Bombenspiel
gemeinsame Nacht in der Wildnis. Es beunruhigte sie, ihn nicht erreichen zu können. Er würde es nicht verstehen, warum sie sich nicht meldete. Woher sollte er auch wissen, dass sie ohne ihr Handy nicht an seine Nummer kam? In Südafrika musste sie versuchen, auf Olifants Goud anzurufen.
Sie überflog noch einmal ihren Plan. Selbst wenn es Jens Bosch gelungen war, in der Zwischenzeit auf ihren Flug von Zürich nach Mombasa zu stoßen, spätestens hier mussten sich ihre Spuren verlieren. Kein Mensch würde so schnell herausfinden können, dass sie über den Umweg von Ukunde nach Keekorok und von dort mit einer privaten Inlandsfluglinie nach Nairobi gereist war. Afrikas Mühlen mahlten langsam. Zu langsam für die deutschen Behörden. Sie genoss dieses für Kenya so typische Pole-Pole-Gefühl und schlenderte gemütlich zum Hoteleingang, wo in der Einfahrt bereits das Taxi auf sie wartete.
Am selben Tag, Olifants Goud, Mpumalanga
Alan Scott war sich der Verantwortung bewusst, die ihm Jeff van Rossen übergeben hatte. Die Leute, die auf Olifants Goud auf den Beginn der Fußballweltmeisterschaft warteten, waren allesamt wichtig und bedeutend. Doch er hatte genügend Erfahrung als Guide, und Jeff hatte genau gewusst, warum er Alan gerade jetzt engagiert hatte. Außerdem kannte er Alans Geschichte und wusste, dass er keinen zuverlässigeren und gewissenhafteren Guide bekommen konnte.
Scott war schon vor Jahren für sein eigenes Unternehmen in Nairobi durch die kenyanischen Nationalparks gefahren. Auf seiner letzten Tour hatte er sich in eine junge Touristin, Angie, verliebt, eine amerikanische Fotografin aus Texas. Sie müsse für ihre Reportage unbedingt einen angreifenden Elefanten fotografieren, hatte sie ihm erzählt. Sie waren ziemlich nahe an eine kleine Herde herangefahren. Die Kühe hatten Junge geführt und waren leicht zu provozieren gewesen. Doch zu einem richtigen Scheinangriff waren sie nicht übergegangen. Angie hatte so lange auf Alan eingeredet, bis er ausgestiegen war, um die Tiere zu reizen.
Ihm war bewusst gewesen, dass erste Angriffe immer Scheinangriffe waren. Allerdings hatte er sich diesmal verrechnet. Er hatte sofort bemerkt, dass mit der Elefantenkuh, die ihn mit aufgestellten Ohren laut trompetend angriff, etwas nicht stimmte. Dieses Tier hatte es ernst gemeint! Alan war zum Bus zurückgerannt und hatte sich hinter das Steuerrad geschwungen. In seiner Panik hatte er nicht bemerkt, dass Angie auch ausgestiegen war, um hinter dem Wagen versteckt zu fotografieren.
Er hatte den Rückwärtsgang eingelegt und Gas gegeben, sein Blick nur auf den angreifenden Elefanten konzentriert. Als er ihren Schrei gehört hatte, war es bereits zu spät gewesen. Angie hatte keine Chance gehabt. Alan hatte sie überfahren und mitgeschleift. Sie war sofort tot gewesen.
Ihm wurde die Lizenz entzogen, und er hatte sich vom Safarigeschäft verabschiedet und seinen Lebensunterhalt an der Küste mit Hochseefischen verdient. Vor wenigen Jahren hatte er wieder als Guide in Kenya auf einer Lodge angefangen und sich nach einem kurzen Intermezzo auf Olifants Goud entschlossen, sein Glück in Deutschland bei Linda zu suchen.
Jetzt fühlte er sich wieder in seinem Element. Dennoch fiel es ihm schwer, nicht an sie zu denken. Ihre SMS mit der Botschaft, eine Pause einzulegen und vor allem ihr Schweigen danach hatten ihn wie Pfeile ins Herz getroffen. Es war ihm klar geworden, dass er diese Frau über alles liebte, doch nachdem sie weder auf seine versöhnenden SMS reagiert, noch seine Anrufe entgegengenommen hatte, hatte er resigniert aufgegeben. Die ersten Nächte hatte er schlecht geschlafen und unruhig geträumt, bis es Afrika geschafft hatte, ihn von seinem Liebeskummer abzulenken.
Er genoss es, wieder über holprige Waschbrettpisten durch sein Afrika zu fahren, Löwenrudel im Busch aufzuspüren und abends allein am Feuer zu sitzen, wenn die Gäste in ihren Luxuschalets schliefen. Die Nächte unter dem Kreuz des Südens gehörten ihm, doch am Tage gehörte er hingegen den Touristen, denen er jeden Wunsch erfüllte.
Jeder, der auf Olifants Goud eine Safari buchte, legte Wert darauf, im Wagen von Alan Scott mitzufahren. Auch Typen wie dieser wortkarge deutsche Arzt.
Sie waren seit zwei Stunden auf Early-Morning-Game-Drive unterwegs und Alan steuerte den offenen Wagen hinunter zum Fluss, um den Gästen Hippos und Krokodile zu zeigen. Außerdem war es ein netter Platz für ein Picknick, oberhalb einer
Weitere Kostenlose Bücher