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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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vor sich. Stolperzunge wurde von ihm zurückgestoßen, von Indrani fort. Er schrie.
    In diesem Moment senkte sich die Sphäre auf sie herab, wie ein verwischter Streifen aus glänzendem, tosendem Silber. Es blitzte.
    Die gesamte Welt schien zu zittern. Ein Hitzeschwall strich über die Widersacher hinweg, gefolgt von Rauch. Der Kampf wurde unterbrochen, als Menschen und Bestien erkannten, was geschehen war. Die Hälfte des niedrigeren Gebäudeteils fehlte. Der Rest davon war mit verkohlten Skelettleichen übersät. Manche rauchten noch, manche waren zerstückelt, als hätte man sie zerrissen und in verschiedene Richtungen geworfen. Nur die Bestien, die den Menschen am nächsten gewesen waren, hatten überlebt.
    Die Pause wurde durch die vom Sprecher übersetzten Worte des Skeletthäuptlings beendet. »Über die Mauer!«, rief er. »Wir sind erledigt! Über die Mauer!«
    Als die Skelette die Flucht ergriffen, nahm Stolperzunge seinen Panzerrückenspeer und warf ihn mit aller Kraft. Der Schaft flog und bohrte sich durch den Körper des feindlichen Anführers. Dann sprang er auf die niedrigere Ebene hinunter. Sein verletztes Bein gab unter ihm nach. Er zwang sich, wieder aufzustehen, und zog verkohlte Leichen von der Stelle, wo er Indrani zuletzt gesehen hatte.
    »Ich bin unverletzt«, sagte sie, als er sie gefunden hatte. Allerdings zitterte sie am ganzen Körper. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie mich nicht sterben lassen werden.«
    Er wollte sie fragen, woher sie gewusst hatte, dass die Sphären eingreifen würden. Schließlich hatten sie noch nie zuvor versucht, sie zu retten. Doch dann schien sie an ihm vorbeizublicken. Er drehte sich um und sah, dass Varaha hinter ihm stand. Der Mann hatte nicht einen einzigen Kratzer abbekommen.
    »Es freut mich, dass ihr unversehrt seid«, sagte der Lehrer. »Wer auch immer das getan hat« – sein Blick ging zu Stolperzunge und dann wieder zurück zu Indrani –, »wird etwas als Gegenleistung dafür haben wollen.«
    Sie nickte einmal, worauf sich der Mann abwandte.
    »Indrani …?«
    »Mir geht es gut, Stolperzunge.« Sie wich seinem Blick aus. »Dein Volk braucht dich jetzt. Mit so etwas haben diese Leute keine Erfahrung. Hilf ihnen.«
    Sie hatte recht. Überall waren Verwundete, die vor Schmerz oder Angst schrien. Einige Leute kümmerten sich um sie, andere suchten nach Skeletten in ähnlicher Verfassung, um sich an ihnen zu rächen. Stolperzunge blickte nach oben. Die Sphäre hatte sich zurückgezogen und schwebte wieder friedlich unter dem Großen Dach.
    Er wäre fast über Kubar gestolpert, der den verletzten Yama versorgte.
    »Anstarren hilft ihm nicht!«, sagte der Älteste.
    Blasen aus Fleisch und Blut überzogen Yamas linken Fußknöchel. Sein Gesicht war vor Schmerz verzerrt, und die Narben auf seiner Wange wirkten dunkler als je zuvor. Er blickte zu Stolperzunge auf.
    »Wir hätten sie angreifen sollen, als ich es gesagt habe!«, tobte er. »Dann wäre mir das hier niemals passiert!«
    Viele Menschen drehten sich um, als sie seine laute Stimme hörten.
    »Ich verstehe«, sagte Stolperzunge und nickte. Dann sprach auch er lauter, aber so gelassen wie möglich. »Ich erinnere mich, dass du auch einmal gesagt hast, hier sollte endlich wieder alles richtig laufen. Dass wir von nun an Freiwillige auswählen sollen.«
    »Was meinst du damit?«
    Stolperzunge wandte sich an Kubar. »Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis seine Verletzung wieder verheilt ist?«
    »Woher soll ich das wissen? Mit solchen Verletzungen hatten wir noch nie zu tun.«
    »Vielleicht dauert es zu lange«, sagte Stolperzunge.
    »Es wird verheilen!«, sagte Yama. »Bei den Göttern, ich werde wieder gesund!« Er fing an zu weinen, aber nicht wie ein Mann, sondern wie ein Kind, das er immer noch war, schniefend und blubbernd. »Bitte, Stolperzunge. Bitte nicht mich.«
    Stolperzunges Gesichtsausdruck änderte sich nicht. »Ich habe dich und die anderen ausgebildet, Yama. Ich wollte, dass wir wie ein Körper handeln. Und ein Körper kann nur einen Kopf haben. Hast du mich verstanden?«
    »Ja.« Rotz lief ihm über die Oberlippe.
    Stolperzunge fühlte sich elend, mieser als der schlimmste Raufbold. Doch seine Miene blieb leidenschaftslos. Alle Überlebenden sahen ihn an. »Wer ist der Häuptling?«
    »Du, Stolperzunge. Du bist der Häuptling.«
    »Also wirst du mir nie wieder den Gehorsam verweigern.« Er humpelte davon, so zügig er konnte. Er spürte, dass sein verletztes Bein einzuknicken

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