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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Steingesicht jetzt noch sein? Es war eine schreckliche Vorstellung, aber nicht die einzige. Wer sonst war noch gestorben? Wen hatte er, Stolperzunge, verloren? Er versuchte, nicht zu lange über diese Frage nachzudenken, als er sich zum Haus des Häuptlings durchschlug. Durch die Fallen und eingestürzten Häuser hatten sich die Straßen so sehr verändert, dass er den Mittelplatz kaum wiedererkannte, als er dort ankam. Die Wände waren blutbesudelt, und die halb geschlachteten Leichen von Feinden übersäten den Boden – mehr Fleisch, als die Menschen nutzen konnten. Viel schlimmer war, dass viele Kerbhölzer vor der Tür des Hauses der Ehre lagen, zum Teil zertreten, zum Teil sogar zerbrochen! Die Seelen jener, zu denen diese Hölzer gehörten, würden die Große Heimkehr niemals schaffen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, aufzuräumen oder die Zeichen des Unglücks auch nur zu verstecken. Niemand.
    Dann sah er, wie Wandbrecher und Moosherz gemeinsam aus ihrem Haus kamen. Wandbrecher machte den Eindruck, als hätte er seit Zehntagen nicht geschlafen. Stolperzunge hatte ihn noch nie so abgemagert gesehen, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Als der Häuptling bemerkte, dass sein Bruder ihn von der anderen Seite des Platzes beobachtete, schrie er, als hätte er einen Geist gesehen. Er humpelte herüber und schloss Stolperzunge in offenkundiger Erleichterung in die Arme. Hatte er ihm alles verziehen? Waren sie jetzt wieder Brüder, wie der Häuptling es ihm versprochen hatte? Seine Freude wirkte ehrlich, Stolperzunge spürte es an der Kraft, die er in die Umarmung legte. Viele Herzschläge vergingen, bevor Wandbrecher dazu kam, nach dem Erfolg ihres Vorstoßes zu fragen.
    Doch als er es tat, kam plötzlich jede Tätigkeit auf dem Platz zum Erliegen. Es war, als würden sich die Menschen erst jetzt erinnern, warum sie Stolperzunge während der Kämpfe nicht gesehen hatten. Männer und Frauen kamen beinahe ängstlich näher. Ganz anders, als Menschen normalerweise waren. Stolperzunge blickte zum Rand der sich versammelnden Menge und hoffte, irgendwo Indrani zu entdecken, wie sie ihm zulächelte. Warum sah er sie nicht? Plötzlich empfand er ein starkes Widerstreben, den Sprecher an seinen Bruder auszuhändigen, vermischt mit großer Sorge um ihr Wohlergehen. Was war, wenn sie während des Kampfes als Freiwillige ausgewählt worden war?
    Er machte sich bewusst, dass diese Gedanken seiner unwürdig waren. Wenn er seinem Bruder nicht mehr vertrauen konnte, hatte die ganze Welt ihren Sinn verloren. Also griff er in seinen Beutel und zog die faustgroße Metallkugel hervor.
    Er sagte: »H-h-hier h-h-habe ich s-s-s…«
    Und der Sprecher sagte: »Hier habe ich sie!«
    Einige Leute applaudierten, viele weinten, bis Wandbrecher mit einer Geste Ruhe forderte. Sie gehorchten unverzüglich.
    »Jetzt sind wir nur noch wenige«, sagte der Häuptling. »Nicht mehr als eintausend …« Stolperzunges Unterkiefer klappte herunter, während die Stimme seines Bruders immer stärker und lauter wurde. »Aber wir sind die tapfersten tausend Menschen, die jemals gelebt haben!«
    Er hob den Sprecher. »Mit dieser magischen Kugel, die wir durch meinen Plan errungen haben, kann ich unser Überleben garantieren! Und noch viel mehr! Ich kann versprechen, dass keins von unseren Kindern mehr freiwillig gehen muss! Nie mehr!«
    Lauter Jubel brach aus.
    Stolperzunge stand immer noch unter Schock, weil nur so wenige Mitglieder seines Volkes überlebt hatten. Zu wenige in einer so gefährlichen Welt. Und er hatte Indrani immer noch nicht gesehen.
    Er wollte Wandbrecher nach ihr fragen, konnte sich aber nicht gegen den Lärm der Menge durchsetzen.
    »Wir alle sind sehr tapfer gewesen«, rief der Häuptling, »aber keiner war tapferer als mein Bruder Stolperzunge!« Die Menschen stimmten seinen Worten begeistert zu. »Dafür werden er und Steingesicht neue Tätowierungen bekommen! Obwohl ich nicht genau weiß, ob der arme Steingesicht noch Platz dafür hat!«
    »Ich wette, seine Frauen können dir einen Tipp geben!«, rief jemand in der Menge. Einige Leute lachten, wurden aber schnell von anderen zum Schweigen gebracht, denen das Schicksal von Steingesichts Familie bekannt war.
    »Außerdem werde ich meinen Bruder belohnen, indem ich ein Versprechen einlöse, das ich ihm beim letzten Mal gab, als ich glaubte, ihn verloren zu haben. Ich werde für ihn eine Braut suchen!« Stolperzunge ging das Herz über. »Der Stamm braucht jetzt viele Kinder,

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