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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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an nichts anderes. In Annis Zimmer angelangt, blieb er stehen.
    Bei der Aufräumaktion, welche die Bedingung für die Urlaubswoche gewesen war, hatte Anni ihre Stofftiere zu einem riesigen Berg auf dem Bett aufgeschichtet. Die künftige Drittklässlerin wollte nicht zugeben, dass sie noch damitspielte, aber sie durften auch nicht weggeworfen werden. Neben dem Bett lag das Freischwimmerzeugnis, das sie noch einmal abgelegt hatte, weil das erste Zeugnis irgendwo untergegangen war. Das untergegangene Freischwimmerzeugnis, das könnte man in einem Text verwenden ...
    Anni war nicht besonders sportlich, eher schüchtern und linkisch, sie hielt sich an die unteren Äste der Bäume, während ihre Kusinen bis in die Wipfel kletterten. Sie konnte kein Blut sehen und erschrak beim kleinsten blauen Fleck. Er hatte stets versucht, sie zu ermuntern und zu ermutigen, hatte befürchtet, das Mädchen würde unter den Schwächen noch zu leiden haben. Gleichzeitig hatte er eine große Freude darüber empfunden, dass Anni sich darüber selbst überhaupt keine Gedanken zu machen schien. Sie wollte einfach nicht bis ganz nach oben klettern und fertig. Trotzdem hatte sie weiß Gott wie viele Freundinnen.
    Geschlagen hatte er seine Tochter nie. Allein der Gedanke daran fiel ihm schwer. Wäre es anders, wenn er einen Jungen hätte? Wohl kaum.
    Zwar hatte er Anni mal durchgeschüttelt, als sie fünf oder sechs war und einen ihrer Tobsuchtsanfälle hatte. So kräftig, dass sie Angst bekommen und zu weinen angefangen hatte. Aber das war etwas anderes gewesen. Oder nicht? Wie weit war es von da bis zum Schlagen?
    Ari fuhr auf, kehrte von seinem Gebräu aus Sehnsucht, Reue und Schuldgefühlen zu den aktuellen Pflichten zurück. Das Manuskript. Er musste sich noch ein bisschen zusammenreißen. An die Arbeit! Er stand schon an der Tür zum Wohnzimmer, konnte gerade noch der Versuchung widerstehen, den Fernseher einzuschalten.
    Er setzte sich an den Tisch, sah sich die letzte Seite des Manuskripts an ...
    Das Telefon klingelt, es war Leena. Ari stöhnte wegen derUnterbrechung, war aber insgeheim erleichtert über die Pause. Am anderen Ende der Leitung hörte er Schritte. Offenbar ging Leena dort, wo sie war, auf der Veranda hin und her, sie sprach flüsternd und vor Kälte schlotternd, sagte, sie glaube, dass Anni noch nicht eingeschlafen sei.
    »Ist der Junge noch bei dir?«
    Ari erzählte, was vorgefallen war. Er übertrieb seine eigene Rolle in der Geschichte ein wenig und brachte Leena damit zum Lachen.
    »Die Leute vom Sozialamt wissen schon, was sie tun«, beruhigte sie ihn. »Dem Jungen fehlt wahrscheinlich nichts.«
    Ari stimmte zu, aber sofort kamen ihm die Hämatome in den Sinn.
    Leena graute es bei der Vorstellung, dass so viele fremde Menschen in ihrem Wohnzimmer gewesen waren. Ari behauptete, ein bisschen aufgeräumt zu haben, Leena schien ihm nicht zu glauben.
    »Was die Polizisten wohl über unser Durcheinander gedacht haben?«, seufzte sie.
    »Die haben bestimmt schon Schlimmeres gesehen.«
    Ari erkundigte sich nach Leenas und Annis Plänen. Leenas Bruder Harri hatte vorgeschlagen, zusammen Ski fahren zu gehen und versprochen, einen Tagesskikurs zu bezahlen.
    »Alpin-Ski? Im bretterebenen Pohjanmaa?«, rief Ari aus. Bescheuert. War es unbedingt nötig, jeden teuren Freizeitspaß mitzunehmen? Und dann auch noch in der am wenigsten geeigneten Gegend.
    »Harri meint, in Lapua gibt es einen hundertdreißig Meter hohen Berg mit Piste.«
    Ari kommentierte das nicht weiter, sondern ging dazu über, sich auf die übliche Art über seine Schwierigkeiten zu beklagen, und erwartete Mitleid und Ermunterung.
    »Wie soll man da was zustande bringen, wenn durch sämtliche Fenster und Türen Sozialarbeiter und Polizisten in die Wohnung kommen ... Irgendwie muss ich ständig über den Schluss nachdenken. Müsste es vielleicht doch anders ausgehen ...«
    »Es wird bestimmt gut«, sagte Leena.
    Sie wünschten sich gute Nacht, Ari legte das Telefon aus der Hand.
    Alles ist gut.
    Bei mir ist eigentlich alles in Ordnung, hatte der Junge gesagt. Die Arme mit Hämatomen übersät.
    Ari setzte sich auf die Couch und nahm das Manuskript auf den Schoß. Fing an, es von vorne bis hinten durchzublättern.
     
    Das Telefon. Ari fuhr aus dem Halbschlaf hoch, schaute aufs Display. Es war Joel. Jetzt rief er an, wo Ari schon fast komplett weggetreten war.
    »Ja ... hallo«, meldete er sich.
    Joel erkundigte sich nach dem Schluss, und Ari antwortete unwillig. Joel

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