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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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vom Einkaufszentrum noch ein Stück weiter.«
    Dann wurde sie wieder laut. »Und das ist das letzte Mal gewesen ... Du mich auch.«
    Sie steckte das Handy ein und ging zum Auto.
    »Fahren wir.«
    Das Mädchen folgte ihr, drehte sich dann aber um und kam zu Tomi zurück.
    »Willst du?«, fragte es und hielt ihm eine Bonbontüte hin.
    Die Frau schnauzte ihren Mann an.
    Tomi nahm ein Bonbon, steckte es aber nicht in den Mund, sondern in die Tasche.
    »Danke«, sagte er.
    »Tschüs dann«, sagte das Mädchen.
    »Tschüs«, sagte Tomi.
    Das Mädchen lief zum Auto und kletterte hinein.
    »He, verdammt«, rief Ari. »Wie kommt der Junge ...«
    »Sein Vater holt ihn am Nachmittag ab.«
    »Aber ich kann auf keinen Fall ...«
    »So ist es ausgemacht«, sagte die Frau und schnallte das Mädchen im Kindersitz an.
    »Das ist doch Wahnsinn ... Ich kenne den Jungen ja nicht mal ... Und euch auch nicht ...«
    »Jaska hat gesagt, er kennt dich.«
    »Was?«
    »Richte ihm einen schönen Gruß aus«, sagte die Frau.
    »Was bist du eigentlich für eine Mutter?«, fuhr Ari sie an.
    Die Frau saß schon halb im Wagen, stieg aber noch einmal aus.
    »Du weißt von mir und meinem Leben überhaupt nichts!«, rief sie. Ganz kurz sah es so aus, als würde sie gleich anfangen zu heulen.
    Aber sie heulte nicht, sondern setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Was für ein Typ ... Und was für beschissene Manieren«, hörte man den Mann aus dem Auto tönen.
    Die Tür wurde zugeschlagen, der Wagen fuhr davon.
    Ari stand da, die Einkaufstüte in der einen, die Stofftasche in der anderen Hand. Tomi neben ihm. Beide starrten vor sich hin, waren sich aber der Anwesenheit des anderen sehr wohl bewusst.
    Beschissene Manieren, würde Ari in seinem Roman schreiben.
5
    Der Moment des Aufwachens ist gefährlich.
    Irgendwelche Schlacken des Unterbewusstseins in Sicht? Psychologenschwachsinn. Das hat nichts mit Psychologie zu tun. Panik ist die Reaktion eines Tieres. Werden sich diese Zähne gleich in meine Kehle graben?
    Paula sah Kaijas ernstes Gesicht vor sich. Die Zähne blieben verborgen. Wieder war ihr zum Heulen. Aber jetzt halten wir schön die Klappe.
    »Bist du die ganze Nacht hier gewesen?«, fragte Kaija, eine Hand auf Paulas Schulter. Licht überall, es blendete, Lärm, Stimmen, Telefone, Schritte.
    Sie konnte nicht antworten, wer weiß, was dann aus ihr herausgebrochen wäre. Wie spät es wohl war?
    »Ist wirklich alles ... du wirkst irgendwie ...«, fuhr Kaija tastend fort. »Ist zu Hause alles ...?«
    Jetzt musste der Sache eine andere Richtung gegeben werden, und zwar schnell.
    »Bist du meine Freundin?«, fragte Paula. Kein Zittern in der Stimme, sauberes Finnisch, glasklare Frage.
    »Entschuldige ... ich verstehe nicht ganz ...«
    »Du verstehst nicht, ob du meine Freundin bist«, sprach Paula weiter, allmählich nahm alles Konturen an, sie sah Kaijas Verwirrung, ihren offen stehenden Mund, die winzigen, ungefährlichen Zähne. »Und trotzdem soll ich mich dir öffnen, dir mein Herz ausschütten? Einen kleinen Einblick in meine privaten Probleme wünschst du dir? Du willst die beste aller Freundinnen sein?«
    Paula machte eine Pause, Kaija war langsam, die Worte mussten sich erst setzen, es war sinnlos, Pulver zu verschießen. Ihr Mund ging zu, öffnete sich aber schneller wieder, als Paula erwartet hatte.
    »Du hast hier keine Freunde«, sagte Kaija, ohne zu stottern.
    Paula lachte auf, aber es klang hohl. Damit hatte sie nicht gerechnet. Das war eine Faust mitten ins Gesicht.
    Kaija wurde zuerst rot, dann blass.
    »Entschuldige ... So habe ich das nicht gemeint ... ich ...«, versuchte sie noch etwas zu kitten.
    »Kinder und Narren sagen die Wahrheit«, stammelte Paula.
    »Als Kollegin ... als ... Freundin habe ich mir Sorgen um dich gemacht ...«
    »Worüber hast du dir denn Sorgen gemacht?«, fragte Paula. Sie kämpfte, um ihre Stimme stabil zu halten.
    Kaija wirkte geniert, unsicher. Warum verschwindet sie nicht endlich?, fragte sich Paula.
    »Ich habe kurz nach Weihnachten ... deinen Mann gesehen ... und ...«
    »Ich habe keinen Mann.«
    »Ich meine ... eure Situation scheint ein bisschen verwickelt zu sein.«
    Paula schloss die Augen, das hört jetzt auf, dachte sie, und öffnete die Augen wieder. Jetzt darf die Stimme nicht zittern.
    »Entschuldigung, liebe Freundin, aber könnten wir uns ein bisschen später umarmen«, sagte Paula, wobei sie sie direkt anschaute. »Ich hätte hier noch ein bisschen was zu erledigen.«
    Kaija erwiderte

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