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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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noch eine Weile und versuchten vielleicht, sich einzugraben. Aber schon bald rührte sich keins der Wesen mehr.
    Indrani hatte die Augen geöffnet und sah ihn an. »Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagte sie. Dann streckte sie sich auf dem Haufen aus toten Maden aus.
    Stolperzunge nahm eine davon und hielt sie ins Licht. Sie schien bereits eine dunklere Färbung angenommen zu haben, fühlte sich schleimig und noch etwas warm an.
    Der Jäger zuckte mit den Schultern und steckte sie sich in den Mund.
    »Guten Appetit!«, sagte Steingesicht. Er schaufelte sich eine Handvoll Maden in den Mund und saugte sie geräuschvoll aus. Dann steckte er sich eine ins Ohr und legte eine zweite an den Augapfel. »Schau mal, Stolperzunge. Wer bin ich wohl? Rate mal!«
    »Vorsicht, Steingesicht. Wir müssen Indrani noch ein paar übrig lassen. Sie muss wieder zu Kräften kommen.«
    »Ach, du bist noch schlimmer als dein Vater, Junge. Zu viele seltsame Gedanken im Kopf, um noch Platz für einen Lacher zu haben. Ich erinnere mich, wie der alte Zehenknacker einmal den Anteil deines Vaters an einer Beute versteckt hat, und ihm war es so peinlich, dass er nicht zugeben wollte, dass er das Fleisch nicht wiederfinden konnte. Wir haben beobachtet, wie er ständig ums Feuer herumschlich und so tat, als wäre er einfach nur rastlos, und ich habe so heftig gelacht, dass ich mich nass gemacht habe. Das war meine erste Jagd als Mann. Es war der größte Spaß meines Lebens.«
    Stolperzunge spürte, wie sich sein Gesicht rötete. »Also war er für euch nicht mehr als ein Opfer für eure Späße, was?«
    »Aber nein! Ja gut, aber wir haben ihn auch sehr gemocht, weißt du! Und ich meine, wir alle . Schau mal. Schau mal hier.« Er hob den Arm. Seitlich an seinem Bauch, zwischen den Tätowierungen eines aufgespießten Hüpfers und eines sterbenden Zartlings, verlief eine dünne weiße Linie, die Stolperzunge noch nie zuvor aufgefallen war. »Eigentlich dürfte ich jetzt gar nicht bei dir sein.« Er zeigte auf das Große Dach. »Ich wäre jetzt da oben, zusammen mit vielen anderen, wenn dein Vater nicht gewesen wäre.«
    Der große Mann überraschte Stolperzunge, als er sich mit dem Handrücken über die Augen wischte. »Und du siehst ihm so ähnlich, weißt du. Jeden Tag wirst du ihm ähnlicher.«
    Stolperzunge wusste nicht, was er sagen sollte. »Äh, Steingesicht … ich habe schon Sinn für Humor. Mit Indrani habe ich …«
    »Klar, weiß ich doch, Junge. Und so sollte es auch sein, was? Und nachdem du sie jetzt gerettet hast, wird sie schon bald nichts anderes mehr wollen, als so schnell wie möglich mit dir übers Feuer zu springen, was?«
    Stolperzunge errötete schon wieder. Verlegen, aber auch entzückt wandte er sich ab.

    Danach blieben die Menschen im Wald, weil die Wühler hier Schwierigkeiten hatten, ihnen zu folgen. Zuerst wollte die Gruppe nur bei Tag reisen, wenn Lichtkleckse ihnen zwischen den Stämmen knorriger Bäume den Weg wiesen. In dieser Zeit schien der Wald am schönsten zu sein. Mooswesen zirpten im Chor, wie Stolperzunge es zu Hause nie gehört hatte, und Schösslinge brachen durch blau lumineszierende Moosteppiche. Wandbrecher wäre von all dem begeistert gewesen, und selbst Steingesicht staunte über die vielen neuen Farben. Aber in den drei folgenden Nächten wussten die Bestien stets ganz genau, wo sie ihre Beute finden würden, sodass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Sobald sich das Dach verdunkelte, fielen in der Ferne krachend Bäume um, bis Stolperzunge Indrani wieder auf die Schulter nahm und weitertaumelte.
    »Lass mich runter«, flüsterte sie manchmal. »Ich kann selber gehen.« Sie gab sich alle Mühe, aber mit ihren Verletzungen kam sie nicht weit. Es ging schneller, wenn er sie einfach trug und Steingesicht die Erkundung der Umgebung überließ.
    »Wir haben Glück, dass sie nicht gern bei Tag unterwegs sind«, sagte sie irgendwann. Sie wollte nicht über die Qualen reden, die sie durchlitten hatte, als die Wühler sie eingegraben hatten. Aber die Scham, mit der sie zuvor über diese Wesen gesprochen hatte, war nun reinem Hass gewichen.
    »Es liegt am Licht«, erwiderte er. »Ich glaube, es tötet die Maden. Wenn ich überzeugt wäre, dass es sich genauso auf die Erwachsenen auswirkt, würde ich mit dem Sprecher zu ihnen gehen.«
    »Nein, du hast recht. Es sind nur die Maden, die kein Licht vertragen. Das wusste ich schon einmal, hatte es aber wohl vergessen.«
    Stolperzunge sah sie an und fragte sich,

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