Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
Vom Netzwerk:
wehrte den Menschen mit dem vierten ab. Stolperzunge packte ihn dort, wo sich ansonsten das Handgelenk befunden hätte. Er hielt den Arm fest und trat gegen die Verbindung. Sie brach sofort durch, aber das Wesen gab keinen Laut von sich. Stattdessen setzte es den Speer des Jägers wie eine Keule gegen ihn ein. Ein Schlag gegen den Brustkorb raubte ihm den Atem und warf ihn zurück. Jetzt bewegte sich das Wesen unbeholfener – wahrscheinlich wurde es durch den Schmerz behindert. Dennoch traf es Stolperzunges Kopfhaut und hinterließ einen brennenden Schnitt. Vielleicht wäre der erschöpfte Jäger in diesem Moment gestorben, wenn sich der dicke Mann nicht in den Kampf eingemischt hätte, indem er schrie und Steine warf. Als das Skelett sich umschaute, brach Stolperzunge ihm den zweiten Messerarm und entwand ihm seinen Speer. Die Bestie starb lautlos.
    Stolperzunge blickte sich zu Steingesicht um und sah, dass er sich gegen den Felsblock lehnte, hinter dem sie sich versteckt hatten.
    »Das hat mir gefehlt«, sagte der große Mann und brachte sein erstes Lächeln seit mehreren Tagen zustande.
    »W-w-warum hast du m-m-mir …«
    »Was willst du mir sagen? Vielleicht solltest du damit warten, bis wir wieder beim Sprecher sind.«
    »W-w-warum hast du m-m-mir n-n-nicht g-geholfen?«
    »Ach, du hättest es doch gar nicht gewollt. Nur schade, dass der Kerl dir den ganzen Spaß verdorben hat, was?«
    Stolperzunge sah den dicken Mann an, den Mann, der gar nicht hier sein konnte . Er brüllte immer noch in Kauderwelsch und warf Steine auf das letzte tote Skelett.
    »Bist du vom Dach?«, fragte Stolperzunge, als er wieder zu Atem gekommen war. Aus der Kopfwunde lief dem jungen Jäger Blut über das Gesicht. »Bist du gekommen, um nach Indrani zu suchen?« Es fiel ihm schwer, seinen Augen zu trauen. Es war ein Mensch! Er hätte ihn am liebsten umarmt. Doch der Neuankömmling wandte sich unvermittelt von ihm ab. Er setzte sich auf einen Felsbrocken nicht weit von dem, an den sich Steingesicht lehnte. Dann brach er in Tränen aus.
    »Du hast überlebt!«, sagte Stolperzunge. »Wir haben gewonnen!«
    Er wollte dem Mann gerade anbieten, sich ein Stück von den vier erlegten Wesen auszusuchen, als wieder krachender Lärm aus dem Wald zu hören war. Das Gesicht des Mannes zeigte den Ausdruck nackten Entsetzens. Auch Stolperzunge machte sich Sorgen, weil er nicht glaubte, dass er einen weiteren Kampf überstehen würde.
    »Wir sollten fliehen«, sagte er.
    Aber die Gestalten, die sich durch die Bäume kämpften, waren ebenfalls Menschen. Fünf Männer, die verweichlicht, aber nicht fett wirkten. Alle trugen Häute über der unteren Körperhälfte, sodass ihnen schrecklich warm sein musste. Alle hielten lange Äste in den Händen, die sie offenbar vor kurzem von Bäumen abgebrochen hatten.
    »Jetzt sind wir in Sicherheit«, sagte Stolperzunge.
    Der furchtsame Gesichtsausdruck des Mannes blieb. Er rappelte sich mühsam auf und rannte watschelnd los, wobei er sichtlich durch seinen wabbelnden Bauch behindert wurde. Nach kaum mehr als zehn Schritten fiel er vornüber.
    »Ein Gesetzesbrecher«, sagte Steingesicht. »Genauso wie wir.«
    »J-ja.« Aus irgendeinem Grund machte das Stolperzunge traurig.
    Er griff nicht ein, als zwei der Menschen den Dicken an den Armen griffen und hochzogen. Ein anderes Mitglied der Gruppe, kaum mehr als ein Junge mit frischen Narben auf der rechten Wange, näherte sich aufgeregt den Jägern. Ein paar Herzschläge lang plapperte er hektisch, und dann sagte er halbwegs deutlich: »Schta-ksicht! Schto-pe-sung! Schto-pe-sung!«
    Obwohl Stolperzunge schwindlig vor Hunger und Blutverlust war, lachte er. »Ja! Steingesicht und Stolperzunge! Woher w-weißt du das? Wer seid ihr?« Seine frühere Erfahrung mit Indrani hatte ihn gelehrt, mit Gesten zu arbeiten, aber trotzdem starrte der Junge ihn nur verständnislos an. Dann grinste auch er und tippte sich auf die Brust. »Yama!«
    Doch die anderen fanden das alles gar nicht lustig. Es folgte eine hitzige Diskussion, bei der einige aus der Gruppe mit wütenden Gesten auf Stolperzunge zeigten. Er hoffte, dass sie ihre Meinungsverschiedenheiten schnell beilegten und ihm etwas gaben, womit er seine Wunden verbinden konnte. Von Steingesicht konnte er keine Hilfe erwarten. Der ältere Jäger hatte die Augen geschlossen und schien die Neuankömmlinge nicht weiter zu beachten.
    Während Stolperzunge wartete, schnitt er ein Stück knochenweißes Fleisch von einem der erbeuteten

Weitere Kostenlose Bücher