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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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in seinen Armen und heulte wie ein geprügeltes Kind, bis sie die Augen schloss und er sie neben Steingesicht auf den Boden legte.
    Danach konnte er eine ganze Weile nicht einschlafen, weil sie so viele Gedanken in ihm geweckt hatte. Die Geschichte, die Indrani ihm vorenthielt, faszinierte ihn, und er fragte sich, wie sie davon überzeugt sein konnte, dass er sie hassen würde, wenn sie sie ihm einfach nur erzählte. Aber noch viel erstaunlicher war der Anblick, wie Indrani so nahe neben ihm lag – und dass er immer noch spürte, wie sie in seinen Armen gelegen hatte. Dafür würde er alles opfern. Er hatte es bereits getan, und er wusste, dass nichts auf der Welt ihn dazu bringen konnte, das Versprechen zu brechen, das er ihr gegeben hatte.

GASSENKAMPF
    Stolperzunge hatte noch nie eine naturgetreuere Darstellung gesehen als die Bluthaut, die auf Steingesichts Rücken tätowiert war. Sie setzte gerade zum tödlichen Angriff an, das Gewirr aus Zähnen gefletscht. Als der große Mann vor ihm den Abhang hinunterhumpelte, bekam Stolperzunge plötzlich Angst. Er erinnerte sich, wie er sich an diesen breiten Rücken geklammert hatte, während eine Bluthaut wie die in der Tätowierung nach ihm gegriffen hatte. Damals hatte Steingesicht ihm das Leben gerettet, und das nicht zum letzten Mal. Aber heute hätte die Bestie ihn mühelos erledigt. Der große Mann humpelte, sein normalerweise fröhlicher Mund war vor Schmerz verzerrt. Ansonsten behielt er seine Qualen für sich, bis auf ein gelegentliches Stöhnen.
    Vor der kleinen Gruppe löste sich der Morgennebel in der zunehmenden Wärme des Daches auf. Klumpen aus farbigem Moos überzogen das zerbröckelnde Gestein. Ein Mooswesen summte auf winzigen Flügeln vorbei. Einen Moment lang verharrte es neben Stolperzunges Ohr. Dann drehte es ab und verschwand hinter dem Grat. Es sucht nach Nahrung, dachte er, während sein eigener Magen knurrte. Seine Wunde brannte leicht unter dem Verband, aber durch Indranis fürsorgliche Hilfe verheilte sie schnell.
    Ihre Berührungen waren immer so sanft, selbst wenn sie schlecht vom Stamm sprach. Er konnte ihr deswegen gar keinen Vorwurf machen, wenn er bedachte, was sie durchgemacht hatte. Aber er hoffte, dass die Erinnerung an ihre Leidenszeit bald verblasste und sie ihm wieder in die Arme fiel – aber nicht, um sich auszuweinen.
    Sie blieb kurz stehen, um aus ihrem letzten Wasserbeutel zu trinken, und bemerkte, wie er sie ansah.
    »Und du bist wirklich nicht wütend auf mich, Stolperzunge?«
    »Nein!«
    »Aber wenn du mich immer so böse ansiehst wie jetzt …«
    »Ich habe nicht… ich meine, ich wusste nicht …«
    Sie lächelte und reichte ihm den Beutel. »Wir sind immer noch Freunde, ja?«
    Wenn sie nur wüsste! Er musste sich zusammenreißen, um nur zu nicken und nicht die Arme nach ihr auszustrecken und sie wieder zu erschrecken.
    Sie liefen weiter den Grat entlang, bis sie in Sichtweite des Feuers am Fluss kamen, das ständig zu brennen schien. Sie folgten der Rauchwolke, wie Stolperzunge es schon einmal getan hatte, und arbeiteten sich von Deckung zu Deckung den Abhang hinunter.
    Hier streiften deutlich mehr Wesen umher. Aber diesmal waren keine Skelette dabei. Diese Wesen liefen auf vier Beinen, obwohl sie den Eindruck machten, als würden sie einen Menschen um mindestens einen Kopf überragen, wenn sie sich auf zweien fortbewegen wollten. Sie hatten winzige Augen ganz oben auf den spitz zulaufenden Schädeln und rostfarbene, schuppige Haut. Menschliche Körperteile hingen an Lederriemen auf ihren Rücken. Offenbar hatten sie ein gutes Gehör, denn als Indrani vor Schreck keuchte, hielten sie inne. Es gelang ihr, lange genug still zu sein, bis die Bestien anscheinend entschieden, sich wohl verhört zu haben, und ihren Weg in Richtung Fluss fortsetzten. Doch sie waren auch nicht die letzte Gefahr, die zwischen den drei Menschen und ihrem Ziel lag. In der gesamten Umgebung schien es von Feinden zu wimmeln. Kaum mehr als zehn Herzschläge nach der ersten Sichtung entdeckte Stolperzunge in der Ferne eine Jagdgruppe der Skelette. Auch sie schienen Erfolg gehabt zu haben, denn sie schleppten tote Frauen an den Fußknöcheln hinter sich her.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass es hier Menschen gibt«, sagte Stolperzunge. Indrani antwortete nicht. Ihr Gesicht war weiß geworden. »Aber sie scheinen nicht besonders gut darin zu sein, sich zu verteidigen«, fügte er hinzu. Er erzählte ihr von den armseligen Waffen, mit denen die zwei

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