Bombenspiel
Der Gedanke, dass auch Fries sich einer Gruppe angeschlossen haben könnte, gefiel ihm nicht. Es war zwar für den Scharfschützen kein Problem, sein Opfer auch inmitten einer größeren Menschenansammlung anzuvisieren, doch waren Zeugen das Letzte, was er gebrauchen konnte.
Sein Auftrag lautete, Fries unbemerkt verschwinden zu lassen und er hatte vor, die Leiche nach dem tödlichen Schuss in einer der zahlreichen schmalen und unzugänglichen Felsspalten zu versenken, durch dichtes Gestrüpp verborgen vor neugierigen Blicken, ein Grab im ewigen Schatten. Und dann die Frau. Er würde noch ein bisschen Spaß haben mit ihr, bevor er sie zu Fries beförderte. Vereint in der Liebe der Ewigkeit.
Schnell wäre das Gerücht verbreitet, dass es nie eine Wanderung auf den Tafelberg gegeben hatte. Den Wagen Kims hatte er bereits gesehen, er würde ihn kurzschließen und ebenfalls verschwinden lassen. Und es würde nicht lange dauern, bis einem der Ermittler der Gedanken kam, das Liebespaar könne die Wanderung nur vorgetäuscht haben, um sich in Wirklichkeit an unbekanntem Ort unter falschem Namen fürs Wochenende ein Appartement mit Himmelbett zu mieten. Wenn man dann Kims Wagen am Flughafen fand, würde sich ein ganz anderer Verdacht ergeben und man würde bei der Kontrolle der Passagierlisten viel Zeit verlieren.
Irgendwann würde man zu der Überzeugung gelangen, dass sich der junge Deutsche mit der Frau seines Kollegen ins Ausland abgesetzt hatte, um unter falschem Namen ein neues Leben zu beginnen, man würde die Akte schließen und kein Mensch außer ihm würde die letzte Ruhestätte der Ehebrecher kennen.
Zur selben Zeit, Republik Nasana, Zentralafrika
»Dag Meneer!«, grüßte der Mann auf Afrikaans. Er war am Morgen aus Johannesburg in Kigali eingetroffen und mit dem Jeep über schlammige Pisten nach Nasana gefahren. Von seinem glatt rasierten Gesicht troff Schweiß und man sah ihm an, dass er die tropische Schwüle Zentralafrikas nicht gewohnt war. Die übergroße Sonnenbrille verdeckte nur teilweise die dicken Tränensäcke unter den Augen, und die Warzen auf Nase und Kinn schienen in der Hitze rot zu glühen.
Er war ganz in Schwarz gekleidet, eleganter Anzug mit Nadelstreifen, nur das Hemd weiß und die Krawatte fein grau gemustert, sein weißes Gesicht lag im Schatten eines breitkrempigen Sonnenhuts. Auch die Schuhe glänzten schwarz, obwohl er die 200 Meter von seinem Mietwagen zu der kleinen Baracke unter den Bäumen zu Fuß durch den roten Schlamm gegangen war. Aber er hatte sich die Mühe gemacht, auf der Toilette, die hier in dieser Einöde nicht mehr war als ein gefasstes Loch im Boden, kurz mit einem Papiertaschentuch über seine Lackschuhe zu fahren und den Schmutz abzuwischen.
In der linken Hand trug er einen eleganten, schmalen schwarzen Lederkoffer. Er machte den Eindruck eines seriösen Geschäftsmanns, der in die Urwaldklinik gekommen war, um einem Kongress beizuwohnen oder einen Vertrag zu unterzeichnen.
Der glatzköpfige Weiße, der ihn am Eingang zum Haupthaus des Buschkrankenhauses erwartet hatte, streckte ihm die Arme entgegen und rief: »Andries van Wyk? Hoe gaan dit met u?«
»Goed, dankie, en met u?«
»Ja nee, ek kann nie kla nie.«
Nachdem die beiden sich mit den üblichen afrikaansen Floskeln begrüßt hatten, führte Samuel Strijdom den Gast aus Südafrika in das Besucherzimmer, wo ein alter Ventilator, der sich ächzend an der Decke drehte, die Raumtemperatur um zwei Grad absenkte.
»Nun ist es also so weit«, begann der Arzt. »Läuft alles nach Plan bei Ihnen?«
Der andere nickte. »Alles bestens.«
»Und die Kaffern glauben immer noch, dass meine große Medizin ihnen hilft, alle Weißen in Afrika zu töten?«
»In der Tat. Die Burschen sind noch genau so dumm wie zu Dinganes Zeiten. Das wird Südafrika sogar bei der WM erleben! In Swasiland hat der Sangoma, den sie dort wie einen Wunderdoktor verehren, vor dem Spiel der Black Mambas gegen die Mbabane Swallos ein Huhn verbrannt und im Rasen des Stadions vergraben. Sollte seiner Mannschaft Glück bringen.« Der Mann, den der Buschdoktor Andries van Wyk genannt hatte, lachte und der weiße Arzt stimmte ein. »Ich hatte ein wenig Sorge, dass Ihre Tarnung auffliegen könnte«, meinte er schließlich. »Aber es scheint, das war unnötig. Sie haben perfekt agiert. Was haben Sie Ihren Leuten eigentlich über mich erzählt?«
»Dass Sie ein alter verbitterter Arzt sind, der sich an denjenigen rächen will, die ihn aus
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