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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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das wussten die Bestien nicht, sodass sie knapp außerhalb Steinschleuderreichweite stehen blieben.
    Alle warteten. Die Speere wogen schwer in den erschöpften Händen, während sich die Skelette untereinander zu beraten schienen. Die Bestien hatten keine Eile. Stolperzunge hörte weinende Kinder und Mütter, die sie zum Schweigen zu bringen versuchten. Davon abgesehen waren die Menschen völlig ruhig, während die Feinde überlegten, wie sie sie töten konnten.
    »Wir sollten sie angreifen«, sagte Yama. »Sie machen einen verwirrten Eindruck.«
    Niemand achtete auf ihn. Stolperzunge seufzte, und seine Furcht ließ immer mehr nach. Vielleicht würden die Feinde ihr Vorhaben nun aufgeben. Genau das hätte er an ihrer Stelle getan. Wenn die Skelette den geordneten Rückzug antraten und alle ihre Toten mitnahmen, wären die Menschen am Ende. Nach dreißig Tagen des Hungers und der Zermürbung hatten sie jede Überlebenschance verloren.
    Dann schrien die Menschen um ihn herum bestürzt auf. Zehn weitere Skelette waren durch die Dachluke geklettert. Es konnten nur die sein, die außerhalb der Barrikade Wache gehalten hatten. Unter ihnen war auch das große Wesen mit den schmuckvollen Häuten, das Stolperzunge kurz nach Anbruch dieser Nacht gesehen hatte. Es vollführte eine Geste mit seinem Speer, und alle anderen sammelten sich um ihn. Dann zeigte es mit dem Speer über das Dach auf die Menschen. Die Bestien stürmten los und sprangen auf den niedrigeren Gebäudeteil, der sie von ihrer Beute trennte.
    »Steinigt sie!«, rief Stolperzunge, aber der Befehl war überflüssig. Sämtliche Menschen, vom kleinsten Kind, das noch in der Lage war, einen Stein zu halten, bis zur grauhaarigsten Frau, warfen mit aller Kraft. Stolperzunges Jäger benutzten die Schleudern, und ein paar von ihnen schafften sogar zwei Schüsse, bevor die Skelette die Hälfte des Dachs überquert hatten. Die meisten Steine hatten keinerlei Wirkung oder gingen sogar weit daneben. Doch andere trafen ins Ziel, und hier und dort strauchelte eine Bestie und verlangsamte den Ansturm ihrer Artgenossen, wodurch die Verteidiger weitere Chancen zum Angriff erhielten.
    »Hab einen erwischt!«, brüllte Steingesicht.
    Auch Stolperzunge schleuderte Steine wie ein Besessener, und Sodasi und Kamala standen ihm in nichts nach.
    Dann warfen die Skelette Messer. Frauen und Kinder schrien, als sie getroffen wurden. Jäger gingen zu Boden. Sie wurden fortgeschleift und ersetzt, als die ersten Feinde nahe genug für einen unmittelbaren Kampf herankamen. Männer stachen in die leuchtende Masse der Bestien. Manchmal packte ein Skelett einen Speer mit den tentakelartigen Händen und zog den Menschen in die Reichweite scharfer Messer.
    Stolperzunge kam sich vor, als würde er sich selbst beim Kämpfen beobachten, wie einen Fremden. Er hatte jede Furcht verloren, und seine Waffe mit der Panzerrückenspitze bewegte sich so schnell, dass sie vor seinen Augen zu verschwimmen schien. Er war sich bewusst, dass Indrani in seiner Nähe war und ihm Rückendeckung gab. Sie sorgte dafür, dass er es nie mit mehr als zwei Gegnern gleichzeitig zu tun hatte.
    Hinter der Reihe der Jäger ließen die Frauen und älteren Kinder einen ständigen Regen aus faustgroßen Steinen auf die Feinde niedergehen. Gleichzeitig feuerten die Schwestern Sodasi und Kamala immer wieder in die Gruppe der Angreifer. Aus so großer Nähe trafen ihre Steine fast immer ins Ziel.
    Alles lief genauso ab, wie Stolperzunge es sich erträumt hatte. Alle schwachen Glieder der Menschengruppe bewegten sich wie ein Körper, bis das Ganze stärker als die Summe seiner Einzelteile war. Aber es genügte trotzdem noch nicht. Yama schrie, als sein Bein unter der Spucke der Bestien Blasen warf. Zwei Messer blitzten auf und stießen in den Bauch eines anderen Mannes. Die Verteidigungslinie kam ins Wanken.
    »Ich springe!«, rief Indrani. »Ich springe jetzt!«
    Dann tat sie es. Eben noch spürte Stolperzunge sie an seiner Seite, dann war sie verschwunden, hatte sich mitten zwischen die Feinde geworfen.
    »Indrani!«, schrie er.
    Er sah sie nicht weit von ihm entfernt zu Boden stürzen. Eine Bestie ging mit einem Messer auf sie los, und vor Stolperzunges Augen wurde alles rot. Mit einem Hieb seines Panzerrückenspeers enthauptete er Indranis Angreifer. Aber schon stürzten sich zwei weitere Feinde auf sie, und die übrigen Menschen wurden vom Dach gedrängt. Er spürte einen Schnitt am Bein und sah den Häuptling der Skelette genau

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