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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Jugendliche trabten Ball spielend über den Sand, aber er beachtete sie nicht. Keiner von ihnen ahnte, dass hier ein Mann saß, von dessen Tat man morgen früh schon im Radio hören würde.
    Nach Minuten der Konzentration spähte er hinauf zu dem Haus, wo sich eine weiße Frau aus einem der Fenster beugte, um dem Mann, der unter ihr rauchend auf der Terrasse stand, etwas zuzurufen. Er verstand etwas von »Flasche Wein« und »kommst du dann rein«, den Rest ihrer Worte verschluckte die Brandung. In einem der Zimmer zum Ozean wurde eine Lampe angemacht.
    Die Nacht kam rasch, in fast jedem der Häuser brannte Licht, Straßenlampen und Autoscheinwerfer sorgten dafür, dass es nie ganz dunkel wurde unter dem Himmel Kapstadts. Das geliehene Quad hatte er nur wenige Meter nördlich zwischen ein paar Granitblöcken direkt am Meer abgestellt, wenn er entlang der Brandungslinie fuhr, konnte er entkommen, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen und würde in den nächtlichen Verkehr von Capetown eintauchen, noch bevor man seine Tat entdeckte.
     
     

Flughafen Zürich-Kloten
    Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als die Stewardess der Swiss Air bei der Gepäckannahme ihren Ausweis kontrollierte. Sie verzichtete darauf, die Daten mit dem PC abzugleichen und Linda legte ihren Trolley auf das Gepäckband. Jetzt noch durch den Zoll, seufzte sie innerlich und stellte sich in der langen Menschenreihe hinten an.
    Sie hatte ihren grünen Citroën auf einen Parkplatz am Flughafen in Stuttgart-Echterdingen geparkt und sich vorgestellt, wie Kommissar Jens Bosch in wenigen Stunden mit seinem Tross hier auftauchen würde, um ihr ›Fluchtfahrzeug‹ sicherzustellen.
    Wie leicht war es herauszufinden, dass sie eine Maschine nach Hamburg gebucht hatte? Und wie lange würde es dauern, bis er feststellen würde, dass dieser Flug nur eine Finte war?
    Egal. Es gab ihr einen Vorsprung, der ausreichen musste, um ungehindert nach Zürich und in die Maschine nach Mombasa zu kommen.
    Sie war fest entschlossen, ab dem Flughafenparkplatz Stuttgart keine Spuren mehr zu hinterlassen. Ihr Trolley war leicht, sie hatte nur das Notwendigste eingepackt. Den Rest würde sie in Südafrika kaufen.
    Sie hatte die S2 Richtung Hauptbahnhof genommen und auf den ICE nach Ulm gewartet, wo sie umsteigen musste. In Friedrichshafen war sie vom Stadtbahnhof zum Fährhafen zu Fuß gegangen, hatte die Fahrt über den Bodensee genossen und von Romanshorn aus auf direktem Schienenweg den Flughafen Kloten erreicht. Dort hatte sie noch Zeit und Gelegenheit gefunden, sich ein neues Handy zu kaufen.
    Der Schweizer Zollbeamte war jung und erwiderte ihr Lächeln. »Grüezzi. Gaaht’s in Urlaub?« Er winkte sie durch.
    Ihre innere Unruhe verschwand erst, als sich die Turbinen des Airbus in Bewegung setzten. Sie drückte sich auf ihren Sitz, setzte die Kopfhörer auf und wählte das Programm mit der Relaxmusik. Als der Jet über dem Himmel Zürichs in die Wolken eintauchte, das leichte Rütteln im dämmerigen Blau darüber nachließ und in ein sanftes, gleichmäßiges Gleiten überging, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Sie flog nach Afrika.
     
     

Camps Bay, Kapstadt
    Vorsichtig tasteten seine Finger über das Futteral, das auf seinen Knien lag. Den Schalldämpfer hatte er auf den Lauf der Beretta geschraubt, man würde den Mündungsknall zwar hören, aber nur auf sehr geringe Distanz.
    Die Nacht war inzwischen weit genug vorangeschritten und er stand auf. Der Sand machte die Schritte unhörbar, die sich dem Haus vom Strand her näherten. Die in die Mauerbrüstung eingelassenen Glasscherben gruben sich in das Fleisch seiner Hände, Blut sickerte auf den Sims, aber er stemmte sich nach oben, durchtrennte den Draht an zwei Stellen mit einem Eisenschneider, glitt über die Mauer und landete weich im kurz geschorenen Rasen. Gebückt schlich er auf die Terrassentür zu, darauf bedacht, seine Silhouette vor dem noch nicht ganz abgedunkelten Himmel zu verbergen.
    Leonard Merheim spielte noch mit seinem Handy und blickte gedankenverloren auf den Ozean hinaus. Die Geschichte mit Henning Fries machte ihn nervös. Diese seltsame SMS, die von Hennings Handy aus abgeschickt worden war. Bitte melden Sie sich. Dringend! Und dann bei seinem Rückruf diese fremde Stimme. Doch Henning Fries war nicht das einzige Problem. Ein letztes Teil fehlte ihm noch in seinem Puzzle, und er hatte nicht mehr viel Zeit. In 5 Tagen begann die Fußballweltmeisterschaft und er war kurz vor seinem Ziel. Er

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