnen, was er zunächst auch sehr bewusst tat.
Doch im Laufe der Zeit, als die Feder sich stets in derselben Position befunden hatte, wurde er nachlässiger und öffnete eines Morgens, als er auch noch zu spät auf den Bau gekommen war, die Tür so heftig, dass die Feder auf dem Boden lag. Er schrieb dies jedoch seiner Eile zu und konnte nicht ahnen, dass just in diesem Fall die Feder seinen Verdacht bestätigt hatte. Nachdem Wochen ohne besondere Vorkommnisse vergangen waren, hatte er die Feder wieder verschwinden lassen.
Allerdings ließ ihm die Sache keine Ruhe.
Mittwoch, 19. August 2009, Baku, Aserbaidschan - Noch 295 Tage
Das Tofik-Bakhramov- Stadion in Baku, Austragungsort des ersten Qualifikationsspiels der Deutschen gegen die von Berti Vogts trainierte Mannschaft von Aserbaidschan, hatte seinen Namen von einem Linienrichter, der sich bei deutschen Fußballfans nicht gerade großer Beliebtheit erfreute.
Bakhramov hatte vor über 30 Jahren im legendären Finale der Fußballweltmeisterschaft in England durch seine Entscheidung maßgeblich zur Endspielniederlage der Deutschen beigetragen. In der 101. Minute hatte Geoff Hurst damals im Londoner Wembley-Stadion den Ball an die Unterkante der Latte geschossen, von wo aus er senkrecht nach unten geprallt und schließlich vom deutschen Verteidiger Wolfgang Weber ins Aus geköpft worden war. Allerdings hatte der Schweizer Schiedsrichter nach Rücksprache mit Linienrichter Bakhramov auf Tor entschieden, was als das berühmte Wembley-Tor in die Fußballgeschichte eingegangen war und seither als Vorentscheidung für den WM-Sieg Englands gegolten hatte.
Daran dachte Doc Fox, als er die Spieler heute in das Tofik-Bakhramov- Stadion einziehen sah. Der Kapitän war an Bord, obwohl er am Vortag beim gemeinsamen Training schon nach einem kurzen Sprint wieder die Segel streichen musste. Sein Zehenbruch war zwar auskuriert, doch Michael Ballack war auf Nummer sicher gegangen. Doc Fox hatte schließlich ernste Probleme ausschließen und sehr zur Freude Jogi Löws grünes Licht für das Spiel geben können. Auch Miroslav Kloses Knochenhautentzündung war soweit überstanden, dass er am Sonntagabend die erste Trainingseinheit in Frankfurt ohne Beschwerden durchziehen konnte und Doc Fox hatte nach einer abschließenden Untersuchung keine Bedenken gegen eine Aufstellung des Stürmers. Somit fiel in Baku nur Lukas Podolski verletzungsbedingt aus, was dem Doc unmittelbar vor dem Spiel ein freundschaftlich anerkennendes Schulterklopfen des Trainers beschert hatte.
Jetzt schüttelte der erste Mannschaftsarzt allerdings den Kopf, als nach sieben Minuten der erste Torschuss des Spiels von der gegnerischen Seite aus erfolgte. Doch dann ging die deutsche Mannschaft dank Schweini in Führung und wiederholte das Szenario zehn Minuten nach der Halbzeitpause durch Klose. Dabei blieb es. 2:0 gegen Aserbaidschan.
Da hat Jogi noch zu tun –
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