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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Kälte ließ die Luft glitzern. Der frische Schnee auf dem Fensterbrett reflektierte das Licht der Straßenlampe und warf einen Schein auf Paulas Gesicht. Ihr Gesicht leuchtete.
    »Darf ich dich um etwas bitten ... Wäre es jetzt nicht unbedingt notwendig ...«, fing Erkki mit bebender Stimme an zu sprechen. »Könntest du jetzt bitte unverzüglich nach deiner Tochter sehen?!«
    Paula nickte. Sie bewegte sich wieder.
    »Ja. Genau. Absolut«, sagte sie.
    Erkki spürte einen Schmerz in der Brust. Machte sie ihm schon wieder etwas vor?
    »Aber vorher ... gibt es hier so was wie ... du weißt schon ... Ich hätte mir gern mal die Nase gepudert oder wie man sagt ...«
    »Ach so, Entschuldigung ...«, antwortete Erkki erleichtert. »Das Bad ist am Ende des Ganges.«
    »Das Bad. Großartig!«, rief Paula aus und verließ mit entschlossenen Schritten die Küche.
    Erkki blieb sitzen.
    Das Geräusch von fließendem Wasser.
    Ein unangenehmes Gefühl schnürte ihm die Kehle zu.
    Er blickte auf den Tisch. Das Messer war weg.
    Der zweite Schnitt ist der tiefste.
20
    Der Pulk der Kinder bewegte sich neben dem Müllcontainer unruhig hin und her, die Zeitungsstapel, die aus dem Behälter gerutscht waren, qualmten. Jemand lamentierte, jemand weinte.
    Das Mädchen lag im Schnee, die halb verbrannte Jacke nur noch in Fetzen am Leib. Ein Arm, die eine Hälfte der Haare schwarzgrau. Es hatte einen Schock, befand sich noch im barmherzigen Zustand jenseits des Schmerzes.
    Ari war in einigen Metern Entfernung erstarrt, schaute eine Weile hin und dann wieder weg. Es tat weh, zu sehen, dass von einem Menschen Rauch aufstieg, aber man musste trotzdem hinschauen. Gleichzeitig drängte sich mit Gewalt etwas ins Bewusstsein. Der ungeheure Kummer und die Sorge einer Mutter, eines Vaters.
    Katri hatte sich über das Mädchen gebeugt und sich versichert, dass es atmete.
    Der Krankenwagen kam zuerst.
    Katri half Petri, die Kinder zu beruhigen. Das kleinste Mädchen klammerte sich sofort an sie. Ari stand am Rand, versuchte teilnehmend zu nicken, hatte das Gefühl, zu einer vollkommen nutzlosen Menschengattung zu gehören.
    Als Nächstes traf das Feuerwehrauto ein. Die Feuerwehrmänner in ihren Harnischen schoben ohne Eile die verkohlten Zeitungsstapel hin und her, viel zu tun gab es nicht.
    Erst da bemerkte Ari die Polizeistreife. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass dieselben Polizisten vor kurzem noch in seiner Wohnung gewesen waren. Er registrierte eine spezielle Wärme, als sich die Gespanne von Sozialamt und Präsidium begrüßten.
    Die groß gewachsene Polizistin drängte die neugierigenPassanten zurück, Katri sprach mit dem Polizisten, der ein alter Hase zu sein schien. Ari schlich näher heran.
    Katri berichtete, wie sie den Vorfall einschätzte. Eine Mobbingsituation, die aus dem Ruder gelaufen war. Als Opfer der Junge, den sie suchten.
    »Und wer hat das Feuer gelegt?«, hörte Ari den Polizisten fragen.
    Katri antwortete nicht gleich, sie schien zu zögern.
    »Die Kinder beschuldigen den Jungen ... diesen Tomi.«
    »Also den, der hier gemobbt worden ist.«
    Ein Feuerwehrmann ging an Katri und dem Polizisten vorbei, weshalb Ari zwei Sätze verpasste. Dann begegnete er unvermittelt dem Blick der Sozialarbeiterin und begriff, dass sie über ihn sprachen. Katri bedeutete ihm, herzukommen.
    »Ist das ein Verwandter?«, hörte Ari den Polizisten flüstern.
    »Nicht direkt«, antwortete Katri schnell.
    Ari wurde klar, dass er nun unbestreitbar auf der Seite des Gesetzes stand, es war angenehm, nicht verdächtigt zu werden. Der Polizist erkundigte sich nach dem Jungen, und Ari erzählte in epischer Breite vom Verlauf des Tages.
    »Sie haben keine Ahnung, wo der Junge jetzt sein könnte?«, unterbrach ihn Polizeihauptmeister Lahtinen.
    »Doch. Eigentlich glaube ich ... ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, wo er ist.«
    Vielsagende Stille.
    »Würden Sie uns eventuell einweihen?«
    Vor Prinzessin Mirabellas Tür, würde Ari in seinem Roman schreiben.
21
    Das Geräusch kam von drinnen.
    Tomi hatte das Ohr an die Tür gelegt und hielt den Atem an.
    Es war ein kleines Geräusch. Es kam nicht von Apparaten, Instrumenten, Schrauben, Scharnieren, Vorhanghalterungen, die sich im Luftzug bewegten. Nein. Es stammte von etwas Lebendigem.
    Von etwas, das gerade noch so die Kraft zum Jammern hatte.
    Tomi holte tief Atem. Das Geräusch hinter der Tür verschwand unter seinem Atmen.
    Mira Mira bella, was ist? Ist die Scheißhexe da?
    Er

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