Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
der Seilbahn.« Er sollte sich täuschen.
    Sie überwanden eine breite Felsnase mit schwindelerregender Aussicht auf Ozean und Küstenlinie, stiegen dann steil weiter in dem Canyon empor, der sich zum Gipfelplateau hin öffnete. Dies war die Corridor-Ravine, eine atemberaubend schöne Schlucht, überzogen von gelb blühenden Proteen, die in herrlichem Kontrast standen zu den fast weiß leuchtenden Felsnadeln und dem blauen Himmel darüber. Auf halber Höhe rasteten sie erneut hinter einem Schatten spendenden Felsblock, saßen gemütlich im Gras und genossen die Erholung nach der ersten großen Anstrengung.
    Nach einer weiteren halben Stunde steilen Aufstiegs erreichten sie endlich das Hochplateau, doch ein Blick über die von hellgrauen Felsen und dichter Vegetation geprägte Landschaft zeigte ihnen, dass der Bergrücken keineswegs – wie der Name vermuten ließ – aus einer ebenen Tafel bestand. Immer wieder wurde der zerfurchte Höhenzug von tiefen Sandsteinklüften durchschnitten, deren Flanken sich eng aneinanderreihten und aus der Ferne den Eindruck einer kompakten Felswand erweckten, die man durchqueren musste, um an das Ziel, den höchsten Punkt im Norden, zu gelangen.
    Sie ließen den Blick über die Hochebene bis hinüber zur False Bay schweifen, der falschen Bucht im Osten, die früher viele Seefahrer für die sichere Tafelbucht hielten. In der anderen Richtung grüßte in weiter Ferne die Bergstation der Seilbahn, das Ziel, von dem sie noch zahlreiche Auf- und Abstiege trennen sollten.
    Hier oben war der Kapherbst noch in leuchtenden Farben zu bewundern, lila Lilien, weiße Orchideen, violette Herbstastern, gelbe und orange Proteen, manche klein wie ein Vergissmeinnicht, manche handtellergroß und meterhoch. Durch einen ganzen Wald von Fynbos führte sie Henning, abseits des breiten Hauptpfads, in ein kleines Labyrinth aus Felsspalten, deren Boden kein Sonnenlicht erreichte.
    Diese Tranquility Cracks waren eines der am besten gehüteten Geheimnisse am Tafelberg und ohne Führer schwer zu finden. Doch Henning hatte ein sicheres Gespür für die Himmelsrichtungen und am Ende öffnete sich das Labyrinth zum Abhang des Tafelbergs hin zu einer Art natürlicher Terrasse, die einen traumhaften Blick auf die Küste von Hout Bay bis hinüber zum Signal Hill freigab.
    Sie packten ihre Brote aus, setzten sich auf die von der Sonne aufgeheizten Felsen, ließen die Beine in den Abgrund baumeln und genossen die Abgeschiedenheit. Kanonendonner hallte von den kahlen Felswänden wider und kündete vom Signal Hill die zwölfte Stunde an, wie er früher den Schiffen die Einfahrt zur Tafelbucht signalisiert hatte.
    »Ganz schön anstrengend«, meinte Kim, »ich werde beim nächsten Mal wieder auf die Seilbahn zurückgreifen.«
    »Aber da hast du weder diesen herrlichen Blick noch die Einsamkeit.«
    Kim schnurrte und lehnte sich an ihn. »Wie lange haben wir Zeit?«, flüsterte sie und knabberte an seinem Ohr.
    Henning genoss das Prickeln, das ihn durchrieselte, als ihre Zunge über seinen Hals glitt und seinen Nacken verwöhnte. Gleichzeitig spürte er ihre Hand auf seinem Oberschenkel und das leichte Kribbeln ihrer Finger, die sich wie in Zeitlupe in eine ganz bestimmte Richtung bewegten. Er schloss die Augen und keuchte leise, als ihre Hand das Ziel erreicht hatte und ihn zärtlich zu massieren begann. Dann öffnete sie den Reißverschluss und ihre Hand glitt hinein. Während ihre enge Jeans zu Boden glitt und sie sich langsam auf ihn schob, zog von Nordosten her des ›Teufels Tischtuch‹ über den Berg. Die beiden Liebenden in ihrem felsigen Versteck bemerkten es nicht.
    Etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt, wo sich die schmalen Pfade wie Wildwechsel durch die wuchernde Kapflora wanden und Felsgruppen hervorragende Versteckmöglichkeiten bildeten, wartete Bushman auf seine Opfer. Er wusste, dass es eine Vielzahl von Wegen gab, die über das zerklüftete Plateau zur Gipfelpyramide führten und hatte sich einen der erhöhten Felsen ausgesucht, von dem er mit dem Fernglas die Wanderer kommen sah. Für einen sicheren Schuss war die Distanz zu groß, doch sobald er den Weg ausgemacht hatte, auf dem sich die Gesuchten näherten, würde er sich dort auf die Lauer legen, die Waffe im Anschlag. Jetzt hielt er das Bild von Henning Fries in der linken Hand und beobachtete durchs Fernglas die Personen, die sich zwischen den Karstfelsen auf ihn zu bewegten. Es war eine größere Anzahl, sechs Männer und zwei Frauen zählte er.

Weitere Kostenlose Bücher