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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Muskeln aus Stein nach oben reckte, ohne dass es Anzeichen für Verfolger gab.
    Unter ihnen, in der Richtung, aus der sie gekommen waren, lag ein Streifen gespiegelten Lichts, der nur der Feuchtpfad sein konnte und aus der Ferne winzig wirkte. Von der anderen Seite des Grats aus sahen sie eine dunkle Linie aus Gebäuden, zwischen denen hier und dort der rötliche Schein von Kochfeuern leuchtete.
    Indrani ließ sich einfach zu Boden fallen, um zu schlafen. Deshalb verpasste sie das zweite Geschenk, das die Vorfahren ihnen an diesem Abend zukommen ließen. Genau in der Richtung, in die ihre Reise ging, nicht mehr als zwei Tage entfernt, blitzte plötzlich eine Häusergruppe heller als das Dachlicht auf. Die beiden Jäger fielen auf die Knie und waren für einen Moment geblendet. »Oh, ich danke euch!«, sagte Stolperzunge. »Ich danke euch!«
    Es war fast zu schön, um wahr zu sein.

DIE NEUANKÖMMLINGE
    Nach Tagen und Nächten der angestrengten Hetze kamen sie an einen Aussichtspunkt auf dem Grat über dem Gebiet, wo die neuen Wesen eingetroffen sein mussten.
    Die Stadt hier unterschied sich sehr von Stolperzunges Heimat. Sie war nicht in deutlich erkennbare Wege aufgeteilt, sondern die dicht gedrängten Straßen zogen sich an einem seltsamen, lauten Feuchtpfad entlang, der Fluss hieß. Aus dieser Entfernung wirkten die Gebäude zerschunden und abgenutzt, als würden sie sich wie unfreiwillige Freiwillige auf ihrer letzten Reise zusammenkauern.
    Rauch stieg empor, was vermutlich bedeutete, dass die Neuankömmlinge den Schock ihrer Ankunft bereits überwunden hatten und sich organisierten, wie Stolperzunge befürchtete. Er hoffte, dass sie trotzdem noch viel zu lernen hatten. Die Menschen waren viel zu schwach, um irgendwelchen Wesen gefährlich werden zu können, die die Kunst des Überlebens beherrschten. Hunger und Verletzungen hatten alle drei so sehr ausgezehrt, dass ein einzelner Hüpfer sie mühelos überwältigt hätte.
    Vor allem Indrani war am Ende ihrer Kräfte angelangt. Sie hatte den größten Teil des Weges auf eigenen Füßen zurückgelegt, obwohl ihre Beine ihr bei jedem Schritt grässliche Schmerzen bereiteten. Doch sie hatte sich kein einziges Mal beklagt. Ein paar Tage des Hungers und der Anstrengungen hatten aus der Frau wieder ein Kind gemacht. Sie hatte sämtliches Fett verloren, und ihre Muskeln waren völlig kraftlos geworden.
    Stolperzunge rüttelte an Steingesichts Ellbogen. Es überraschte ihn, wie lange es dauerte, dem Mann eine Reaktion zu entlocken. Vor zwei Tagen hatte der Mann begeistert über den Lichtblitz gejubelt. Seitdem hatte er schlimme Nächte durchlebt, und während der Tage war er schnell müde geworden. Es war fast, als wollte er gar keine leichte Beute finden, die ihm das Leben retten würde.
    »Wir müssen jagen«, sagte Stolperzunge zu ihm.
    »Für wen?«
    »Für uns … für Indrani.«
    Sie hatte sich bereits fallen lassen und noch während des Gesprächs der beiden Männer hinter einem kleinen Grat zusammengerollt. Stolperzunge beobachtete sie. Er sehnte sich danach, sie in seinen Armen zu halten und ihr in die Augen zu blicken – vielleicht zum letzten Mal.
    »Ich werde dich nicht enttäuschen«, flüsterte er und fragte sich, ob da unten etwas so Schlimmes wie die Langzungen auf sie wartete. Doch ein Stich in seinen Eingeweiden sagte ihm, dass es Zeit zum Aufbruch war. Indrani lag auf dem Sprecher, und er wäre niemals auf die Idee gekommen, ihn ihr wegzunehmen.
    Die Jäger marschierten auf zittrigen Beinen los, auf der Suche nach Fleisch. Nach ein paar schmerzhaften Stürzen auf der Geröllhalde hatten sie gelernt, auf den Moosflächen zu gehen, bis die Vegetation wieder dichter und farbiger wurde. In der Ferne stieg noch immer von irgendwo zwischen den Häusern am Fluss Rauch auf. Sie blieben in der Deckung des Grats, bis der Rauch genau gegenüber war. Dann krochen oder huschten sie von Strauch zu Felsblock, bis sie sich einer Baumgruppe näherten – die sie jedoch nie erreichten. Im letzten Moment hörte Stolperzunge das Knacken eines Zweiges und ließ sich in Deckung fallen. Steingesicht stand immer noch im Freien, sodass sein jüngerer Gefährte ihn hinter einen Felsblock zerren musste.
    »Ich dachte, du wolltest jagen«, murmelte Steingesicht. Doch danach sagte er nichts mehr.
    Inzwischen atmete Stolperzunge keuchend, und sein ganzer Körper war von Schweiß und Staub überzogen. Er zählte mehrere zehn Herzschläge ab und betete, dass niemand Steingesicht

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