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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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obwohl er sich nicht sicher war, was er damit machen sollte. Es war nicht einmal so lang wie sein Arm. Der Körper fühlte sich warm auf seiner Haut an, und er zitterte wie ein verängstigtes Kind.
    »Mach es schnell«, sagte er zu Yama, »oder ich betraue jemand anderen mit dieser Aufgabe. Man spielt nicht mit dem Tod, weil er am Ende immer gewinnt.«
    »Ich werde es tun«, sagte Yama. »Schnell. Es wird mir nicht noch einmal entkommen.«
    In diesem Moment spürte Stolperzunge etwas Warmes und Feuchtes an seinen Händen. Zuerst dachte er, es wäre Blut. Einige der Erwachsenen mussten unwillkürlich grinsen. Ein Kind kicherte.
    »Schmutziges Ding«, sagte Yama. »Gib es her.«
    Stolperzunge zögerte. Wie oft hatte er so etwas schon erlebt? Ein Menschenkind, das sich nass machte, das den Erwachsenen beschmutzte, der es in den Armen hielt, während alle anderen lachten. Dieses Wesen… dieses Baby hätte in dem Augenblick, als man es gefunden hatte, getötet werden sollen. Aber nun hatte es tagelang mit menschlichen Kindern gespielt und am Fleisch und der Wärme des Stammes teilgehabt.
    »Genug«, sagte er.
    Yama schien ihm nicht zuzuhören. Er hatte die Augen vor Erregung weit aufgerissen. Er packte den Vierbeiner am schlanken Hals und stieß mit dem Speer zu.
    Stolperzunge zog das Wesen rechtzeitig beiseite. Dann entriss er dem Jungen mit der anderen Hand die Waffe und warf ihn zu Boden.
    »Genug, sagte ich!«
    Yama stemmte sich hoch. Sein Blick begegnete den starrenden Augen aller Anwesenden. »Was für ein Häuptling bist du eigentlich?«, rief er. »Du bist ein Witz! Ein Witz! Du kannst nicht einmal diese Alten hier dazu bringen, zu Freiwilligen zu werden!« Er stand auf und schob sich durch die Menge zur Treppe. Am Eingang hielt er noch einmal an. Tränen liefen ihm über die Wangen, und seine Stimme klang gebrochen. »Wo sind die Tätowierungen? Wo sind die Frauen?« Dann stürmte er hinaus.
    Im Raum wurde es totenstill. Stolperzunge setzte den Vierbeiner vorsichtig ab. »Willkommen im Stamm, Kleiner«, sagte er. Alle klatschten Beifall, aber er hatte nur das Bedürfnis, seine Hände zu reinigen. Yama hat recht , dachte er immer wieder. Ich bin ein Idiot .

    Bestienfleisch drehte sich auf behelfsmäßigen Spießen, bis die Luft von köstlichen Düften erfüllt war. Der Stamm bereitete die letzten Reste der Beute aus der Gasse zu, bevor sie verrotteten. Es wurde ein Festmahl mit Liedern und Scherzen. Alle aßen sich satt. Gelächter wogte von einer Gruppe zur anderen, während die Menschen sich alle Mühe gaben, ihr schreckliches neues Leben und den bevorstehenden Überfall zu vergessen, der es wahrscheinlich bald beenden würde.
    »Mach weiter!«, rief jemand, und bald stimmten andere in seine Forderung ein. Sie drängten ein hübsches Mädchen, auf das niedrigere Dach hinauszutreten. Zuerst wirkte es schüchtern. Doch als es zu singen begann, war seine Stimme so voll wie das Fleisch eines Haarigen-Welpen, und die eindringlichen Worte ließen alle um ihre verlorene Heimat weinen.
    »Dies ist jetzt deine neue Heimat«, sagte sich Stolperzunge und wischte sich wütend die Tränen ab. Morgen würde er seinen Plan in die Tat umsetzen. Die ausgebildeten Jäger – die besten unter den schlechten – würden ihre Verstecke aufsuchen und dort vielleicht tagelang festsitzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie abgeschlachtet wurden, war hoch. Aber sie mussten es versuchen.
    Das Mädchen verbeugte sich unter Applaus, und dann übernahm Kubar ihren Platz. Mit seiner tiefen Stimme erzählte er die Geschichte von einer Art Geist, der menschliche Gestalt annehmen konnte. Die Menschen hörten gebannt zu, aber selbst mithilfe des Sprechers konnte der neue Häuptling kaum etwas mit dieser Geschichte anfangen. Er war erleichtert, als Indrani herüberkam und sich neben ihn setzte.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie. »Die nächste Vorführung wird dir besser gefallen.« Und so war es. Dieser Stamm hatte keine Trommeln, aber die Menschen machten mit ihren Mündern Musik, und die Frauen – nur die Frauen – tanzten dazu. Sie bewegten die Hände in komplizierten Mustern und bogen sie ungewöhnlich weit an den Handgelenken durch. Sie drehten sich auf der Stelle, während sie ständig lächelten und ihre Sorgen verdrängten.
    »Warum tanzt du nicht?«, wollte Stolperzunge von Indrani wissen.
    »Ich kann es nicht.«
    »Wedel einfach mit den Händen. Das kann doch nicht so schwierig sein.«
    Indrani lachte. Ein echtes Lachen, wie er

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