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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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früh ist sie trocken«, ermunterte Ari ihn. »Geh unter die Dusche, ich wasche sie inzwischen in der Küche aus.«
    »Okay, sagte der Junge.
    Ari begriff, dass er dem Jungen gerade versprochen hatte, er dürfe bis zum Morgen bleiben.
    Er nahm ein Handtuch aus dem Schrank, der Junge ging ins Bad, schloss die Tür ab.
    Die Tür ging wieder auf, Kleidungsstücke flogen in einem Bündel auf den Boden.
    Ari wusch die Unterhose des Jungen am Waschbecken in der Küche mit Geschirrspülmittel. Auch die Hose wusch eraus. Dabei schüttelte er immer wieder den Kopf. Verrückt, einem fremden Jungen die Kleider zu waschen ...
    Er wrang die Kleidungsstücke sorgfältig aus und ließ sie auf der Spüle liegen, bis sie auf den Wäscheständer im Bad kamen. Die trockenen Kleider hob er vom Boden auf und hängte sie im Flur über den Stuhl.
    Der Junge blieb lange unter der Dusche. An Schlaf war überhaupt nicht zu denken.
    Sollte er jetzt telefonieren? Er drehte das Telefon in der Hand hin und her und schaute auf die Visitenkarte, die er bekommen hatte. Katri Korhonen. Aber Moment mal ... Was würde das für einen Eindruck machen? Wie sollte er die gewaschene Unterhose des Jungen erklären? Und wenn der Junge wieder abhauen würde? Außerdem ... war es nicht fair, das Vertrauen des kleinen Kerls zu enttäuschen. Konnte man das nicht am Morgen erledigen?
    Er hatte das Telefon noch in der Hand, als die Badezimmertür aufging.
    Der Junge starrte ihn an. Das große Handtuch hatte er sich um den Körper geschlungen.
    »Hast du sie angerufen?«, rief er.
    »Was? Nein, ich ...«
    Der Junge stürzte direkt zur Tür, Ari wollte ihn aufhalten, doch die Tür war schon offen, Ari griff nach dem Handtuch, der Junge ließ sich nicht aufhalten, Ari erwischte das Handtuch, der Junge lief splitternackt die Treppe hinunter. Ari rannte hinterher. Ein Stockwerk tiefer holte er ihn ein und packte ihn fest am Arm.
    »Hör zu«, schärfte er ihm ein. »Ich habe niemanden angerufen ...«
    Der Junge sträubte sich.
    »Glaub mir endlich!«, schrie Ari.
    Sogleich hörte er etwas aus der Wohnung nebenan. Hinter der Tür der alten Fredriksson. Durch den unteren Türspalt sah man, dass das Licht anging.
    Ari lockerte den Griff.
    »Komm jetzt, gehen wir wieder rein.«
    Der Junge starrte ihn an, glaubte ihm schließlich.
    »Wer ist da?«, wurde hinter der Tür gefragt.
    Ari nahm den Jungen an der Hand.
    Wahrscheinlich näherte die Fredriksson gerade ihr Auge dem Türspion. Ari wandte der Tür den Rücken zu.
    Er erstarrte auf der Stelle, als ihm bewusst wurde, dass der Riegel des Sicherheitsschlosses aufging. Einen Augenblick lang überlegte er, ob er bleiben und alles erklären sollte, aber dann setzten sich seine Beine wie von selbst in Bewegung, und seine Hand zerrte den Jungen hinter sich her.
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf, so weit es die Sicherheitskette zuließ.
    Ari und der Junge rannten die Treppe hinauf.
    »Schämt ihr euch nicht?«, rief es von unten.
    Sie huschten in die Wohnung und mussten beide lachen, als die Tür zufiel.
    »Die hat ganz schön spioniert.«
    »Rate mal, weswegen.«
    Ari gab dem Jungen das Handtuch zurück.
    »Bist du hungrig?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Also ja ... Essen wir die Würstchen?«
    »Okay.«
    »Wir müssen nicht, wenn du nicht willst.«
    »Nein, ich meine, also ... ja!«
     
    Es war zwei Uhr. Ari kochte die kleinen Würstchen in einem Topf und schaufelte dem Jungen einen Stapel auf den Teller. Er bot Senf an, aber der Junge griff nach der Ketchupflasche.
    Ari hatte das Gefühl, der alten Fredriksson eine Erklärung schuldig zu sein, aber nicht jetzt, das konnte warten bis zum Morgen.
    Der Junge suchte nach einer bequemen Haltung, er musste sich erst an die Kleider gewöhnen. Aris T-Shirt ging als altmodisches Nachthemd durch, es reichte bis über die Knie. Darunter trug er Annis hellrote Trainingshose. Er hatte darauf bestanden, seine eigenen schmutzig-grauen Strümpfe anzuziehen, obwohl ein ganzer Stapel von Annis Socken zur Verfügung stand.
    »Könntest du ...«, fing Ari an, während er seinen Teller füllte. »Möchtest du vielleicht ein bisschen erzählen ... wer du bist. Sagst du mir jetzt, wie du heißt?«
    »Ich bin ... ich heiße Tomi.«
    »Okay, Tomi. Und wie heißt du mit Nachnamen?«
    »Ich heiße ... Tomi Jokela«, sagte Tomi. »Soll ich auch mal erzählen, was eigentlich so passiert ist?«
    »Zum Beispiel«, antwortete Ari. »Das wäre eine gute Idee.«
    »Hättest du noch ein bisschen Milch?«, fragte

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