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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unbemanntes Fahrzeug der Reservatsverwaltung stand, lag die Vermutung nahe, dass Ranger auf Kontrollgang unterwegs waren. Eine bessere Tarnung hätte es für ihn gar nicht geben können.
    Er lebte ein spartanisches Leben, wenn er hier oben war. Er brauchte die Einsamkeit und die Stille um sich herum, wenn er sich nach seiner Arbeitsschicht im Wildlife Reserve hierher zurückzog. Und er wartete auf seinen Einsatz.
    Der Befehl kam per Funk, als er vor der Höhle kauerte und mit seinen Hanteln trainierte. Kapstadt. Tafelberg. Ein weißer Mann und eine dunkle Frau. Ein Umschlag mit allen Details und sein Honorar in einem Schließfach im Flughafen von Durban. Und er hatte noch Zeit.
    Er nahm die Hanteln wieder auf und kauerte mit ausgestreckten Armen im Sand. Er hielt das minutenlang aus. Seine Arme waren stark.
    Er würde wieder töten. Er schwitzte, fühlte das Blut in seinen Unterarmen pochen.
    Das war sein eigentliches Leben, sein Dasein.
    Die Muskeln seiner Oberarme begannen zu vibrieren. Schweiß stand in dicken Perlen auf seiner Stirn.
    Der Ranger war nur die Hülle, sein wahres Ich war der Killer.
    Die Sehnen seiner Arme traten hervor. Er fühlte das leise Zittern, das einsetzte, bevor die Kraft nachließ. Er biss sich auf die Zähne.
    Eine Tötungsmaschine.
    Der Schmerz drohte ihn zu zerreißen. Jetzt begann er zu zählen. Sein Hals schwoll an, der Nacken schien zu explodieren, sein Körper erstarrte in einem Krampf. Bei 100 ließ er die Hanteln fallen und riss sich die Wollmütze herunter. Der kahle Kopf glänzte wie ein polierter Stahlhelm in der Sonne. Seine Hände fuhren darüber, von der Stirn nach hinten ins Genick und dann seitlich wieder nach vorn, wo er nur die beiden schwarzen verkrusteten Löcher ertastete, die sich ohne Ohrmuscheln in den Schädel bohrten.
    Seine Gedanken wanderten zurück. Zu dem Tag, als er seinen Vater zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Die Gesichter der Mörder tauchten vor ihm auf. Männer, die seinen Vater aus der Hütte gezerrt hatten, als er 16 oder 17 war.
    Er hatte noch geschlafen, zusammengekauert in der Ecke, auf dem harten Boden, ohne Unterlage, ohne Decke. Neben ihm seine Schwester, Miriam, zwei Jahre jünger als er. Der Lärm hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Die Männer, die in die Hütte stürmten, hatten lange Messer in der Hand, einer sogar ein Gewehr, so viel konnte er trotz der schlechten Lichtverhältnisse erkennen.
    Draußen war die Morgendämmerung gerade angebrochen und er hörte an den Schreien, dass vor der Hütte noch mehr Männer warteten. Zu dritt oder zu viert stürzten sie sich auf ihn und seine Familie, rissen seinen Vater und ihn nach oben und zerrten sie vor die Tür. Er erkannte, während sie ihn nach draußen schoben, dass die Männer seine Mutter und Miriam an Armen und Beinen festhielten und ihnen die Nachthemden hochschoben, während sich je einer von ihnen vor sie kniete. Es war das Letzte, was er von seiner Schwester und seiner Mutter zu sehen bekam. Die Schreie der beiden Frauen gingen unter im Gejohle und den Anfeuerungsrufen der Vergewaltiger, die sich reihum über die Wehrlosen hermachten.
    Er fuhr herum, als sie ihn ins Gesicht schlugen. Er wurde gegenüber seinem Vater aufgestellt, und einer der Männer, dessen Gesicht er nie vergessen würde, und den die anderen Yongama nannten, hieb seinem Vater das Knie in den Unterleib, dass er stöhnend zu Boden sank.
    ›Los, rede, du Schwein, wer außer dir gehört noch zu den Verrätern?‹, schrie er und trat erneut zu. Aber sein Vater schwieg und schüttelte den Kopf. Das Kreischen der Frauen war in ein leises Wimmern übergegangen, übertönt vom rhythmischen Keuchen der beiden Männer, die gerade an der Reihe waren.
    ›Hörst du, was sie mit deiner Frau und deiner Tochter machen? Rede und sie hören auf!‹
    ›Schwein!‹, zischte sein Vater und bekam den nächsten Fußtritt. Der, den sie Yongama nannten, riss ihn an den Haaren nach oben und zeigte auf seinen Sohn. ›Rede, oder wir zünden den da bei lebendigem Leib an. Den Reifen, los!‹
    Der Junge stand mit vor Entsetzen geweitetem Gesicht seinem Vater gegenüber. Die Menschen, die neugierig um sie herum standen, drängten zurück, als sie den Mann mit dem Reifen eines Motorrollers näher kommen sahen. Niemand wagte einzugreifen, keiner fühlte sich verantwortlich, und doch waren sie neugierig zuzusehen, welche Strafe hier vollstreckt wurde.
    Er hörte wieder diesen einen Namen, den sie raunten, mit Furcht und Ehrfurcht in den

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