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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Artgenossen ungehindert nachkommen konnten.
    Stolperzunge führte seine Männer zu Indrani auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudebogens, wo der Feind eingedrungen war. Hier wirkten alle völlig erschöpft und verängstigt. Alte Frauen hatten blutige Hände, nachdem sie Steine geworfen hatten. Männer weinten. Manche kauerten sich am Boden zusammen, die Arme um die Knie geschlungen. Der gesamte Stamm wusste, dass es das Ende war, dass die Skelette heute Nacht ein Festmahl mit ihrem Fleisch abhalten würden.
    Stolperzunge blickte zu seiner Frau. Die Leitern aus Baumstämmen lehnten immer noch gegen die Wände. Wenn sie jetzt losrannten, konnten sie beide einen neuen verzweifelten Versuch unternehmen, zum Großen Dach zu gelangen. Aber noch hatten nicht alle die Hoffnung aufgegeben. Yama hatte seine Jungen um sich geschart und flüsterte eindringlich mit ihnen. Kubar und andere sammelten Steine für ihre Schleudern.
    In der Zwischenzeit hatte der gutaussehende Varaha völlig die Fassung verloren. Er blickte sich auf dem Dach um und murmelte vor sich hin, während seine Finger mit seiner Halskette spielten. Aber er hielt auch einen Speer in der anderen Hand, deren Knöchel weiß hervortraten; zweifellos würde er ihn auch benutzen.
    »Wir werden sie alle töten, was?« Steingesicht stand unmittelbar rechts von ihm und grinste über das ganze Gesicht. Sein Gürtel war mit überzähligen Waffen gespickt. Seine Stumpfheit war völlig verschwunden. »Sie werden mein Fleisch nicht kriegen!«
    »Ich d-dachte, du w-wolltest zum F-f-freiwilligen werden.«
    Steingesicht knurrte. »Sehe ich in deinen Augen wie ein Freiwilliger aus? Du hast mich gebeten, die Kinder zu bewachen. Das tue ich.«
    Auch Indrani war beschäftigt. Sie drängte die Frauen, wieder aufzustehen, oder zischte müde alte Männer an, bis sie sich bewaffneten. In diesem Moment wurde Stolperzunge klar, dass er diese Menschen nicht im Stich lassen konnte, selbst wenn es für ihn den sicheren Tod bedeutete. Sie waren sein Stamm, und nur der Stamm konnte seinem Leben einen Sinn geben.
    »Alle mal zuhören!«, rief er. Wieder erstaunte es ihn, dass tatsächlich alle innehielten und sich ihm zuwandten. »Wir können sie immer noch besiegen!«, sagte er. »Sie haben beim Angriff auf uns die meisten Verluste erlitten! Jetzt sind wir ihnen zahlenmäßig weit überlegen!« Obwohl das im Grunde ohne Belang war. Frauen, Kinder und Schwache gegen richtige Jäger. »Aber sie werden uns auslöschen, wenn wir uns hier hinten verkriechen. Wir müssen ihnen entgegengehen, bis kurz vor der Mitte des Gebäudes, wo wir im Vorteil sein werden.« Die Feinde würden eine halbe Mannslänge hinaufsteigen müssen, um zu den Verteidigern zu gelangen.
    Sie folgten ihm dorthin, wo er sie in Stellung brachte, die Speerwerfer in einer Reihe und dahinter alle anderen, die möglichst viele Steine aufsammeln sollten. Dann holte er tief Luft. Die Skelette würden schwer für ihren Völkermord büßen.
    »Jäger! Zuerst die Schleudern!« Die Feinde wären ein paar Herzschläge lang ungeschützt, wenn sie auf der anderen Seite hinuntersprangen.
    Dann spürte er, wie sich jemand neben ihm in die Reihe drängte. »Indrani?« Sie war von Kopf bis Fuß mit Schweiß und Schmutz bedeckt. Sie sah großartig aus, wunderschön, und schien keinerlei Angst zu haben. »Mach dir keine Sorgen, Stolperzunge. Sie haben die Geisterverehrer aus einem bestimmten Grund hierhergebracht. Sie werden mich nicht sterben lassen. Du wirst sehen.«
    »Wie meinst du das? Wer wird dich nicht sterben lassen?«
    Sie gab keine Antwort auf seine Frage. Sie nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. »Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe«, sagte sie. »Jetzt müssen wir uns bereit machen. Schau!«
    Sie wandte sich den Feinden zu.
    Fünfzig oder sechzig Skelette hatten es auf das Dach geschafft. Für sie war es eine verlustreiche Nacht gewesen. Sie mussten mehrere Zehner unter den Steinen verloren haben, abgesehen von denen, die Stolperzunge und seine Männer bereits draußen getötet hatten. So viele Verluste konnte sich eigentlich kein Stamm leisten, und Stolperzunge war klar, dass sie niemals bereit gewesen wären, einen solchen Preis zu zahlen, hätten sie das im Voraus gewusst. Jetzt näherten sie sich zügig und wechselten von einem Dach auf das nächste.
    Eine dichte Ansammlung aus Speeren und Stöcken ohne Spitzen erwartete sie. Viele der Menschen konnten eine Waffe nicht einmal richtig herum halten. Aber

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