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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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die rostfarbene Haut durchbohrt. Wie immer grinste er und spannte die Muskeln an, um seine Gefährten zum Lachen zu bringen. Stolperzunge musste immer wieder an das Gespräch denken, das er mit ihm geführt hatte. Varaha hatte gesagt, dass er sich eine Frau nehmen wolle, sich aber geweigert, ihren Namen zu nennen. »Diese Frau ist eine heikle Angelegenheit«, hatte er gesagt. Diese Worte gingen Stolperzunge nicht mehr aus dem Kopf.
    »Sammelt eure Speere ein«, sagte er.
    In diesem Moment fingen die Kinder an zu schreien. Stolperzunge hatte das Gefühl, sein Blut würde gefrieren. War es so weit? Ging der große Angriff los, während sie völlig unvorbereitet waren? Er griff sich seinen Speer und rannte zur Gasse, die sich zum Hauptquartier öffnete. Er vergaß, den anderen Männern zu befehlen, ihm zu folgen, aber er hörte, dass sie ihm hinterherhetzten. Er bog um die halbhohen Mauern an der Einmündung der Gasse und trat vom Tageslicht in den tiefen Schatten. Verzweifelt versuchte er zu erkennen, was los war.
    Die Schreie ließen nach, als er den Hauptraum betrat. Nun waren laute Rufe zu hören. Er ging langsamer, während sich seine Jäger hinter ihm drängten. Als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, erkannte er die Gestalt von Yama, der mit seinem Speer gefährlich nahe vor den Gesichtern der Leute herumfuchtelte, während die Kinder leise flennten.
    »Was geht hier vor sich?«, wollte Stolperzunge wissen.
    Zu seinem Erstaunen verstummten schlagartig alle Gespräche. Er überspielte seine Überraschung, indem er sich umblickte. Der Älteste Kubar zog ein finsteres Gesicht. Andere Erwachsene standen neben ihm, einschließlich Indrani, die ihre Waisenkinder hinter sich geschart hatte. Und da war noch etwas anderes, aber das Licht…
    Ein Stich ging durch seine Eingeweide. »Was ist das?«
    Niemand sprach. Das Wesen war kleiner als die meisten der überlebenden Kinder. Es hatte rostrote Haut, wühlerähnliche Krallen und einen dreieckigen Kopf mit winzigen Augen auf beweglichen Stielen. Ein Vierbeiner, ein Junges. Es konnte gar nichts anderes sein.
    »Tötet es auf der Stelle!«, befahl er angewidert.
    »Was glaubst du, was ich die ganze Zeit versuche!«, rief Yama.
    Alle Kinder heulten, und viele der Erwachsenen schüttelten den Kopf. »Wollen wir jetzt auch zu Kindermördern werden?«, fragte Kubar. »Wir haben es gefunden, wie es sich an seine Mutter klammerte, die, wie ich hinzufügen möchte, wahrscheinlich von dir abgeschlachtet wurde. Welchen Schaden könnte dieses Wesen anrichten? Die Kinder lieben es. Nach allem, was sie durchgemacht haben, brauchen sie so etwas.«
    Stolperzunge schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er diesen Menschen jemals beibringen konnte, wie man überlebte. Wie es aussah, hatten sie dieses Wesen seit dem Kampf in der Gasse vor ihm versteckt.
    »Wollt ihr mich als euren Häuptling oder nicht?«, fragte er.
    Keiner von ihnen sagte etwas, aber die meisten nickten, und die Jäger hinter ihm murmelten zustimmend.
    »Dann tretet zurück«, sagte er. »Alle! Tu es, Yama.« Stolperzunge begnügte sich mit der Rolle des Zuschauers, weil er wusste, wie sehr der Junge darauf brannte, seine erste Beute zu erlegen.
    Yama grinste. »Ich werde dich zerstückeln, kleiner Vierbeiner«, sagte er. »Und zwar ganz langsam.«
    Das Wesen suchte zwischen den weinenden Kindern Deckung. »Ich werde dir die Augenstiele aus dem Kopf reißen …«
    Stolperzunge erinnerte sich an das Entsetzen, das er auf dem Floß empfunden hatte. Er dachte wieder daran, wie die weißen Feuchtpfadbestien in aller Ruhe darüber gesprochen hatten, wie sie ihn töten wollten, Wort für Wort vom Sprecher übersetzt. Es war eine grausame Erfahrung gewesen.
    »Sprich nicht darüber, sondern… tu es einfach, Yama.«
    Yama holte den kleinen Vierbeiner ein und hätte ihm mit dem Speer den Todesstoß geben können. Doch er begnügte sich damit, ihm einen Schlag mit dem Schaft zu versetzen, damit er ihn noch etwas länger jagen konnte. Begeistert schlug er noch einmal zu, worauf das Wesen in eine Gruppe von Waisenkindern rollte. Doch als er die Kinder zur Seite drängte, stellte er fest, dass es verschwunden war.
    »Warum hast du es nicht einfach getötet?«, fragte Stolperzunge, der sich bemühte, seine Wut nicht offen zu zeigen.
    »Ich …«
    Stolperzunge spürte, wie etwas an seiner Wade kratzte. Als er sich umdrehte, sah er, dass der Vierbeiner seinen Körper als Deckung benutzte. Er hob das Wesen auf,

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