Bone 01 - Die Kuppel
seine Krallen in Indranis Wade geschlagen, vielleicht, um sie an der Flucht zu hindern.
»Gib mir den Sprecher!«, rief Quetschfaust. »Gib ihn mir, und ich schwöre bei allen Vorfahren, dass ich sie retten werde! Ich schwöre es. Ich soll nie die Große Heimkehr antreten, wenn ich lüge!«
Stolperzunge zögerte nicht. Er warf den Beutel über den Baum und die erste Grube. Quetschfaust nickte einmal. Sein großer Körper blutete aus mindestens zehn Wunden. Dann stürmte er mitten zwischen die Bestien. Diesmal waren es weniger, und sie schienen zu spüren, wie es der ersten Gruppe ergangen war. Aber sie zeigten keine Furcht.
Stolperzunge wartete nicht ab, um sich zu vergewissern, was nun geschah. Verzweifelt versuchte er auf den umgestürzten Baumstamm zu steigen, der ihm den Blick auf den Kampf versperrte. Er hörte Quetschfausts Gebrüll und manchmal die Grunzer, die auf neue Verwundungen hindeuteten. Dem jungen Jäger kam immer wieder sein Speer in die Quere, aber er wagte es nicht, ihn zurückzulassen. Nach etwas mehr als zehn Herzschlägen hatte er den Stamm erreicht, und nun hatte er wieder freie Sicht auf das Gemetzel.
Überall lagen tote Wesen, aber sie hatten rote Zeichen der Rache an ihrem Feind hinterlassen. Der große Mann rang gerade mit einem von zwei überlebenden Wühlern. Er war bereits so sehr geschwächt, dass das Kräfteverhältnis ausgewogen war. Aber nicht lange, denn das andere Wesen, dessen Hinterbein gebrochen war, kroch auf den Kampfplatz zu, vermutlich in der Absicht, den Menschen von hinten anzufallen.
Stolperzunge hatte noch zu viele Äste vor sich, um sich am Kampf beteiligen zu können. Also verschaffte er sich einen sicheren Stand auf dem Stamm und durchbohrte den kriechenden Wühler mit einem kräftigen Speerwurf. Bei seinem letzten Gegner brauchte Quetschfaust keine Hilfe. Er legte ihn über sein Knie und brach ihm das Rückgrat.
»Gut«, sagte der große Mann, als er schließlich aufblickte. Einige seiner »toten« Gegner hatten bereits damit begonnen, sich zurück ins Loch zu schleppen, aus dem sie hervorgekommen waren. Gelbe Maden wimmelten hektisch auf ihrer Haut. »Du hast mir den Sprecher gegeben, und ich habe wie versprochen deine Frau gerettet.« Mit sichtlicher Mühe hob er Indrani auf. Ihre Beinwunde blutete stark und musste so schnell wie möglich verbunden werden.
»Lass sie hier«, sagte Stolperzunge. »Ich werde mich um sie kümmern, wenn du verschwunden bist.«
Quetschfaust lachte. »Und was soll ich während meiner Heimreise essen? Glaubst du, ich würde das Wagnis eingehen, dass einer von denen« – er trat nach einem kriechenden Wühler – »in meinem Bauch wieder lebendig wird?«
»Du hast es versprochen«, sagte Stolperzunge. Er suchte bereits nach einem Weg durch die restlichen Äste, um dem geschwächten Jäger zu drohen.
Indrani stöhnte und öffnete blinzelnd die Augen. Quetschfaust hielt sie mit seinem linken Arm fest. Vor Schmerz grunzend riss er mit der rechten Hand den Panzerrückenspeer aus der Leiche eines zuckenden Wühlers.
»Den wirst du gebrauchen können«, sagte er. Dann warf er den Speer mit der Spitze voran genau auf den jüngeren Mann. Stolperzunge wich zur Seite aus, doch dadurch geriet der Baumstamm unter ihm ins Schwanken, und er stürzte rückwärts in das Gewirr aus klebrigen Ästen. Auch er war nicht so kräftig wie unter normalen Umständen, und er mühte sich viel zu lange ab, um sich zu befreien und seine Waffe zu bergen. Die Dämmerung erhellte bereits das Dach, als er es endlich auf die Lichtung geschafft hatte. Einige der »toten« Wühler hatten sich wieder in den Boden gegraben. Die anderen, vielleicht fünf, lagen reglos da, und die Maden, die zuvor auf ihnen herumgekrochen waren, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
Sein Magen knurrte. Er erinnerte sich an Quetschfausts Befürchtung, die Wühler könnten in seinem Bauch wieder zum Leben erwachen, aber ihm war klar, dass er seine ganze Kraft brauchte, wenn er den Mann verfolgen und Indrani wiederfinden wollte. Die Hornspitze seines Speers schnitt mühelos durch das Fleisch der Wühler. Es war mit madengroßen Löchern übersät, aber er verdrängte jeden Gedanken daran und zwang sich, einfach das zähe Fleisch zu kauen und zu schlucken. Dann fiel ihm etwas Schreckliches ein: Auch Quetschfaust musste hungrig sein.
Er sprang auf. Und hielt inne. Was war mit Steingesicht? Quetschfaust musste ihn mit seiner Steinschleuder getroffen haben. Nach allem, was er für
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